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Lucy Glöckner: Rücktritt vom Rennsport

Von Esther Babel
Lucy Glöckner auf Händen getragen

Lucy Glöckner auf Händen getragen

Als Instruktorin wird eine der schnellsten Frauen der Welt weiter auf der Rennstrecke unterwegs sein. Aber Punkte und Pokale sind nicht mehr ihr Ding. Lucy Glöckner beendete ihre Karriere mit einem emotionalen Brief.

Schon im letzten Jahr hatte sich abgezeichnet, welchen Weg Lucy Glöckner in Zukunft gehen würde. Ihren Stammplatz im Team GERT56, welches im Vorjahr endgültig von der Langstrecken-WM in die IDM Superbike umgestiegen war, hatte sich aus gesundheitlichen Gründen an Julian Puffe, der ursprünglich nur für sporadische Einsätze eingeplant war, abgetreten. Danach war sie nicht mehr in eine Meisterschaft zurückgekehrt. Anfang Februar machte Glöckner, die in Sachen zuhause ist, den Schritt weg von der Piste nun offiziell.

In einem offenen und viel beachteten Brief verabschiedet sich Lucy Glöckner von der Rennsport-Bühne

Liebe Sponsoren, Fans und Rennsportfreunde

«Es ist still um mich geworden. Viele von euch haben sich sicherlich gewundert, dass man so rein gar nichts mehr von mir gehört hat.
Ich möchte euch heute mitteilen, dass ich meine aktive Rennsportkarriere offiziell beenden werde.

Ich habe mit 7 Jahren, auf einer von meinem Vati selbstgebauten Kinderrennmaschine, begonnen, den Rennsport zu lieben. Für mich gab es keine andere Option mehr, Lucy + Motorrad = Leben; Benzin war für mich mein Lebenselixier. Es gab für mich keine Schule mehr, Prüfungen waren egal, ein Wochenende ohne Motorrad gab es nie.
20 Jahre voller Höhen und Tiefen, unzählige Schutzengel, Freude, Leid, Schmerzen, Emotionen (die ich nur durch den Rennsport kennenlernen konnte), historische Siege, Niederlagen und Verluste haben mich geprägt und zu einer stärkeren Person gemacht.

Leider hat sich mein größter Traum, ein Einsatz in der Superbike-Weltmeisterschaft, nicht erfüllen lassen, wir waren nah dran, doch wahrscheinlich sollte es einfach so kommen. Ich denke trotzdem, dass ich Großes in meiner Karriere erreicht habe und mit voller Stolz und Zufriedenheit behaupten kann, dass ich eine der schnellsten Frauen auf der Welt im Rennsport gewesen bin

Mir wurden Einsätze ermöglicht, von welchen viele nur träumen konnten. Zum Beispiel der Einsatz in der Langstrecken-Weltmeisterschaft unter dem Team von GERT56, wir haben Großes, fast Unaussprechliches erreicht. Ihr seid für mich wie eine Familie geworden, bei euch ging es mir gut und ich konnte einfach nur ich sein. Oder der Einsatz in den USA, dem legendären Pikes Peak Rennen in den Rocky Mountains. Auch diese Erlebnisse werde ich niemals vergessen können. Allerdings musste ich auch viele schreckliche Erlebnisse miterleben, die Schattenseiten des Motorradsports. Der Zusammenhalt ist einfach unglaublich und diesen gibt es nirgendwo anders. Ich habe Tausende von Menschen aus aller Welt kennenlernen dürfen. Ihr habt mich teilweise gefeiert wie einen Superstar.

Mir ist es sehr schwergefallen und ich hab wirklich sehr lange über meinen Rückzug nachgedacht. Nach den vielen Jahren bin ich müde geworden! Über Jahre hinweg unter Leistungsdruck zu stehen, hinterlässt seine Spuren und mit meinem 30. Geburtstag im Jahr 2020 konnte ich mich ja nun auch nicht mehr als jugendlich und spritzig bezeichnen. Wer mich kennt, weiß, dass ich extrem ehrgeizig war und bestmögliche Resultate für das Team und für mich erzielen wollte. Für mich gab es nur: Sieg oder Hospital. Und wie sagt man so schön? Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören. Mit dem letzten Titel zur Langstreckenweltmeisterschaft in Le Mans hatte ich die Spitze des Eisberges erreicht. Und dies war der krönende Abschluss meiner erfolgreichen Vita als Motorradrennfahrerin!

Ich möchte mich bei euch allen bedanken, die mich in meiner Rennsportkarriere, egal auf welche Art und Weise, unterstützt haben. Ihr alle seid für mich zu einer riesigen Familie geworden und ich bin unendlich dankbar dafür, jeden einzelnen von euch kennengelernt zu haben. Ihr seid das Sinnbild für Zusammenhalt.
Ich möchte mich auch bei meinen Eltern bedanken, die 30 Jahre lang alles für mich geopfert haben. Es gab für uns nur ganz wenige Urlaube außerhalb von Rennstrecken. Ihr habt euren letzten Cent in meine Karriere investiert und immer zu mir gehalte.! Meine ganze Familie musste viele beängstigende Stunden ausstehen und trotzdem gab es nie Kritik und Einwände an der Ausübung meines Sports. Tausend Dank dafür!

Ganz ohne Rennstrecke und Motorrad geht es natürlich nicht. Sonst wäre ich nicht mehr die Lucy, die ihr kennt. Als Instruktor bin ich weiterhin bei Hafeneger Renntrainings unterwegs und dort wird’s auch weiterhin das ein oder anderen Wheelie geben!
Macht’s gut, bleibt gesund und denkt daran: rechts ist das Gas!»

Wir sehen uns, eure Lucy
forever #69

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