Formel 1: Charles Leclerc hat die Nase voll

Lando Norris (1.): «Davon habe ich immer geträumt»

Von Vanessa Georgoulas
Lando Norris

Lando Norris

McLaren-Star Lando Norris sicherte sich auf dem Silverstone Circuit den Sieg im Heimspiel. Sein Teamkollege Oscar Piastri kreuzte die Ziellinie als Zweiter. Mit dem dritten Platz sorgte Nico Hülkenberg für die Sensation.

Eigentlich hatte Oscar Piastri die besseren Karten als sein McLaren-Teamkollege Lando Norris, wenn es um den Sieg im Grossbritannien-GP auf dem Silverstone Circuit ging. Doch der Australier kassierte für ein Vergehen hinter dem Safety-Car eine 10-sec-Zeitstrafe, die es Norris ermöglichte, den ersten GP-Heimsieg zu feiern.

Polesetter Max Verstappen wurde nur Fünfter, weil er erst von beiden McLaren-Piloten überholt wurde, dann beim Stopp wieder an Norris vorbeikam und sich daraufhin drehte und zurückfiel, bevor er sich wieder nach vorne kämpfte. Norris war überglücklich und erklärte: «Es ist wunderschön, davon habe ich immer geträumt, abgesehen vom WM-Titel ist das wohl das beste Gefühl überhaupt.»

«Ich bin so stolz, hier fing für mich alles an. Ein unglaubliches Rennen. Es war stressig wie immer, aber ich hatte eine super Unterstützung von den Fans, das hat wirklich den Unterschied gemacht. Vielen Dank dafür», schwärmte der 25-Jährige. Und er gestand: «Im Kopf ist nichts mehr, wenn du da unterwegs bist. Alles, was du vor dem Rennen vielleicht gedacht hast, ist vergessen. Das Einzige, was ich dachte, war: ‚Versaue es nicht‘.»

Und Norris verriet: «In den letzten Runden habe ich die Zuschauer angeschaut, habe versucht, den Moment zu geniessen, weil es vielleicht nie wieder passiert. das sind die Erinnerungen, die man für immer behält, ich hoffe, es passiert wieder, aber vielleicht war das eine einmalige Erfahrung. Und es war einfach eine unglaubliche Errungenschaft.»

Der Lokalmatador verpasste es auch nicht, sich bei seinem Team zu bedanken. Und er fand auch liebe Worte für seinen Teamkollegen Piastri. «Es war so stressig, wie es nur sein konnte, aber auch ein gutes Rennen für Oscar, er war die ganze Zeit schnell, und er hat auch Applaus verdient. ich geniesse unsere Zeit auf der Strecke – nicht so sehr, wenn er vorne ist, aber so ist das Leben. Dank auch an McLaren, es ist überwältigend, hier vor unseren Leuten zu gewinnen.»

So lief das Rennen

Das Wetter schlug vor dem Rennen auf dem Silverstone Circuit gleich mehrmals um. Regenschauer und Sonnenschein wechselten sich ab und auch in der letzten Stunde vor dem Rennstart regnete es noch einmal kurz und relativ stark. Danach schien die Sonne und die GP-Stars durften bei etwas freundlicheren Bedingungen losfahren.

Die Aufwärmrunde absolvierte man hinter dem Safety-Car, doch der Start erfolgte wie gewohnt und Polesetter Max Verstappen verteidigte die Führung vor dem McLaren-Duo Oscar Piastri und Lando Norris. Weiter hinten kamen sich Esteban Ocon und Liam Lawson in die Quere, wobei letzterer den Kürzeren zog und abflog – für ihn war das Rennen genauso gelaufen wie für Franco Colapinto, der aus der Boxengasse hätte losfahren sollte, aber keine Runde absolvieren konnte.

Auch Sauber-Rookie Gabriel Bortoleto kam nicht weit, er fiel in der fünften Runde aus, weil er sich von der Strecke drehte. Danach fuhr er weiter, doch weil sich sein Heckflügel in seine Bestandteile auflöste, musste er seinen Dienstwagen am Streckenrand abstellen. Deshalb kam zum zweiten Mal das virtuelle Safety-Car auf die Bahn.

Mehrere Piloten hatten da schon die Box besucht, um von den Intermediate-Reifen auf Slicks zu wechseln. Etwas später als der Rest bog Kimi Antonelli an die Box ab, damit konnte er vor seinem Teamkollegen George Russell bleiben, der vor ihm losgefahren war. An der Spitze kam Piastri an Verstappen vorbei, während Russell neuen Regen meldete. Der Brite hatte dank Teamorder an seinem Teamkollegen vorbeiziehen können und fuhr damit vor dem Rookie aus Bologna.

Dieser bog in Runde 10 erneut an die Box ab, um sich wieder die Reifen für Mischverhältnisse geben zu lassen. Mehrere Piloten taten ihm das gleich, während Verstappen und Norris, die auf der Bahn geblieben waren, sichtlich Probleme hatten, auf der Bahn zu bleiben. Verstappen hatte mehr Mühe als sein Verfolger und erlebte eine Schrecksekunde, die einen Ausritt neben der Bahn und einen Positionsverlust zur Folge hatte.

Beide bogen danach an die Box ab, und weil Norris’ Stopp ganze 5,1 sec dauerte – vorne links klemmte es – kam Verstappen, der sich nur 2,2 sec gedulden musste, wieder vorbei. Der immer stärkere Regen sorgte dafür, dass die Rennleitung das Safety-Car auf die Piste schickte, dennoch wurde es nicht langweilig, weil sich etwa Charles Leclerc durchs Gras pflügte und erklärte, dass Wasser in sein Visier geflossen war, was einen Blindflug zur Folge hatte. Der Monegasse hatte Glück im Unglück und konnte weiterfahren.

Das nächste Opfer der Bedingungen war Isack Hadjar, der Antonelli ins Heck krachte und dann in die Bande flog. Erneut kam ein Safety-Car auf die Bahn, und als dieses die Strecke wieder verliess, drehte sich Verstappen beim Restart in Runde 21 und fiel auf Platz 10 zurück. Auch Bearman hatte kein Glück, der Haas-Pilot und Yuki Tsunoda kamen sich zu nahe und Ersterer geriet neben die Bahn.

Piastri, der kurz vor der Rennfreigabe in die Eisen gestiegen war, geriet ins Visier der Regelhüter und bekam dafür eine 10-sec-Zeitstrafe aufgebrummt. Das gleiche Schicksal ereilte Tsunoda wegen des unliebsamen Treffens mit Bearman.

Nach 30 Runden lautete die Top-10-Reihenfolge Piastri vor Norris, Stroll, Hülkenberg, Hamilton, gasly, Russell, Alonso, Sainz und Verstappen. Hinter dem Champion aus dem Red Bull Racing-Team waren Albon, Leclerc, Bearman, Ocon, und Tsunoda unterwegs. Ausgefallen waren Antonelli, Hadjar, Bortoleto, Lawson und Colapinto.

In Runde 35 gab es Applaus im Pressesaal, denn Hülkenberg nutzte den flachgestellten Heckflügel, um am vor ihm fahrenden Stroll vorbeizuziehen. Damit war der Deutsche, der noch nie auf dem GP-Treppchen stand, auf Podestkurs.

Russell ging ein Risiko ein und wechselte in Runde 39 auf die harten Reifen. Der Brite drehte sich von der Piste und pflügte sich durchs Grün, konnte aber auf die Strecke zurückkehren. Kurz vorher waren sich Leclerc und Sainz in die Quere und die Regelhüter warfen einen Blick auf die Szene, verzichteten aber auf eine nähere Untersuchung.

Unterdessen kämpfte sich Verstappen wieder langsam nach vorne. Nach einem Überholmanöver an Gasly war er Sechster, fiel durch einen langsamen Stopp aber wieder zurück auf Platz 9. Die meisten Piloten wechselten wieder auf die Slicks und danach sorgte Bearman mit einem Dreher erneut für Aufregung, denn dieser ereignete sich, nachdem er mit seinem Teamkollegen Ocon zusammengeraten war. Auch Piastri bog ab und sass seine Strafe ab, danach durfte Norris an die Box.

In Runde 45 führte Norris das Feld vor Piastri und Hülkenberg an. Hamilton, Stroll, Verstappen, gAsly, Alonso, Albon und Russell komplettierten die Top-10, dahinter waren Bearman, Sainz, Ocon, Leclerc und Tsunoda unterwegs.

Die GP-Stars taten sich weiter schwer und Leclerc pflügte sich nach einer Schrecksekunde durchs Kiesbett. Hülkenberg machte hingegen alles richtig und wurde von den Fans in der «Fahrer des Tages»-Wahl dafür belohnt. Was noch viel wichtiger für den Deutschen im Schweizer Auto war: Er feierte als Dritter das erste GP-Podest seiner Karriere.

Den Heimsieg feierte Norris, der auf dem Weg zurück zur Box ein paar Tränen verdrückte. Hinter ihm machte Piastri das McLaren-Glück perfekt. Hamilton kreuzte die Ziellinie als Vierter vor Verstappen, der mit dem fünften Platz Schadensbegrenzung betrieb. Gasly, Stroll, Albon, Alonso und Russell komplettierten die Top-10 vor Bearman, Sainz, Ocon, Leclerc und Tsunoda.

Grossbritannien-GP, Silverstone

01. Lando Norris (GB), McLaren, 1:37:15,735 h
02. Oscar Piastri (AUS), McLaren, +6,812 sec
03. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +34,742
04. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +39,812
05. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +56,781
06. Pierre Gasly (F), Alpine, +59,857
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +1:00,603 min
08. Alex Albon (T), Williams, +1:04,135
09. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +1:05,858
10. George Russell (GB), Mercedes, +1:10,674
11. Oliver Bearman (GB), Haas, +1:12,095
12. Carlos Sainz (E), Williams, +1:16,592
13. Esteban Ocon (F), Haas, +1:17,301
14. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:24,477
15. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +1 Runde
Out
Kimi Antonelli (I), Mercedes, Unfallschäden
Isack Hadjar (F), Racing Bulls, Kollision mit Antonelli
Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, Dreher
Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, Kollision mit Ocon
Franco Colapinto (RA), Alpine, Motorproblem

WM-Stand (nach 12 von 24 Grands Prix und 2 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Piastri 234 Punkte
02. Norris 226
03. Verstappen 165
04. Russell 147
05. Leclerc 119
06. Hamilton 103
07. Antonelli 63
08. Albon 46
09. Hülkenberg 37
10. Ocon 23
11. Hadjar 21
12. Stroll 20
13. Gasly 19
14. Alonso 16
15. Sainz 13
16. Lawson 12
17. Tsunoda 10
18. Bearman 6
19. Bortoleto 4
20. Colapinto 0
21. Doohan 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 460 Punkte
02. Ferrari 222
03. Mercedes 210
04. Red Bull Racing 172
05. Williams 59
06. Sauber 41
07. Racing Bulls 36
08. Aston Martin 36
09. Haas 29
10. Alpine 19

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