Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Changjiang Siberian Express 750: Mit Garantie

Von Rolf Lüthi
Die chinesischen Hersteller können auch auf dem Heimmarkt keine Konstruktionen aus den 1950er Jahren mehr verkaufen. Das beschert uns als Nebeneffekt modernisierte chinesische Gespanne mit zeitgemässen Motoren.

In den 90er Jahren ruinierte der chinesische Hersteller Changjiang seinen Ruf mit unglaublicher Gründlichkeit: Wer in den Unzulänglichkeiten und Kinderkrankheiten eines fabrikneuen Dnepr-Gespann eine zu geringe technische Herausforderung sah, kaufte sich ein Gespann von Changjiang. Unterwegs mit einer Chang Jiang CJE750 konnte man mit Garantie auf jeder längeren Ausfahrt gleich mehrfach am Strassenrand ausrollen und das Werkzeug auspacken.

Darüber wollen wir 30 Jahre später den Mantel des Schweigens hüllen und berichten vom neuesten Changjiang-Gespann, dem Siberian Express 750, die mit der CJE750 kaum mehr technische Gemeinsamkeiten aufweist und für das Changjiang zwei Jahre Garantie gibt.

Der luftgekühlte Seitenventiler-Boxermotor ist ersetzt durch einen flüssigkeitsgekühlten Zweizylinder-Reihenmotor mit 693 ccm, basierend auf dem 650er Motor von Kawasaki und produziert bei KTM-Partner CFMOTO. Die Hubraumaufstockung erfolgt durch eine um 4 mm auf 64 mm verlängerten Hub, die Bohrung von 83 mm bleicht gleich. Zwei obenliegende Nockenwellen und insgesamt acht Ventile steuern den Gaswechsel.

Changjiang gibt 69 PS bei 8500/min und 68 Nm bei 6500/min an. Zwei Motormodi, Sport und Eco, stehen zur Wahl. Eine markante Änderung wurde am Getriebe vorgenommen: Statt fünf hat es nurmehr vier Gänge, dafür zusätzlich einen Rückwärtsgang.

Das Chassis mit Vierpunkt-Anschluss des Beiwagens ist aus Stahlrundrohr gefertigt. Vorder- und Hinterrad werden von Zweiarmschwingen mit je zwei Federbeinen geführt, das Beiwagenrad von einer gezogenen Einarmschwinge. Ein Lenkungsdämpfer ist serienmässig. Gebremst wird rundum mit hydraulisch betätigten Scheibenbremsen, vorne mit 320 mm Durchmesser, hinten und am Beiwagen mit 256 mm. Alle drei Räder sind mit der Retro-Dimension 4.00-19 bereift, jedoch schlauchlos.

Anbauteile wie Beiboot und Kotflügel sind aus Stahlblech gefertigt, was sich mit vollem Tank mit 20 Litern Inhalt zu 365 kg vollgetankt addiert. Die Ausstattung ist zudem sehr umfangreich, unter anderem serienmässig sind Reserverad, Zusatzscheinwerfer, Gepäckträger, Heizgriffe, LCD-Anzeige, Parkbremse und zwei gefederte Einzelsättel.

Nach Europa importiert werden die Changjiang-Gespanne von der französischen Firma DIP, welche für das Changjiang Siberian Express 750 einen Endverbraucherpreis von 17.490 Euro angibt. In Deutschland gibt es, wenn wir richtig gezählt haben, elf Händler.

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