Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Die moderne Formel 1: Der reine Wahnsinn

Kolumne von Tom Hunter
Der Red Bull Racing RB9 im Renntrimm für Australien

Der Red Bull Racing RB9 im Renntrimm für Australien

Wo wird die Paranoia einiger Grand-Prix-Rennställe noch enden? Ein paar Gedanken vom Circuit de Catalunya.

Die Geheimniskrämerei in der Formel 1 finde ich bisweilen schwer verdaulich. Einen neuen Höhepunkt hat die Paranoia der Rennställe heute Morgen am Circuit de Catalunya erreicht: Da kamen tatsächlich Vertreter eines bestimmten Teams ins Pressezentrum hoch, weil sie mitgekriegt hatten, dass Fotografen von oben herab Details ihres Autos fotografiert hatten.

Da kann ich nur sagen: Ja und? Seit wann ist Fotografieren in der Formel 1 verboten?

Wo wird das noch hinführen?

Guckt mir demnächst ein PR-Soldat der Teams über die Schulter, wenn ich eine Kolumne schreibe? Um diskret, aber bestimmt auf Änderungen zu drängen?

Werden Fotografen und Journalisten bald aus der Boxengasse verbannt, auf dass sie auch ja nichts Berichtenswertes entdecken?

Möchten die Teams vielleicht lieber unter Ausschluss der Öffentlichkeit fahren?

Natürlich ist die Zeichnung oben überspitzt, aber sie trifft den Nerv.

Mit Verlaub: So geht das alles nicht.

Halten wir einen Moment inne und fragen uns einmal: Was genau ist denn die Formel 1?

Sir Frank Williams hat einst gesagt: «Jeden zweiten Sommer-Sonntagnachmittag ist sie von zwei bis vier ein Sport. Sonst ist sie Geschäft.»

Das kommt der Wahrheit schon recht nahe. Aber im Grunde ist sie nichts Anderes als Unterhaltung und Werbung. Und es steht viel Geld auf dem Spiel, sehr viel Geld.

Die Formel 1 lebt davon, dass die im Sport vertretenen Firmen etwas verkaufen wollen – Mercedes oder Renault ihre Autos, Red Bull energetische Getränke, Vodafone Handy-Verträge.

Wie gross ist der Werbe-Effekt für Red Bull oder Vodafone, wenn die Autos hinter blauen Stellwänden stehen?

Fans gucken sich die Rennen als Zeitvertreib an, so wie sie sich Bayern München gegen Arsenal London anschauen oder ein Ski-Abfahrtsrennen.

Die Formel 1 heilt nicht Krebs.

Die Formel 1 löst keine kriegerischen Konflikte.

Die Formel 1 ist hilflos gegen den Hunger in der Welt.

Vor diesem Hintergrund ist es schlicht lächerlich, wenn Teammitglieder nichts Besseres zu tun haben, als Fotografen auf die Finger zu klopfen.

Mir scheint, es würde in diesem Sport dringlichere Probleme geben.

Die Ticketpreise sind zu teuer. Der Sport hat den Anschluss an die sozialen Netzwerke verschlafen. Der Formel 1 mangelt es an Volksnähe. Wir brauchen frische Sponsoren und mehr Motorenhersteller.

Den Freiraum der Medien einzuschränken, ist dabei nicht unbedingt ein Schritt in die richtige Richtung.

Das Schlusswort von Erhard Blanck, deutscher Schriftsteller und Maler:

«Zensur ist, wenn die eigene Beschränktheit zum Massstab der Kreativität erhoben wird.»

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