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Ron Dennis: Perfektion auf der Molekularebene

Von Vanessa Georgoulas
Helfer in der Not: Ron Dennis war nicht immer nur streng

Helfer in der Not: Ron Dennis war nicht immer nur streng

Mit Ron Dennis’ Rückkehr als Geschäftsführer der McLaren-Gruppe hat die Formel 1 eine ihrer markantesten Figuren zurückgewonnen. Ein langjähriger McLaren-Mitarbeiter erinnert sich...

Mit Ron Dennis kehrt einer der prominentesten Namen der Königsklasse in die Formel-1-Welt zurück. Der frühere McLaren-Teamchef, unter dessen Ägide die WM-Titel von Niki Lauda, Alain Prost, Ayrton Senna, Mika Häkkinen und Lewis Hamilton gewonnen wurden, kehrt nach einem Jahr Pause in jene Rolle zurück, die er schon von 1982 bis 2012 innehatte.

Dennis, der seine Motorsportkarriere 1966 als Mechaniker bei Cooper begann und sich in knapp 15 Jahren zum Rennstall-Besitzer mauserte, ist eines der besten Erfolgsbeispiele, das die Formel 1 zu bieten hat. Sein Leistungsausweis ist beeindruckend: McLaren holte unter seiner Führung sieben Konstrukteurs- und zehn Fahrer-Weltmeistertitel.

Seine Prominenz verdankt Dennis aber nicht allein seinem Erfolg. Es ist die Art, wie der 66-Jährige aus Woking seine Ziele erreicht, die ihn so besonders macht. Kaum einer im Fahrerlager erledigt seine Arbeit so akribisch wie der strenge Brite.

Marc Priestley, der jahrelang als McLaren-Mechaniker zur Boxencrew gehörte, verrät in seinem Blog f1elvis.com: «Ron strebt in jedem Bereich seines Lebens Perfektion an, und er fordert das auch von jedem einzelnen Mitarbeiter. Natürlich passt das zur Formel 1, aber wir reden hier von einer Perfektion, die bis zur Molekularebene hinunterreicht. Von einer Perfektionsstufe, auf der man mehr Zeit damit verbringt, die Dinge auf dem eigenen Schreibtisch zu säubern und auszurichten oder die Werkbänke sauber zu wischen, als man für die eigentliche, produktive Arbeit verwendet. Bei McLaren muss alles auf eine gewisse Art und Weise erledigt werden – und zwar Rons Art und Weise. Das treibt einen regelmässig zur Verzweiflung.»

Daran hat sich auch nach seinem Abschied aus dem Rennstall-Alltagsgeschäft nichts geändert: «Als Ron in der ersten Saisonhälfte 2012 an einem Rennen sah, dass wir den zum Überhitzen neigenden Auspuff mit einem alten Lappen kühlten, ging er an die Decke. Beim nächsten Rennwochenende standen dafür eigens zu diesem Zweck produzierte schwarze Tücher mit aufwändig eingestickten Initialen der Fahrer bereit.»

Doch Dennis wusste seine Mitarbeiter auch zu überraschen. Priestley erinnert sich: «2008 ging ich am Samstag Abend vor der GP-Premiere in Singapur aus. Ron hatte sich in diesem Jahr nach 22 Jahren von seiner Frau Lisa getrennt und wurde daraufhin immer wieder an Partys gesichtet. So auch an jener Beach Party, die ich besuchte. Es kam sehr selten vor, dass wir das gleiche Abendprogramm hatten und ich beschloss, mich möglichst unsichtbar zu machen. Als nach Stunden des Feierns die Sonne langsam wieder aufging, plante ich meine Flucht, denn ich fürchtete die Konsequenzen, wenn rauskommen sollte, dass ich zu dieser Stunde noch nicht im Bett war. Leider war die Schlange am Taxistand unendlich lang und ich freundete mich schon mit dem Gedanken an, direkt an die Strecke fahren zu müssen, weil keine Zeit für einen Abstecher ins Hotel mehr blieb. Da tauchte Ron hinter mir auf. Er realisierte meine Notlage, telefonierte kurz und einige Augenblicke später fuhr sein Chauffeur in einem schwarzen Mercedes vor. Er meinte nur: Schick mir das Auto zurück, wenn du angekommen bist, und ich und meine Freunde stiegen verblüfft ein. Ron hat diesen Zwischenfall nie wieder erwähnt.»

Auch als Priestley zum Saisonauftakt 2004 mit langen Haaren in Melbourne auftauchte, bewies der stilversessene Chef viel Humor und verkniff sich die Standpauke wochenlang: «Der Tag nach dem Rennen war ein Freitag, bevor es weiter nach Malaysia ging, wo uns nach einer Woche Urlaub das zweite Rennen der Saison erwartete. Die meisten verbrachten diesen Tag am Strand, auf einem Boot oder bei einer Rundfahrt, doch ich entschied meinen Tag in einem Friseursalon in Melbourne zu verbringen. Nach sechs Stunden waren meine langen Haare in wunderbare Dreadlocks verwandelt worden. Auch da blieb die Standpauke aus, doch als ich schliesslich nach dem zweiten Rennen nach Grossbritannien zurückkehrte, wurde ich zum Chef zitiert. Dort machte Mr. Dennis seinen Standpunkt zu meinem neuen Look klar, und weil er ein sehr überzeugender Mann ist, tauchte ich eine Woche später frisch frisiert zum Brasilien-GP auf. Die schönen Dreadlocks waren verschwunden und ich passte wieder perfekt ins Bild.»

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