Zittern auf und neben der Strecke - IDM Lausitzring

Kolumne von Daniela Weingartner
Leicht war der Einstieg in die IDM Superstock 600 nicht. Doch es gab Anschauungsunterricht von den Spitzenpiloten. Weiter geht’s am Nürburgring.

Dank HPS Racing ergab es sich bereits am Wochenende vor dem Auftakttraining der IDM am Lausitzring die Gelegenheit, dass ich schon einmal ein paar Runden auf der mir unbekannten Strecke drehen durfte. Gegen Donnerstagmittag fuhr ich aufgeregt in die Lausitz, wo ich von einem wundervollen Sonnenuntergang begrüßt wurde. Den Freitag nutzte ich, um mich auf die neue Strecke einzuschießen. Die Sonne schien, jedoch war es bereits an diesem Tag sehr kalt. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, welche winterlichen Bedingungen wir in den folgenden Tagen zu erwarten hatten. Generell machte es mir die neue Strecke Lausitzring nicht eben leicht. Von der Streckenführung her fand ich das Layout sehr ansprechend, doch so wie es mich auf der Buckelpiste hin und her gehauen hat, fühlte ich mich ein wenig an Rijeka erinnert. Aber egal, Straßenrennsport und Motocross zu verbinden, verliert niemals seinen Reiz.

Am Abend reiste mein Team HPC Power Suzuki mit meinem zukünftigen neuen Spaßgerät Suzuki GSXR-600 an. Wow, da war ich doch ziemlich beeindruckt, wenn da so ein Renn-LKW angefahren kommt und mit zwei GSX-R 600 und allem drum und dran die Box bezieht. Da wird man kurz mal andächtig und sprachlos. Schnell machte ich mich mit meinem neuen Team bekannt und ich habe zu Daniel, Hannes und Joshie gleich einen guten Draht gefunden. Mit alten Rennfahrergeschichten wurden schließlich den ganzen Abend meine Bauchmuskeln gefordert.

Der Samstag und auch der Sonntag, welche für Fahrwerksabstimmungen genutzt werden sollten, verliefen leider in keinster Weise nach Plan. Die Temperaturen luden an diesen Tagen doch mehr zum Verweilen im Bett statt zum Motorradfahren ein. Ich war super aufgeregt, dass erste Mal mit der Suzuki GSX-R 600 zu fahren. Die einstelligen Asphalttemperaturen führten allerdings dazu, dass mir der Vorderreifen innerhalb weniger Runden auf Handtemperatur abgekühlt ist. Schon bald fing es an, immer wieder zu tröpfeln und sogar zu schneien. In den wenigen Runden, die wir zur Verfügung hatten, mit den viel zu kalten Temperaturen und noch viel zu langsamen Zeiten, war es mir einfach unmöglich, Gefühl fürs neue Motorrad und das Fahrwerk zu entwickeln, schwebte doch der kalt werdende Vorderreifen stetig wie ein Damoklesschwert in meinem Kopf herum. Kurz gesagt, war das Training einfach für die Katz, weshalb wir es schließlich vorgezogen haben, wieder Arbeit in Belastung der Bauchmuskeln durch alte Rennfahrergeschichten zu stecken.

Das IDM Auftakttraining, welches anschließend mein Training auf dem neuen Motorrad komplettieren sollte, entwickelte sich schließlich zu der Lektion: Wie vertreibt man sich am besten sinnvoll die Zeit auf einer Rennstrecke, ohne Motorradfahren zu müssen. Es war unglaublich, aber bei Schnee, Regen und Graupelschauern, bei zum Teil Minustemperaturen, waren Training und Abstimmarbeiten aus Sicht meines Teams und meiner Selbst lediglich Ressourcenverschwendung. Die Hoffnungen lagen auf dem Rennwochenende.

Nachdem wir also eine Woche lang zitternd am Lausitzring ausgeharrt hatten, hatte der Wettergott endlich ein Einsehen. Zum Beginn der IDM hat auch er endlich verstanden, dass Motorradfahren bei Minustemperaturen keinen Spaß macht. Der erste offizielle Trainingstag in der IDM Superstock 600 hielt für uns Sonne und zweistellige Temperaturwerte bereit. Den ganzen Tag über arbeitete ich hart daran, meine Zeiten zu verbessern und konnte nach diesen drei Turns auch minus fünf Sekunden auf der Uhr begutachten. Zufrieden war ich natürlich trotzdem nicht, da der Unterschied zu meinen Konkurrenten immer noch viel zu hoch war, um überhaupt ansatzweise mitfahren zu können, aber immerhin konnte ich mich jeden Turn in kleinen Schritten weiter an den Grenzbereich heran arbeiten.

Am Samstag fanden beide Qualifyings und das erste Rennen statt. Unter Einsatz meines Lebens konnte ich meine Rundenzeit nochmals um zwei Sekunden reduzieren und ergatterte mir Startplatz 16. Aufgeregt fuhr ich in die Startaufstellung und wartete nervös, bis das Start-Prozedere beendet war. Wir starteten in die WarmUp-Runde und stellten uns an den Start, die Ampel schaltete auf Rot, sie ging aus und ich bin mal so fahrschulmässig losgefahren und ich muss sagen, wow, ich hab echt einen super Start hingelegt. Darüber bin ich gleich so erschrocken, dass ich vom Gas gegangen bin, um meine Konkurrenten wieder an mir vorbei zu lassen. Irgendwie voll blöd, aber da war mir eh zu viel Gedränge in der ersten Kurve, da muss ich jetzt noch nicht mitmischen.

Wie zu erwarten, vergrößerte sich der Abstand zu den anderen Fahrern in der Superstock 600 stetig und ich fuhr bald für mich allein. Ich hab es dann einfach wie einen Turn gesehen und habe die freien Runden fürs Training genutzt. Mal hier ne andere Linie gefahren, mal dort versucht, bisschen anders in die Kurven zu bremsen. Was man halt so macht, wenn einem langweilig ist. Zumindest kann ich nun super mit dem Hinterreifen aus Kurven rutschen, das ist schließlich auch was wert.

Irgendwann kam dann endlich mal wieder wer für meinen Anschauungsunterricht vorbei. Dass es mich bei dem Luftsog der an mir vorbeischießenden Rennführenden nicht vom Motorrad gesogen hat, ist an sich schon ein Wunder. Aber aha, okay, so geht das also mit dem schnellen Motorradfahren. Na gut, wenn die mir das schon freundlicherweise zeigen, versuchte ich zum Ende des Rennens auch nochmals eine schnellere Zeit hinzulegen und konnte mich persönlich nochmals steigern. Zwar nicht in dem Rahmen, den ich mir erwünscht habe, aber mehr war mir zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Schlußendlich konnte ich den 13. Platz für mich beanspruchen, was hauptsächlich daraus resultierte, ins Ziel gekommen zu sein.

Unser zweites Superstock 600 Rennen fand am Sonntag statt, ich hatte mir neue Reifen gegönnt und daher hohe Erwartungen an mich selbst. Wieder stand ich auf Startplatz 16 in der Startaufstellung und wieder habe ich einen super Start hingelegt. Also starten kann ich zumindest echt klasse mit der Suzuki. Das Rennen verlief im Grund wie am Vortag. Ich versuchte zu pushen, doch es gelang mir erst wieder zum Ende des Rennens meine Zeiten zu steigern. In der letzten Runde habe ich -1,6 Sekunden auf meinem Laptimer gesehen und mir gedacht, dass ich da jetzt noch eine schnelle Runde hinlegen will. Also habe ich es für meine Verhältnisse ziemlich in die letzte Kurve fliegen lassen und bin wieder voll ans Gas gegangen um diese 52er Zeit noch zu erreichen, aber...huch, da hab ich mich verhighsidert und konnte mein Vorderrad plötzlich von oben betrachten. Aber knapp noch abgefangen und schnell ans Gas, um die Rundenzeit noch zu retten. Schade, da konnte ich mich doch nur noch marginal verbessern.

Puh, da war ich so richtig enttäuscht, denn ich wollte unbedingt noch eine schnellere Rundenzeit fahren. Na gut, immerhin ohne Sturz noch auf dem 13. Platz ins Ziel gekommen und somit habe ich am Wochenende 6 Punkte einfahren können.

Mein Fazit: Die Kombination neue Serie, neues Motorrad, neue Rennstrecke war anscheinend zu viel für ein Wochenende. Der Trainingsrückstand hat sich stark bemerkbar gemacht und ich konnte leider nicht so viel geben, wie ich gewollt habe. Trotz aller Unkenrufe bin ich stolz auf meine Leistung, denn ich konnte mich um 9 Sekunden steigern und habe innerhalb des Wochenendes ein besseres Gefühl für die Suzuki bekommen. Vielleicht bin ich kein solch großes Talent, wie viele andere, aber ich möchte mich ebenfalls verbessern und schnellstmöglich dazu lernen und werde hart daran arbeiten.

Ich danke meinem Team HPC Power Suzuki von Denis Hertrampf dafür, dass sie mir keinen Druck gemacht haben und mich so gut wie nur irgend möglich unterstützt haben. Tausend Dank dafür!
Am 06.-08.05. geht es bereits weiter mit dem nächsten Lauf der IDM am Nürburgring. Hier kann ich mich hoffentlich nochmals um ein großes Stück verbessern. Drückt mir die Daumen und schaut doch mal auf einen kleinen Ratsch bei mir vorbei.

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Japan

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Suzuka, ein fast perfektes Rennen, und warum wir keinen Stress haben.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do.. 18.04., 00:00, Eurosport 2
    Motorradsport: 24-Stunden-Rennen Bol d'Or
  • Do.. 18.04., 00:15, Motorvision TV
    Rally
  • Do.. 18.04., 01:40, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do.. 18.04., 01:40, SPORT1+
    Motorsport: FIA-Langstrecken-WM
  • Do.. 18.04., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 18.04., 03:00, Eurosport 2
    Motorradsport: FIM-Langstrecken-WM
  • Do.. 18.04., 03:05, Motorvision TV
    4x4 - Das Allrad-Magazin
  • Do.. 18.04., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Do.. 18.04., 03:55, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Do.. 18.04., 04:20, Motorvision TV
    Bike World
» zum TV-Programm
5