Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Suche nach Ausweg für gesperrten Vladimir Leonov

Von Esther Babel
Vladimir Leonov

Vladimir Leonov

Mit dem Team von Denis Hertrampf hat der Russe Leonov einen Vertrag für die IDM Superbike 2022. Doch nach Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine werden russische Sportler in vielen Disziplinen gesperrt.

Nachdem der Deutsche Motor Sport Bund DMSB vergangene Woche den Ausschluss von Russen und Weißrussen von allen sportlichen Veranstaltungen beschlossen hatte, gingen in den sozialen Medien die Diskussion um Sinn oder Unsinn einer solchen Maßnahme los. Gleichzeitig werden derzeit keine vom DMSB entsandten Mitglieder der deutschen Nationalmannschaften an Motorsport-Wettbewerben in Russland oder Belarus teilnehmen. Der DMSB reagiert damit auf den russischen Angriff auf die Ukraine, der aufs Schärfste verurteilt wird. «Wir wollen damit unseren Teil dazu beitragen, den internationalen Druck auf das Regime in Moskau zu erhöhen, die Kriegshandlungen sofort zu beenden», erklärt DMSB-Präsident Wolfgang Wagner-Sachs. «Sport sollte normalerweise Brücken bauen, aber in dieser von Russland verschuldeten Extremsituation müssen deutliche Zeichen gegen die Aggressoren gesetzt werden.»

In der IDM Superbike trifft diese Regel einen Piloten. Vladimir Leonov aus Moskau, der für das Team von Denis Hertrampf an den Start gehen wollte und noch immer will. Allein ist der DMSB mit seiner Entscheidung nicht. Schon im Vorfeld hatte unter anderem auch der Britische Verband gehandelt und ähnliche Regeln erlassen.

Die für die Auto-Fraktion verantwortliche FIA hat am 4. März ganz bestimmte Verhaltensregeln veröffentlicht, nach welchen Racer aus Russland und Weißrussland 2022 an internationalen Rennen teilnehmen dürfen. Untersagt ist diesen Piloten unter Anderem das Präsentieren jeglicher Symbole, Farben oder Flaggen ihrer Länder, das Gleiche gilt für Auftritte in sozialen Netzwerken sowie für die Bekleidung. Auch das Mitsingen der eigenen Nationalhymne ist nicht erlaubt, zudem ist diesen Wettbewerbern jede Tätigkeit oder Aussage verboten, welche, so die FIA, «den russischen Einmarsch in die Ukraine unterstützen oder den Interessen der FIA schaden» könnte. Alle Wettbewerber aus Russland und Weißrussland müssen ein Dokument unterzeichnen, mit welchem sie diese Bedingungen akzeptieren.

Am 5. März zog auch die FIM nach. Der FIM-Vorstand hatte dazu eine außerordentliche Sitzung zur Situation in der Ukraine abgehalten. «Nach sorgfältiger Prüfung der Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees und der Besonderheiten unseres Sports hat der Vorstand den russischen Einmarsch in der Ukraine einstimmig verurteilt», teilten die Verantwortlichen anschließend mit. «Daraufhin wurden die vorläufigen Dringlichkeits- und Schutzentscheidungen getroffen, die sofort in Kraft treten und bis auf weiteres gelten: Unter anderem gilt die Aussetzung der Ausstellung von FIM-Lizenzen und der bereits erteilten FIM-Lizenzen für den russischen Motorradverband (MFR) und den weißrussischen Motorradsportverband (BFMS). Infolgedessen können keine russischen und weißrussischen Fahrer, Teams und Offiziellen an FIM-Veranstaltungen und -Aktivitäten teilnehmen.

Der FIM-Vorstand empfiehlt allen angeschlossenen Mitgliedern und Kontinentalverbänden, dazu zählt auch der DMSB, einstimmig, diese Maßnahmen auf nationaler und kontinentaler Ebene anzuwenden.

Der Präsident der FIM, Jorge Viegas, fügte hinzu: «Wir stehen in Sympathie und Solidarität mit allen, die unter dem russischen Einmarsch in der Ukraine leiden, und bleiben in engem Kontakt mit unserem angeschlossenen Mitglied in der Ukraine (FMU). Ich möchte den Mitgliedern des FIM-Vorstands dafür danken, dass sie diese Maßnahmen im Interesse des Sports und des Friedens beschlossen haben. Die FIM hat zusammen mit ihren Veranstaltern und Organisatoren bereits gehandelt und die in Russland, Weißrussland und der Ukraine geplanten FIM-Wettbewerbe abgesagt. Die verkündeten Entscheidungen stehen im Einklang mit den Empfehlungen und Erklärungen des Internationalen Olympischen Komitees, die an unseren Sport angepasst wurden. Die FIM-Familie verfolgt die Entwicklungen in der Ukraine mit großer Betroffenheit und hofft auf eine rasche und friedliche Lösung.»

Damit sieht sich auch der DMSB in seiner Entscheidung bestätigt. Denn dort müssen Ausschreibunge für Veranstaltung, z.B. Rennen aller Art, die ein Prädikat zu vergeben haben, eingereicht werden. Grundlage dieser Ausschreibung sind in der jeweiligen gültigen Fassung der FIM Sporting Code, das Deutsche Motorrad-Sportgesetz, das DMSB-Straßensport-Reglement, das DMSB-Berg-Reglement, die DMSB-Lizenzbestimmungen, ggf. die DMSB-Prädikatsbestimmungen, die DMSB-Umweltrichtlinien und die Anti-Dopingbestimmungen der WADA/NADA.

Somit steht IDM-Pilot Leonov ohne Lizenz da. Der Russe, der in Moskau zuhause ist, war bei Ausbruch des Krieges als Instruktor mit russischen Kunden in Spanien unterwegs. Während sich zwei Mechaniker mit dem Equipment auf den Weg in die Heimat machte, trat Leonov die Reise nach Deutschland an. Dort hält er sich aktuell bei seinem Teamchef Denis Hertrampf in Nordhorn auf. Gemeinsam sucht man nach Lösungen. Mit dem IDM-Veranstalter und Serienmanager Normann Broy steht man in intensivem Kontakt.

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