Da Costa: Ein Champion, der immer an sich glaubte

Von Gerhard Kuntschik
Antonio Felix da Costa

Antonio Felix da Costa

Am Ende war er nicht mehr aufzuhalten: Antonio Felix da Costa sicherte sich beim Saisonfinale der Formel E in Berlin vorzeitig den Titel.

Aus einer spannenden Serie wurde in Berlin ein Erfolgssolo: Trotz des hart erkämpften Sieges von BMW-Andretti-Jungstar Max Günther in Rennen drei auf dem Tempelhof-Gelände war es Antonio Felix da Costa, der sich vorzeitig mit einem zweiten Rang in Rennen vier – dem drittletzten der Saison sechs – hinter DS Techeetah-Teamkollegen und Titelverteidiger Jean-Éric Vergne seine erste Meisterschaft in der ABB Formel E sicherte.

Sowohl der Portugiese als auch sein Team sind in den Wertungen in den beiden abschließenden Läufen in Berlin am 12. und 13. August nicht mehr von Platz eins zu verdrängen.

Da Costas Titelgewinn ist in erster Linie seiner Beharrlichkeit, aber auch der glänzenden Arbeit des französisch-chinesischen Teams zuzuschreiben.

Der in drei Wochen 29-Jährige war in den Nachwuchskategorien Formel Renault, GP3 und Formel Renault 3,5 stets auf dem Weg nach oben, gewann zwei Mal das F3-Prestigerennen in Macao und fiel doch immer wieder nach unten. Am schlimmsten Ende 2013, nachdem er schon mehrmals als Red-Bull-Junior für Red Bull/Toro Rosso Formel-1-Tests absolviert hatte und dann für die Saison 2014 das fast sicher geglaubte F1-Cockpit bei Toro Rosso an Daniil Kvyat verlor.

Nota bene: Nach dem noch mit Red-Bull-Vertrag ausgestatteten Sébastien Buemi und dem Doppelchampion Vergne ist da Costa der dritte FE-Meister, der von Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko in der Formel 1 «ausgebootet» wurde. «In der Stunde dieses Erfolgs kamen mir auch alle Rückschläge in meiner Karriere wieder in den Sinn», gestand da Costa in Berlin.

Denn die hat es auch in der Elektroserie gegeben. Der Einstieg mit Beginn der Formel E bei Aguri – mit seinem heutigen Teramchef Mark Preston – gelang zwar (achter Gesamtrang, ein Sieg), danach aber ging es bergab, vor allem bei Andretti vor dem Zusammenschluss mit BMW.

Mit einem Sieg und dem fünften Endrang 2018/19 bewies da Costa Potenzial, das auch Preston längst erkannt hatte. Wie das Teamwork am Sonntag in Berlin zeigte – die zwei Überholmanöver unter den führenden Techeetah-Piloten waren orchestriert -, funktionierte das Risiko zweier Topfahrer in der gleichen Mannschaft.

«Dieser Erfolg wäre nicht möglich gewesen ohne die Bewältigung von Frust, Herausforderungen und Problemen durch jedes Teammitglied bis zu den Menschen in den Fabriken in Satory und Oxford», erklärte Teamchef Preston.

Vergne tanzte vor dem improvisierten Podium mit da Costa, bevor er zum Interview nach seinem neunten FE-Sieg kam: «Antonio hat sich diesen Erfolg redlich verdient, ich ziehe meine Kappe, weil er einen fantastischen Job machte. Mein Dank gilt allen im Team.»

Da Costa hielt fest: «Ich gewann schon viele Rennen in meiner Karriere, aber bisher noch keine FIA-Meisterschaft. Hier fahren 24 Piloten auf ihrem höchsten Niveau, daher ist dieser Gewinn außerordentlich. JEV (Vergne) ist ein irrsinnig harter Arbeiter und zeigte mir, warum er ein solcher Champion ist», ergänzte da Costa über seinen Vorgänger.

Zweitstärkste Kraft in Rennen neun (von elf) war eindeutig Nissan mit den Plätzen drei und fünf für Buemi und Oli Rowland, dazwischen holte Nyck de Vries auf den letzten Metern Platz vier für Mercedes. Audi punktete mit Lucas di Grassi als Sechstem, Porsche mit André Lotterer als Achtem. Jaguar verbesserte sich nach schwachem Beginn in Berlin und brachte Mitch Evans auf Platz sieben, doch die Titelträume waren schon zuvor in Tempelhof beendet.

Für den Sieger in Rennen acht, Max Günther (da Costas Nachfolger bei BMW), folgte einen Tag später ein Rückschlag. Nur 21. im Qualifying, touchierte der Allgäuer schon in der Startrunde das Heck des Nio von Oliver Turvey und beschädigte seinen Boliden, zog sich dabei auch eine Handverletzung zu.

Dem Renn-Aus folgte eine Bestrafung durch die Kommissäre wegen Verschuldens einer Kollision: Günther muss am Mittwoch drei Startplätze zurück.

Da Costa geht mit 76 Punkten Vorsprung auf Vergne in den Abschluss in Berlin, Günther ist Gesamtdritter vor dem punktgleichen di Grassi (jeweils 87 Zähler zurück). Vergne kann der Vizetitel noch von bis zu acht Verfolgern streitig gemacht werden. In der Teamwertung wird es wohl zwischen Nissan (121) und BMW Andretti (118) um den Vizetitel gehen, wobei Mercedes (99) noch Außenseiterchancen hat.


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