Lautere Motoren: Lassen sich die Fans überzeugen?

Kolumne von Mathias Brunner
Werden die modernen Antriebseinheiten lauter?

Werden die modernen Antriebseinheiten lauter?

​Der Automobilweltverband FIA hat die Zeichen der Zeit erkannt und das Motorenreglement geändert, so dass die 1600er Turbo-V6-Aggregate lauter werden sollen. Aber klappt das wirklich?

Als die Formel 1 in die neue Turbo-Ära schritt, war die Ernüchterung der Fans gross: Die 1,6-Liter-Motoren in ihrer V6-Turbokonfiguration wurden gewiss technische Juwele, leider aber auch akustische Luftpumpen. Weltweit hagelte es Proteste, in den sozialen Netzwerken war der Teufel los. Viele sagten gleich: Das ist nicht mehr meine Formel 1, auf Nimmerwiedersehen.

In Zusammenarbeit mit der FIA bemühte sich Mercedes-Benz um eine Lösung: Nico Rosberg rückte schon im Mai 2014 mit einem Trichter am Ende des Auspuffrohrs auf die Bahn aus, doch nach wenigen Runden stand fest – am Geräusch änderte das nicht viel.
Vor gut einem Jahr, beim ersten Wintertest 2015 in Jerez, merkte der GP-Tross dann – die Antriebseinheiten haben nicht nur in Sachen Leistung und Fahrbarkeit zugelegt, sondern auch beim Sound. Andy Cowell, Motorenchef bei Mercedes: «Wir haben keine Messungen gemacht, ob die Triebwerke wirklich lauter sind als vor 365 Tagen. Wir konzentrieren uns bei der Arbeit darauf, den Wagen schneller zu machen, nicht lauter.»

Mercedes-Chefdesigner Aldo Costa bestätigte: «Vor einem Jahr konnte ich ohne Ohrschutz in der Box stehen, das war kein Problem. Nun aber ist der Sound wahrlich betäubend, ich muss meine Ohren wieder bedecken, wenn unser V6 in Gang gesetzt wird. Vielleicht liegt das auch an den inzwischen erlaubten Ansaugstutzen von verstellbarer Länge.»

Aber den meisten Fans war das noch immer zu wenig, also haben die Regelhüter der FIA zur Saison 2016 hin reagiert: Es gibt nicht mehr nur ein Endrohr wie bisher, sondern die Motoren dürfen mit bis zu zwei zusätzlichen Ausgängen versehen werden – wobei diese Rohre direkt im Bereich des Wastegate-Ventils beginnen und von dort nach hinten führen müssen. Das Wastegate (zwischen Lader und Auspuffkrümmern) tritt dann in Funktion, wenn der Lader weniger stark vom Abgassstrom beschleunigt werden soll. Die Abgase werden abgeleitet und fliessen – ohne Umweg durch den Lader – in die neuen Ausgangsrohre. Das erhöht die Lautstärke.

Schwarzmaler befürchten, dass hier die Büchse der Pandora geöffnet wird: Die cleveren Formel-1-Techniker könnten hier den früheren Effekte des angeblasenen Diffusors simulieren. Wenn also Abgasströme dazu verwendet werden, den Luftstrom am Heck zu beschleunigen und damit Abtrieb zu generieren. Die FIA will mit exakten Vorgaben gegenlenken, was die Anordnung der neuen Röhren angeht. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass die Ingenieure der Rennställe dennoch Mittel und Wege finden, die Regeln auszubremsen.

Doch für die Fans ist die wichtigere Frage: Wird es funktionieren? Werden die Motoren wirklich lauter?

Williams-Technikchef Pat Symonds sprach unlängst davor, dass die Triebwerke um bis zu ein Viertel mehr Getöse machen werden.

Paddy Lowe, Technikchef von Weltmeister Mercedes-Benz, sagt in einem hauseigenen Video: «Das Wastegate in der früheren Anordnung hat wie ein Schalldämpfer gewirkt auf den eigentlichen Auspuff. Nun, da das Wastegate einen eigenen Auslass hat, werden wir deutlich lautere Antriebseinheiten erleben. Wir haben zahlreiche Messungen gemacht und einen markanten Anstieg an Motorgeräusch festgestellt. Ja, es wird funktionieren.»

Die Frage wird dann sein: Lassen sich mit dem attraktiveren Ton die Fans zurückgewinnen?

Präsentationen/Roll-out
3. Februar: Renault (in Paris, ohne neues Auto)
17. Februar: Red Bull Racing (in London, Team-Farben)
21. Februar: Präsentation McLaren-Honda (Ort unklar)
21. Februar: Roll-out HaasF1 (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Williams (Circuit de Barcelona-Catalunya)
22. Februar: Präsentation Manor (Circuit de Barcelona-Catalunya)
1. März: Sauber (Circuit de Barcelona-Catalunya)

Formel-1-Wintertests
22.–25. Februar: Spanien (Barcelona)
1.–4. März: Spanien (Barcelona)

Formel-1-WM
20. März: Australien (Melbourne)
3. April: Bahrain (Sakhir)
17. April: China (Shanghai)
1. Mai: Russland (Sotschi)
15. Mai: Spanien (Barcelona)
29. Mai: Monaco (Monte Carlo)
12. Juni: Kanada (Montreal)
19. Juni: Aserbaidschan (Baku) *
3. Juli: Österreich (Spielberg)
10. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
24. Juli: Ungarn (Budapest)
31. Juli: Deutschland (Hockenheim)
28. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
4. September: Italien (Monza)
18. September: Singapur
2. Oktober: Malaysia (Sepang)
9. Oktober: Suzuka (Japan)
23. Oktober: USA (Austin) **
30. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
13. November: Brasilien (Sao Paulo)
27. November: Abu Dhabi (Insel Yas)
* Strecke noch nicht homologiert
** Finanzierung noch nicht gesichert

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