Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

KTM: Neue Reise-Enduros mit Power bis 190 PS

Von Bernhard M. Höhne
KTM zollt derzeit dem jahrelangen Expansionskurs Tribut und versucht nun stärkeren Fokus auf margenstarke Modelle zu legen. Ein Instrument: Der Ausbau der Super Adventure-Baureihe nach oben.

In den vergangenen 14 Jahren durfte KTM ohne Unterbrechung teils starke Verkaufszuwächse vermelden. Mittlerweile flacht das Wachstum jedoch etwas ab, erste Märkte melden gar Rückgänge. Und so verschiebt sich der Fokus des Herstellers: Statt wie zuletzt kontinuierliches Wachstum als wichtigste Priorität zu nennen, soll in den kommenden Jahren die Profitabilität stärker priorisiert werden. Zwar wollen die Mattighofener auch weiterhin kontinuierlich wachsen, doch auch Modelle in margenträchigen Segmenten sollen eine größere Rolle spielen.

In jüngster Vergangenheit bot KTM diverse hochpreisige Kleinserien-Modelle an und erwarb die Mehrheit bei MV Agusta – rückblickend waren das erste Hinweise auf diese Strategie der hochpreisigen margenstarken Modelle.

Diese Strategie soll in den kommenden Jahren nun auch in der Kern-Modellpalette umgesetzt werden, zumindest in den Modellreihen mit Zweizylinder-Motor: So wird die 990RC R nach Stand der Dinge das klare Topmodell der Reihentwin-Baureihen, die kommende Super Duke GT wird vermutlich exklusiver daherkommen als das aktuelle Modell. Doch besonders bei den Oberklasse-Reise-Enduros der Super Adventure-Modellreihe wird sich einiges tun: In Form gleich drei neuer Modelle, die die Palette als künftige Flaggschiffe allesamt nach oben abrunden. Diese drei Modellvarianten werden zusätzlich zur überarbeiteten, dann mit dem Präfix 1390 bezeichneten Super Adventure auf den Markt kommen.

Auffälligstes Exemplar dabei: Ein stark Offroad-fokussiertes Modell, das als KTM 1390 Rally bezeichnet werden könnte. Wir konnten kürzlich einen frühen Prototypen bei ersten Testfahrten am KTM-Stammsitz in Mattighofen erwischen. An diesem lässt sich bereits gut erkennen, dass die Rally deutlich extremer konzipiert scheint als die derzeit für Offroad-affine Kunden gedachte 1290 Super Adventure R.

Dies wird auch deutlich beim Design: Zwar ist die äußerst markant geformte Lampenmaske hier noch tarnschwarz, doch im serienfertigen Zustand dürfte sie komplett transparent daherkommen. Als stilbildendes Vorbild scheint hier das Dakar-Wettbewerbsbike Pate gestanden zu haben, die 450 Rally. Die kommenden Nachfolgemodelle der 390 und der 890 Adventure werden dieses Design ebenso aufgreifen. Der höher liegende Kotflügel vorn im Enduro-Stil passt da gut ins Bild.

Als Instrumentierung dient ein neues Infotainment-System mit ungewöhnlich großem Hochkant-Touchscreen, der hier erstmals ungetarnt zu sehen ist. Am Prototypen ebenfalls erkennbar sind diverse Carbon-Teile. In diesem Fall Teile der optisch überarbeiteten Verkleidung und Zierteile um den Auspuff herum. Zudem wurde der Heckrahmen offenbar leicht überarbeitet und auch eine dünner gepolsterte Sitzbank kommt zum Einsatz, ebenso wie ein robuster Motorspoiler. Alles um Gewicht zu sparen und so dem Einsatzzweck gerecht zu werden: Einsatz im Gelände.

Mit dem gleichen Ziel wurde offensichtlich auch das Chassis der Rally überarbeitet. Zwar scheinen Rahmen und Schwinge zunächst identisch mit dem der derzeitigen 1290 Super Adventure R, doch kommt hinten ein geändertes PDS-Federbein zum Einsatz, vorn eine massivere, manuell einstellbare Gabel. Beide offenbar mit signifikant längerem Federweg. Als Bereifung trägt der Prototyp die grobstolligen Metzeler Karoo 4 und unterstreicht damit ebenso den Einsatzzweck.

Als Hauptkonkurrent dürfte KTM BMWs kommende M1300GS ausgemacht haben, die Gerüchten zufolge ein ähnliches Konzept verfolgt. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Antrieb: Die 1390 Super Adventure wird die variable Ventilsteuerung der 1390 Super Duke R übernehmen und so künftig aus 1350 ccm um die 170 PS (statt wie bisher 160 PS) leisten. Ob dies auch für die Rally-Version gelten wird oder ob diese abermals mehr Leistung erhalten wird, ist derzeit offen.

Nahezu sicher mehr Spitzenleistung erhalten beiden weiteren Spitzenmodelle, möglicherweise die bis zu 190 PS/145 Nm der aktuellen Super Duke R: Bereits früher erwischt haben wir eine Art Großenduro mit 17-Zoll-Vorderrad. Diese unterschied sich von der 1390 Super Adventure durch eine veränderte Verkleidung, reichlich Carbon und plakative Winglets. Mit einem Plus an Leistung soll diese Variente der Ducati Multistrada Pikes Peak Konkurrenz machen.

Von diesem Asphalt-orientierten Modell wird es auch eine Variante mit 19-Zoll-Vorderrad geben. Der Fokus bei diesem Modell wird vor allem auf dem luxuriösen Reisen liegen. Auch hier ist eine Ducati Multistrada Vorbild, nämlich die V4 Gran Turismo. Beide KTM-Varianten sind erkennbar an einer neuen Schwinge, in der Folge einem überarbeiteten Rahmen und vor allem einer prägnanten Auspuffanlage, die jener der Super Duke R gleicht.

Die Modellbezeichnungen sind noch Spekulation, jedoch liegen 1490 Super Adventure und 1490 SMT nahe. Ein Weg, den KTM bereits in der Vergangenheit gegangen ist: Die erste Generation der 1290 Super Adventure hob sich vor allem durch den Namen von der damals gleichzeitig angebotenen 1190 Adventure ab, der Hubraum war identisch.

Die Präsentation dürfte bei der 1390 Rally und 1490 Super Adventure und SMT, sollten sie denn so heißen, nahezu zeitgleich zur Saison 2026 erfolgen, also genau ein Jahr nach der Einführung der 1390 Super Adventure, die auf 2025 erwartet wird.

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