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Titelkampf-Blues? Darum hört Lewis Hamilton auf

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton schweigt nach dem irren und kontroversen Saisonfinale der Formel 1. Greift er nächstes Jahr noch einmal an? Keiner weiß es ganz genau. Wir sagen, welche Gründe dafür sprechen, dass Hamilton aufhört.

Die Worte fehlen: «Das Schweigen ist da, weil ihm auch einfach die Worte fehlen», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff, ein enger Vertrauter Hamiltons: «Es wird eine lange Zeit brauchen, um das zu verdauen, was da am Sonntag passiert ist. Ich denke nicht, dass wir je darüber hinwegkommen. Das ist unmöglich. Ganz besonders nicht für ihn als Fahrer.»

Wut und Verzweiflung: Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Manchmal gibt es aber auch Wunden, die nur sehr schwer oder gar nicht wirklich verheilen. Hamilton kommt mit seinem Bling-Bling-Style und der Rockstar-Attitüde cool und smart. Doch der Brite hat in den vergangenen Jahren auch immer öfter die sensible, die nachdenkliche Seite gezeigt, mit seinen Anti-Rassismus-Kampagnen oder seinem Kampf für mehr Gleichberechtigung. Gut möglich, dass ihn das verlorene Finale deutlich härter trifft, als wir uns vorstellen können.

Verlorenes Vertrauen: Das kontroverse Saisonfinale soll von allen Beteiligten aufgearbeitet werden, damit sich so etwas nicht wiederholt. Das war auch ein wichtiger Grund dafür, dass Mercedes die Berufung letztloch zurückgezogen hat. Was aber, wenn bei Hamilton das Vertrauen nachhaltig zerstört wurde? Hamiltons Werte und Überzeugungen seien in Abu Dhabi eben auch «mit Füßen getreten» worden, sagte Wolff. «Wir müssen auch den Schmerz überwinden, der ihm zugefügt wurde, denn er ist ein Mann mit klaren Werten», sagte Wolff, es sei «schwer zu verstehen, dass das passiert ist.» In Zukunft gehe es auch darum, dass sich ein solches Szenario nicht wiederholt, die Regeln «robuster» werden. Dafür will sich Wolff einsetzen. Und hofft, dass er Hamilton weiter an seiner Seite hat.

Verlorene Motivation: Vor dem Finale brannte Hamilton vor Ehrgeiz, es war klar, dass er weiterfahren würde. Nun stellt sich nach den Vorkommnissen aber die Frage, wie es um noch um seine Motivation steht. Die ist für einen Spitzensportler generell essenziell, für einen Formel-1-Fahrer, bei dem es immer auch um die eigene Gesundheit geht, sogar noch ein bisschen mehr. Bedeutet: Halbherzig mitfahren, wenn ein paar Prozentpunkte fehlen, wird der Brite nicht.

Andere Herausforderungen: Hamilton könnte die Formel-1-Karriere beenden, was nicht das Ende seiner Rennfahrer-Karriere bedeuten muss. Alternativen gibt es einige, die einfachste wäre, für sein eigenes Team zu fahren: In der Extreme E verlor er am Sonntag den Titel auf dramatische Art und Weise an seinen früheren Formel-1-Rivalen Nico Rosberg, allerdings als Teambesitzer. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich in das Elektro-SUV zu setzen.

Das Leben danach: Es gibt so viele Dinge neben der Formel 1, denen Hamilton bereits jetzt nachgeht, aber eben nicht so intensiv, wie es als «Formel-1-Rentner» möglich wäre. Ob es nun Mode im Allgemeinen ist, Mode-Kollektionen (zum Beispiel für Tommy Hilfiger) im Speziellen, seine Musik, oder sein Engagement bei gesellschaftlichen Themen. «Musik ist für mich der Schlüssel zur Seele», hat er einmal seine Leidenschaft erklärt.

Was sagt das Herz?: «Ich hoffe sehr, dass Lewis weiterfährt. Und ich denke, als Rennfahrer wird sein Herz sagen, ich muss weitermachen, denn er ist auf dem Höhepunkt seines Könnens», sagte Wolff, 100 Prozent sicher kann der Österreicher aber natürlich nicht sein. «Ich muss einfach alles tun, was ich kann, um ihm zu helfen, diese aktuellen Gefühle zu überwinden, damit er im nächsten Jahr gestärkt zurückkehren kann», erklärte Wolff: «Mit der Liebe zum Sport und dem Vertrauen in die Entscheidungsfindung des Sports. Wir wünschen uns sehr, dass dies der Fall sein wird.»


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