Üble Vorwürfe: Turbo verfrüht, Budgetdeckel weltfremd
Mark Gallagher
Mark Gallagher hat fast alle Seiten der Formel 1 zu sehen bekommen: als Journalist, als Marketing-Chef bei Jordan, als Leiter Sponsoring bei Jaguar Racing, später mit seiner eigenen Beraterfirma und als Wegbereiter für die Rückkehr der Traditionsmotorenfirma Cosworth in die Formel 1. Dem Iren gefällt nicht, wie sich unser Lieblingssport derzeit entwickelt. Er ist der Meinung: «Gegenwärtig wird im Grand-Prix-Sport fast alles falsch gemacht.»
«Ein Budgetdeckel ist unrealistisch»
Natürlich ist auch das Geld bei Mark ein zentrales Thema – kein Wunder, wenn wir daran denken, dass das halbe Startfeld von Finanzsorgen geplagt wird. Der vom Autoverband angedachte Budgetdeckel «ist theoretisch eine fabelhafte Idee», so Gallagher, «die aber leider nicht umsetzbar sein wird. Vielleicht ist es ja noch denkbar, dass man die Ausgaben eines Rennstalls prüfen kann, aber was ist mit Lieferanten, Schwester- oder Mutterfirmen? Die ganze Idee ist ja nicht neu, sondern geht auf den früheren FIA-Präsidenten Max Mosley zurück. Aber schon damals hatten die grossen Teams kein Interesse an einer Budgetobergrenze. Dabei hat man die drei neuen Teams Caterham, Marussia und HRT ab 2010 unter dem Versprechen in die Formel 1 gelockt, dass dieser Budgetdeckel kommt. Das ist leider nie passiert.»
Mark weiter: «Teams wie Ferrari und Red Bull Racing werden es nie zulassen, dass sie einen Vorteil durch so etwas wie eine Budgetobergrenze verlieren.»
«Neue Antriebseinheiten kommen zur falschen Zeit»
Kein gutes Haar lässt Mark Gallagher auch an der Einführung der neuen Antriebseinheiten für 2014 – also der Umstellung auf V6-Turbomotoren mit Mehrfach-Energierückgewinnung, was Kosten in Höhe von rund 200 Mio Euro verursacht für die drei verbliebenen Motorenhersteller Ferrari, Mercedes und Renault.
Mark: «Das Timing ist völlig falsch. Man hätte mit der Umstellung warten müssen, bis sich die wirtschaftliche Situation etwas normalisiert hat, sagen wir bis 2016. Renault hat da grossen Druck gemacht. Die Franzosen sagten, es müssen Strassenfahrzeug-relevante Motoren her, sonst drehen sie der Formel 1 den Rücken. Gleichzeitig war auch der Autoverband FIA scharf darauf, dem Sport ein grüneres Image zu verpassen. Wir bei Cosworth haben uns damals dafür eingesetzt, die Entwicklung der Triebwerke so zu beschränken, dass diese V8-Aggregate samt KERS im Jahr nicht mehr als 8 Mio Euro gekostet hätten. Aber die Hersteller waren an dieser Idee nicht interessiert.»