Jackie Stewart: Ferrari desorientiert, Rosberg ideal

Von Mathias Brunner
Sir Jackie Stewart

Sir Jackie Stewart

​Mit 77 Jahren ist Sir Jackie Stewart ein scharfäugiger Beobachter der Formel 1 geblieben. Der dreifache Weltmeister spricht über die Situation von Ferrari und das Mercedes-Duell Rosberg gegen Hamilton.

Sir Jackie Stewart ist schon vor Tagen in Malaysia eingetroffen, aber seine ersten Termine in Kuala Lumpur haben nichts mit Motorsport zu tun. Seine langjährige Gattin Helen leidet an Altersdemenz, und der Weltmeister von 1969, 1971 und 1973 ist unterwegs, um auf diese Krankheit aufmerksam zu machen. «Einst konnte Helen mit ihren Stoppuhren die Rundentabelle mit mehr als zwanzig Fahrern führen. Heute braucht sie rund um die Uhr Betreuung. Es schmerzt sehr, so einen Verfall mit ansehen zu müssen.»

Der Formel 1 ist der 27fache GP-Sieger eng verbunden geblieben, als Markenbotschafter von Ford und Rolex, seit jüngstem arbeitet er auch für Heineken und hat mit der Brauerei eine TV-Werbung gedreht, deren Botschaft lautet: Wenn du fährst, dann trinkst du keinen Alkohol. Im Gespräch mit meinem Kollegen Pino Allievi von der Gazzetta dello Sport hat der Schotte Stellung zu aktuellen Themen der Formel 1 genommen, und natürlich muss Stewart über Ferrari reden.

«Es hat sich nicht geholfen, dass sich Ferrari zur Hälfte des Jahres vom technischen Direktor getrennt hat. Das Team war es gewohnt, mit ihm zu arbeiten, einen Leader zu haben. Es braucht Zeit, um wieder eine solche Situation zu erzeugen. James Allison hat es geschafft, das Team zu einen und das Vertrauen der Mitarbeiter zu gewinnen. Er ist für mich ein herausragender Ingenieur.»

«Ferrari wirkt auf mich desorientiert. Die Mitarbeiter kamen an den Punkt, an dem sie sich fragten, wieso keine Rennen mehr gewonnen werden. James Allison hatte seinen Vater verloren, der ihm sehr viel bedeutet hat, seine Frau wollte nicht in Italien leben, dann verstarb auch sie. Allison war nicht mehr glücklich. Mit seinem Weggang ergibt sich anhaltend Inkonstanz. Und Stabilität im Team ist nach wie vor elementar, um in der Formel 1 Erfolg zu haben.»

«Ferrari muss es schaffen, die richtigen Leute zu engagieren. Ken Tyrrell hatte nie am meisten Geld, aber er wusste genau, wer die idealen Mitarbeiter sind.»

Zum WM-Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton meint Jackie Stewart: «Auch in Malaysia werden Hamilton und Rosberg das Rennen unter sich ausmachen. Nico ist für mich das beste Beispiel dafür, wie weit es ein Pilot mit Köpfchen bringen kann. Er macht seine Arbeit ideal, ich erkenne so gut wie keine Fehler. Selbst wenn Daniel Ricciardo in Singapur noch näher gerückt wäre – ich bin mir nicht sicher, ob er einen Weg vorbei an Nico gefunden hätte.»

«Rosberg fährt konstant makellos. Aber acht Punkte Vorsprung sind zu wenig, um sich in Sicherheit zu wähnen. Hamilton ist in den letzten Rennen einfach nicht gut gefahren.»

«Mercedes-Benz hat sehr viel in die Formel 1 investiert und erntet jetzt die Früchte. Das Auto ist herausragend. Ich bin mir sicher: Auch andere Piloten würden damit problemlos Rennen gewinnen, Vettel, Alonso, Ricciardo, Räikkönen, Verstappen, Hülkenberg ebenfalls, von dem ich sehr viel halte.»

«Mercedes ist so gut, dass ich sage: Ich an ihrer Stelle würde als Weltmeister aussteigen. Dann würde ich den tollen Motor allen Interessenten zur Verfügung stellen, so wie das Ford früher mit dem Cosworth getan hat. Mercedes hat immer dominiert und ist dann Knall auf Fall gegangen, in den 20er Jahren, in den 30ern und auch in den 50ern. Keiner ist unschlagbar. Denn wenn du erst dann gehst, wenn die Siegesserie geendet hat, dann ruinierst du den ganzen Glanz.»

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