Marc Surer vor Monza-GP: «Ferrari hat zwei Chancen»

Von Mathias Brunner
Viele Experten erwarten für den Italien-GP einen weiteren Triumph von Formel-1-Weltmeister Mercedes. «Aber es gibt durchaus Szenarien, die Ferrari in die Hände spielen könnten», weiss Marc Surer.

Später Sonntagmorgen unter norditalienischer Sonne: Die Ränge im Autodromo Nazionale di Monza füllten sich langsam, die Tifosi hängten ihre Spruchbänder auf, wie immer Botschaften voller Leidenschaft und Hoffnung.

«Wenn man von etwas träumt, dann kann man das auch erreichen», lesen wir auf einem. «Wir sind wir», auf einem anderen, was ein wenig an Bayern München erinnert. «Leidenschaft ist nicht in Worte zu fassen, du kannst sie nur leben», auf einem weiteren.
Die Tifosi stehen wie ein Mann hinter ihrem Rennstall, aber realistisch gesehen wird sich, bei normalem Rennverlauf im Grossen Preis von Italien, Ferrari wohl mit Rang 3 zufrieden geben.

Es gibt jedoch Spielraum für Überraschungen, wie Marc Surer weiss, Formel-1-Experte unserer Kollegen der deutschen Sky. Das beginnt bei der Reifenwahl – die Mercedes-Renner fahren auf der weichen Reifenmischung los (gelb markiert), die Ferrari werden auf superweich (rot) losbrausen.

Marc Surer erklärt: «Die logische Taktik hier aufgrund der Pistencharakteristik und der langen Boxengasse ist ein Einstopper. Mercedes kann auf der widerstandsfähigeren Reifenmischung losfahren, daher stehen sie theoretisch hervorragend da. Aber es gibt Ausnahmen.»

Der 64jährige Schweizer vertieft: «Wenn wir eine Safety-Car-Phase haben, dann kann sich eine Zweistopptaktik auszahlen. Wer dann im letzten Teil nochmals mit weichen Reifen fahren kann, hat Chancen so nach vorne zu stossen, wie es vor einigen Jahren Sergio Pérez im Sauber gezeigt hat.»

«Es gibt noch eine zweite Chance für Ferrari: Sollten es die Italiener schaffen, sich am Start an den Mercedes vorbeizuschmuggeln, dann haben sie keine schlechten Karten. Denn offenbar ist der Mercedes in verwirbelter Luft kein so gutes Auto mehr. Die aerodynamische Effizienz geht verloren, die Reifen bauen übermässig ab, weil die Autos hinter den Gegnern mehr rutschen. Das Ganze erinnert mich ein wenig an Red Bull Racing früher. Die waren auch dann am besten, wenn sie vorne wegfahren konnten. Sobald sie im Verkehr steckten, war die Überlegenheit wie weggeblasen.»

Surer wittert aber unter normalen Umständen «keinen berauschenden Grand Prix. Wir haben zu viele Vollgaspassagen, zu wenige Herausforderungen, das führt oft zu spannungsarmen Rennen hier in Monza.»

Wie erklärt sich der Basler im Qualifying den stattlichen Abstand zwischen Pole-Mann Lewis Hamilton und seinem Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg? «Wir erleben solche Situationen, wenn Fahrer und Auto wirklich wie aus einem Guss sind. Bei Hamilton hat am Samstag einfach alles gepasst. Lewis fuhr seine Zeit mit unglaublicher Leichtigkeit, das sah herrlich mühelos aus. Der Wagen machte genau das, was der Engländer wollte.»

An der Spitze könnte Mercedes dominieren, aber im Mittelfeld dürfen wir uns auf einen spannenden Kampf zwischen Williams, Red Bull Racing und Force India kümmern. «Die Aufgabe von Daniel Ricciardo und Max Verstappen ist schwierig», glaubt Surer, «weil die Williams auf den Geraden sehr schnell sind. Das Auto von Red Bull Racing geht behutsamer mit den Reifen um, daher sehe ich über die komplette Renndistanz doch eher RBR vorne. Aber um Ferrari zu gefährden, wird es wohl nicht reichen. Denn auch der Ferrari ist in Sachen Reifenverschleiss sehr gut. Vielleicht probiert Red Bull Racing in Sachen Renntaktik ja etwas Verrücktes.»

Nach dem Belgien-GP gab es mit Max Verstappen einige Gespräche, aber Marc Surer sieht keinen Grund, wieso der Niederländer einen anderen Fahrstil zeigen sollte. «Kritik perlt an Max ab.»

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