Maurizio Arrivabene, hat Ferrari taktisch versagt?

Von Mathias Brunner
Maurizio Arrivabene

Maurizio Arrivabene

​Es war die meistgestellte Frage nach dem Grossen Preis von Kanada: Hat Ferrari mit einer Zweistoppstrategie den Kanada-Sieg gegen Mercedes-Benz verschenkt?
Maurizio, wie schätzt du den Kanada-GP von Ferrari ein?

Zunächst einmal möchte ich mich beim Team entschuldigen. Gleich nach dem Rennen haben mich die Jungs der britischen Sky fast überfallen und wollten wissen, wer denn nun diesen Riesenbock mit der falschen Strategie geschossen habe. Da muss ich sagen: Ich zeige grundsätzlich nicht mit dem Finger auf jemanden. Wenn, und ich betone, wenn es einen Fehler gibt, dann liegt der primär in meiner Verantwortung.

Die Frage nach der Statistik liegt auf der Hand. Gucken wir uns das mal in Ruhe an: Nur zwei Fahrer haben lediglich einen Stopp gemacht, das waren Hamilton und Bottas. Wir hätten es nicht für möglich gehalten, dass Lewis mit nur einem Stopp zu Ende fährt.

Gleichzeitig bin ich happy über den Start von Sebastian. Selten in der Formel 1 habe ich so einen Raketenstart erlebt. Wir verstehen das Auto immer besser, die Arbeit macht sich langsam bezahlt, und das Ergebnis haben wir hier in Kanada gesehen. Wir können die Balance im Training nun besser nützen, wir starten weiter vorne, daher sind wir auch in den Rennen besser.

Ich muss auch sagen: Wenn du am Sieg schnupperst, und es wird nichts draus, dann bist du natürlich auch ein wenig enttäuscht. So wie ich gleich nach dem Rennen, als mich die Sky überfiel.

Habt ihr euch nicht überlegt, die Strategie zu splitten – also einen Fahrer draussen zu lassen?

Als die virtuelle Safety-Car-Phase begann, funkten wir beide Piloten an, sofort reinzukommen. Wir sahen eine Chance für uns. Dann sind zwei Dinge passiert, die uns überrascht haben. Erstens hat die Safety-Car-Phase nur eineinhalb Runden gedauert. Und dann hätten wir wie gesagt nicht geglaubt, dass die Reifen so gut halten.

Mit welchem Gefühl reist du zu den kommenden Rennen?

In Bescheidenheit, aber auch mit Zuversicht. Wir haben auf die Probleme von Spanien und Monaco reagiert und verstehen den Wagen nun besser. Der Abstand zu Mercedes schrumpft. Aber das reicht nicht. Wir müssen noch mehr tun, um endlich zu gewinnen.

Liegt Ferrari dank der Einführung des neuen Turboladers nun leistungsmässig auf gleicher Höhe mit Mercedes?

Darum geht es nicht. Es geht darum, Rennen zu gewinnen. Erst dann traue ich mich zu sagen, dass wir auf Augenhöhe mit Mercedes-Benz liegen. In Baku werden wir wissen, ob wir ein echter Herausforderer von Mercedes sind.

Was sagst du zur Leistung von Kimi?

Er hatte Probleme an diesem Wochenende. Er hatte Probleme, Temperatur in den Reifen zu halten. Was teilweise damit zu tun hatte, dass wir ihn baten, Tempo rauszunehmen, um Sprit zu sparen. Es war kein einfaches Rennen für ihn.

Was kannst du zu den Gerüchten sagen, dass euer Technikchef James Allison ein Angebot eines anderen Rennstalls hat?

Das stimmt nicht. James musste einen persönlichen Verlust erleiden, der für jeden Menschen ganz schwer zu verkraften ist. (Allison verlor seine Frau, M.B.) Wir stehen ihm bei. Er steht zu uns. Ihn quasi in ein anderes Team zu schreiben, entspricht für mich einem Mangel an Respekt.

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