Tobte Vettel wegen Red-Bull-Biest? Verständlich wär’s

Kolumne von Mathias Brunner
In Bahrain kursierte, Weltmeister Vettel habe im Januar seinen Jerez-Test abgebrochen, weil er sich über sein defektanfälliges Auto geärgert habe. Red Bull Racing macht sich über den angeblichen Skandal lustig.

BBC-Reporter Andrew Benson ist kein Idiot. Als damaliger Mitarbeiter der renommierten «Autosport» deckte unser Kollege beispielsweise auf, dass Damon Hill bei Williams gefeuert wird, Weltmeister-Titel hin oder her. Es gab ein Riesen-Tamtam, denn Hill hatte man das leider noch nicht mitgeteilt ...

Im Rahmen des Bahrain-Tests schrieb Benson über einen angeblichen Wutanfall, den Weltmeister Sebastian Vettel beim Jerez-Test erlitten habe. Gemäss der ihm zugetragenen Anekdote habe der Heppenheimer den Test abgebrochen und beim Team sinngemäss deponiert: „Das ist völlig sinnlos. Ich fahre dieses Ding so lange nicht mehr, bis das aussortiert ist.»

Gewiss, diese Reaktion wäre ein wenig unsouverän für einen mit allen Rennwassern gewaschenen vierfachen Weltmeister. Aus menschlicher Sicht wäre es durchaus verständlich, wenn Vettel zwischendurch mal laut geworden würde – der RBR-Renner bockte nicht nur in Jerez, sondern auch in Bahrain.

Zurück zum angeblichen Tobsuchtsanfall: Die Story erzeugte einen solchen Wirbel im Fahrerlager von Bahrain, dass sich Red Bull Racing zu einer Reaktion bewogen fühlte, und zwar in Form einiger Zeilen des «Red Bull Racing Spy», eines anonymen Kommentators, der für RBR ab und an zur Feder greift, um aktuelle Ereignisse (nicht immer bierernst) zu beleuchten.

Der Spy also sagt Folgendes:

«Es ist euch möglicherweise nicht entgangen, dass wir nicht eben den geschmeidigsten Testwinter gehabt haben. Der RB10 ist ein kompliziertes Biest, und wir haben noch immer eine Aufgabenliste durchzugehen, ungefähr in der Länge der Gegengeraden von Shanghai. Aber wir packen das schon. Jeder arbeitet sehr lange und wir gehen alle ein wenig auf dem Zahnfleisch, aber das ist kein Unterschied zu Zeiten, in welchen das Auto tadellos funktioniert. Unser Teammanager und Chefmechaniker finden: Müssiggang ist aller Laster Anfang. Leider stehen auf ihrer Liste unter Müsiggang auch Punkte wie "Schlafen" oder "Einnahme regelmässiger Mahlzeiten".»

«Wir schaffen es trotz allem, unser eigenes Unterhaltungsprogramm auf die Beine zu stellen, wie etwa unser derzeitiger, wonach Seb angeblich in Jerez einen Wutausbruch erlitten habe, das Auto wie ein bockiges Kind nicht mehr fahren wollte und dann mit Rauch aus den Ohren davongestürmt sei. Eine ziemlich grosse Nachrichtenfirma hat diese Exklusiv-Story gepostet, mit der Bemerkung, niemand im Team werde eine solche Geschichte bestätigen. Also bitte! Man hätte mich doch nur fragen müssen!»

«Ich schätze, das Ganze könnte wahr sein. Vielleicht haben vier WM-Titel Vettel ja in eine schreiende Primadonna verwandelt. Wahrscheinlich ist er mit schäumendem Mund aus dem Auto gehüpft, hat dann in Richtung Adrian Newey eine sehr unanständige Geste gemacht, seinen Renningenieur Rocky angeschnaubt, seinen Chefmechaniker in die Schraubenschlüssel getreten und ist dann aus der Box gestürmt, hat sein Einhorn gesattelt und ist zurück in die Schweiz geritten.»

«Inzwischen hat Adrian seine Ausgabe der "Illustrierten Enzyklopädie des Motorsports" verloren und sagt, er könne ohne sie kein Auto designen. Daniels Zwanzig-nach-acht-Gesicht zieht hier alle runter, Dr. Marko hat beschlossen, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und Dubstep-Produzent zu werden, unter dem Namen DJ Graz, und Christian scheint nach seinem Besuch in New York im vergangenen Sommer sowieso mehr an Strassenkunst interessiert zu sein als an Formel 1.»

«Seb hat uns jedenfalls nach dem Jerez-Test eine Postkarte gesandt und sich für die Aufregung entschuldigt, nachdem er sich beim Gucken von Seifenopern unter Vernichtung von Chips in Marks Haus prächtig erholt hat.»

«Vielleicht ist all das wirklich passiert. Ganz bestimmt ist es ein Gerücht. Aber keiner ausserhalb des Teams weiss es, und keiner innerhalb des Teams wird etwas darüber sagen ...»

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