Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Corina Günthör: «Koste es, was es wolle»

Von Susi Weber
Corina Günthör mit Pilot Markus Brandhofer

Corina Günthör mit Pilot Markus Brandhofer

Corina Günthör, Tettnanger Bahnsport-Amazone im Beiboot, stürzte 2008 auf der Grasbahn in Memmingen schwer. Nichtsdestotrotz freut sie sich sehr auf ihr Heimrennen am 12. August.

25 Jahre ist sie alt, Industriekauffrau von Beruf. Berufung wiederum könnte man das nennen, was der Motorsport für Corina Günthör ist. Von Bruder Thomas inspiriert, stieg sie erstmals im Alter von 14 Jahren in ein Simson-Gespann. 2006 folgte dann der Wechsel in «die richtige» Bahnsport-Gespannklasse und zu Imanuel Schramm, 2008 schließlich ins Beiboot von Markus Brandhofer, mit dem die Tettnangerin unlängst Vierte bei der Europameisterschaft der Gespanne geworden ist.

Der Erfolg im Seitenwagen von Markus Brandhofer war von Beginn an da. Ebenso der Spass, der dann aber an jenem 17. August 2008, beim 33. Memminger Grasbahnrennen, jäh endete. «Es war schon von Beginn an mysteriös», erinnert sich Günthör. «Da sich Markus im Vorfeld verletzt hatte, dessen Bruder Stefan Brandhofer aber zwecks seiner EM-Qualifikation dringend einen Beifahrer benötigte, kletterte ich bei ihm ins Gespann.»
 
Nichts deutete darauf hin, dass nicht auch diese Kombination erfolgversprechend sein könnte – bis sich binnen weniger Sekunden im letzten Vorlauf alles veränderte. «Drei Runden lang haben wir den Führenden Oliver Wehrle gejagt, gewartet, bis er einen Fehler macht», erinnert sich die Brünette. Wehrles Fehler war gleichbedeutend mit Brandhofers/Günthörs Schicksal: «Er kam in ein Loch, stellte sich quer – und riss uns damit mit.»
 
Bis zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch einigermassen in Ordnung, doch schon im nächsten Moment geriet sie mit dem Auffahren durch Marco Hundsrucker aus den Fugen: «Ich weiss noch, wie ich mich am Boden liegend wieder aufrichtete – da hörte ich von hinten einen Motor brummen und schon wurde ich umgemäht.» Gespanne flogen, Fahrer und Beifahrer lagen auf der Strecke – unter ihnen auch Corina Günthör: «Für mich war es doppelt dramatisch, denn alle waren da: meine Familie, meine Freunde, meine Bekannte. Ich zitterte, stand unter Schock und dachte: Nur nicht einschlafen, sonst wachst du vielleicht nicht wieder auf.»
 
Der Schmerz am Arm kam nicht von ungefähr und zog ein Aus für die restliche Saison 2008 nach sich: «Elle und Speiche waren gebrochen, Platten mussten reinoperiert werden, auch der Nerv war in Mitleidenschaft gezogen.» Dass Corina Günthör dennoch zurück wollte auf das geliebte Oval, ins Beiboot, stand nie in Frage: «Neun Monate nannten mir die Ärzte als Zeit bis zur vollständigen Heilung. Ich habe all meinen Willen eingesetzt und es in drei Monaten geschafft.»
 
Im Frühjahr 2009 stieg Günthör wieder in ein erstes, leichtes Training auf der Bahn ein: «Ich wollte immer zurück – koste es, was es wolle. Ich hatte nur ein Strahlen im Gesicht und schrie: Markus, gib Gas! Gib Gas!»
 
Nach 2010 ist Corina Günthör 2012 zum zweiten Mal zwar auf neuer Strecke, aber dennoch an der Stätte Memmingen am Start: «Ein bisschen mulmig ist einem anfangs schon. Aber spätestens, wenn du den Helm drauf hast, konzentrierst du dich auf das Bevorstehende und denkst nicht mehr an das Vergangene.» Auf das ihrem Wohnort am nächsten liegende Rennen freut sich Günthör ganz besonders: «Es werden wieder alle, die mir am Herzen liegen, vor Ort sein – ausser meiner Mutter, die seit dem Unfall damals keine Rennen mehr ansehen kann.»
 
Mit dem am vergangenen Wochenende erreichten vierten Platz bei der Europameisterschaft in Werlte/Niedersachsen ist Corina Günthör mehr als zufrieden: «Mehr war in diesem Jahr nicht drin. Aber der vierte EM-Platz ist nach dem 3. Platz bei der Europameisterschaft 2009 mein bislang bestes Resultat.» Dem neuen und gleichzeitig Rekord-Europameister Tommy Kunert haben die Brandhofer-Brüder wie auch Vize-Europameister Markus Venus dennoch den Kampf angesagt. Günthör: «Was uns betrifft, kann ich nur sagen: Wir mögen diese ruppige Bahn in Memmingen. Und wir werden Tommy das Rennen sicher nicht leicht machen.»
 
Info: Start des 35. Memminger Grasbahnrennens am 12. August am Airport Memmingen ist um 13.30 Uhr. Das Training beginnt um 10.30 Uhr. Schon am Samstag, 11. August, wird der AMC Memmingen von 9 bis 14 Uhr mit einem Stand am Weinmarkt in der Innenstadt mit seinen Clubfahrern Tommy Kunert, Mark und Erik Riss und Nina Rudloff in der Memminger Innenstadt präsent sein. Alle weiteren Informationen wie Fahrerfelder, Eintrittspreise, Anfahrtswege oder anderes können unter www.grasbahn.com oder www.amc-memmingen.de abgerufen werden.

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