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Rennfahrer mit Hilfstransport Richtung Ukraine

Von Esther Babel
Sonst geht es um Rundenzeiten, Meisterschaftspunkte und Youtube-Videos. Doch in einer von Matthias Meindl angeführten Aktion, bei der sich auch Stefan Ströhlein beteiligte, ging es in Richtung Kriegsgebiet.

Beim Telefonat mit Stefan Ströhlein merkt man diesem die Überdosis Adrenalin des vergangenen Wochenendes noch an. Der ehemalige IDM-Superstock-600-Meister aus Rothenburg hatte sich am Samstag der Aktion von Coach, Instruktor und Zweirad-Blogger Matthais Meindl angeschlossen. Der hatte gemeinsam mit seiner Frau Bianca eine spontane Hilfsaktion für die vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen aus dem Boden gestampft. Über seine sozialen Kanäle verbreitete Meindl seinen Aufruf für einen Hilfstransport an die ukrainische Grenze. 31.900 Abonnenten auf youtube, fast 10.000 Follower auf Instagram, damit erreichte Meindls Aufruf eine Menge Motorradsport-Begeisterte.

«Wir können nicht nur im goldenen Käfig sitzen und jammern», erklärt Meindl sein Engagement. «Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, das eine oder andere Einzelschicksal zu erleichtern.» Die Bilder aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine und die Tausenden Flüchtlinge, zum Großteil Frauen und Kinder, hatten Meindl nicht kaltgelassen. Auch Stefan Ströhlein entschloss sich zum Mitmachen. «Ich war erst Dienstag letzte Woche aus Spanien vom Testen zurückgekommen», berichtet er. «Mittwochs kam dann der Aufruf von Matthias. Am Samstag ging es dann los.»

Sechs Sprinter und ein LKW hatten sich in der Nähe von Passau zusammengefunden und sich auf den Weg an die ukrainische Grenze gemacht. Bis unters Dach mit durch Spenden finanzierte Hilfsgütern wie Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten bestückt. «Über 10 Tonnen Fracht konnten pünktlich Sonntag-Mittag an einer Sammel-Station abgegeben werden», berichtet Ströhlein. Die fette Dieselrechnung wird noch kommen. «Da darf ich gar nicht dran denken. Aber ich habe mit dem Transporter schon so viele Kilometer geschrubbt, die jetzt am Wochenende dürften die sinnvollsten gewesen sein.»

Nach dem Abladen der Hilfsgüter ging es auf einer holprigen Landstrasse an einen Grenzübergang. «Wir sind da extra nicht über die Autobahn gefahren», berichtet Ströhlein. «Denn die führt direkt in die Ukraine und wir wussten ja nicht, ob man da noch zeitig umdrehen kann.» An dem entsprechend kleineren ländlichen Übergang waren allerdings auch ehrenamtliche Helfer vor Ort und Meindl, Ströhlein und Co boten ihre Mitfahrgelegenheiten in Richtung Westen an.

«Ich konnte eine Mutter mit Tochter (7) und Sohn (8) mitnehmen», berichtet Ströhlein. «Ein unbeschreibliches Gefühl, vor allem wenn man die Geschichte hört. Sechs Tage im Keller in Kiew verbracht, dann endlich Platz in einem völlig überfüllten Zug ergattert und trotzdem für rund 700 Kilometer zwei Tage und zwei Nächte dafür benötigt. Sie reisten ohne Gepäck, nur ein kleiner Rucksack dabei.» Ströhlein packte die Familie in seinen Sprinter, per Google-Translator verständigte man sich und ab ging die Fahrt. «Ich hätte sie auch mit zu uns nach Hause genommen», erklärt Ströhlein. «Ich hatte mit meiner Frau telefoniert und unser Wohnzimmer wäre bereitgestanden.» Doch Freunde ich Breslau war das Ziel der Mutter, die ihren Mann im Kriegsgebiet zurücklassen musste. Fünf Stunden später war das Ziel erreicht.

Für Ströhlein ging es über Dresden dann auf direktem Weg nach Hause. Kurz vor 7 Uhr am Montag saß er beim Familien-Frühstück. «Es waren alles Racer oder Hobby-Fahrer, die bei der Aktion mitgemacht haben», berichtet er noch merklich aufgewühlt von den Erlebnissen. «Auf dem Hinweg musste ich am Straßenrand noch eine abgerissene Glühkerze am Transporter austauschen. Aber es war vor Ort alles sehr ergreifend. Ich habe Transporter aus Belgien und den Niederlanden gesehen, sogar welche aus Spanien und Portugal.»

In Sachen Rennsport richtet sich Ströhleins Konzentration 2022 auf die Langstrecken-WM. «Da war der Trip am Wochenende eine gute Übung», meint er schmunzelnd. «Das waren jetzt 24 Stunden wach und konzentriert. Allerdings nicht ganz im Renntempo. Den MotoGP-Auftakt in Katar habe ich jetzt halt verpasst.» Sprach’s und machte sich nach einem einstündigen Power-Nap auf in seine Firma, wo er als selbstständiger Zweirad-Mechaniker ranmuss.

Während Ströhlein seine Kilometer noch in der Nacht von Sonntag auf Montag runtergerissen hatte, nahmen Meindl und seine Kollegen die restliche Strecke am Montagfrüh unter die Räder. «Ihren Papa mussten sie in Kiew lassen», berichtet er über seinen Fahrgast. «Zumindest konnte ich diese Mutter mit ihrem 5jährigen Sohn in Sicherheit von der Grenze nach Krakau bringen. Es ist unglaublich, was diese Menschen für ein Leid in sich haben. Wir konnten zwar nicht viel helfen heute, aber immerhin haben wir ein paar Einzelschicksalen helfen können.»

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