Motocross: Trauer nach tödlichem Unfall

Honda: Kameras statt nur Radar – warum?

Von Rolf Lüthi
Alle Hersteller rüsten ihre Oberklasse-Modelle mit Radar aus – für Abstands-Tempomaten und Totwinkelwarner. Alle? Nein, da ist einer, der setzt zusätzlich auf Kameras. Was steckt dahinter?

Mit Radarsystemen ausgerüstete Motorräder können bei aktiviertem Tempomaten selbstständig einen genügenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einhalten, andere Fahrzeuge im toten Winkel anzeigen und vor drohenden Kollisionen warnen. Kennen wir.

Was viele von uns aus dem Auto kennen, ist mit solchen System nicht machbar: Spurhalte-Assistenten gibt es an Motorrädern (noch) nicht, denn ein solcher ist mit Radar nicht machbar, es braucht Kameras, um die weisse Linie der Fahrspurbegrenzung zu erkennen.

Man könnte nun meinen, es könne doch kein Problem sein, ein bei Autos funktionierendes System aufs Motorrad zu adaptieren. Das ist im Prinzip auch so, wenn die Fahrer nicht wären. Denn diese lassen es sich nicht nehmen, im dichten Verkehr die Vorteile des motorisierten Zweirads zu nutzen, indem sie zwischen Autokolonnen vorfahren, was je nach Nation erlaubt, geduldet oder verboten ist. Unabhängig von der Rechtslage würde solches Tun jeden (Auto-)Spurassistenten zur Verzweiflung treiben.

Damit kämen wir, spät, aber doch, zum Advanced Rider Assistance Systems (ARAS), das Honda derzeit entwickelt und das zwei in der Verkleidungsfront integrierte Kameras mit Radar kombiniert. Dieses System soll erkennen können, wenn auf oder knapp neben der Fahrspurmarkierung gefahren wird, um zwischen Autokolonnen durchzufahren, und in dieser Situation nicht dauern blinken oder piepsen.

Im normalen Einsatz funktioniert das System so, wie es viele schon aus dem Auto kennen: Kommt man der Fahrspur-Begrenzungslinie zu nahe, ohne dass der entsprechende Blinker betätigt ist, wird man mit einem blinkenden Licht im Cockpit und/oder einem Piepston gewarnt.

Im Patent von Honda wird beschrieben, dass sich diese Warnung ausschaltet, wenn man innerhalb einer bestimmten Zeitspanne – Honda nennt drei Sekunden – der Begrenzung immer wieder nahe kommt oder diese überfahrt. Dann nimmt das System an, man sei dabei, zwischen den Fahrspuren an Autokolonnen vorbei vorzufahren, und stellt die Warnsignale ein. Gleichzeitig wird die Distanz, bei welcher die Kollisionswarnung ausgelöst wird, in der Breite vor dem Motorrad reduziert.

Ob oder wann dieses System je in Produktion gehen wird, lässt uns Honda nicht wissen. Das Vorgehen ist aber typisch für Honda: Man macht nicht einfach, was alle machen – Radar dranschrauben – sondern überlegt sich eine Lösung, die alle Aspekte berücksichtigt, auch solche, die nicht offensichtlich sind.

Auf einem veröffentlichten Bild der Verkleidungsfront der Honda Africa Twin mit zwei integrierten Kameras ist ein Sticker mit der Aufschrift «Astemo» zu erkennen. Es handelt sich um eine auf Elektronik spezialisierte Firma, die Honda in Partnerschaft mit Hitachi betreibt und in die auch die Zulieferer Showa, Nissin und Keihin involviert sind.

Ein Spurhalte-Assistent ist denn auch nicht die einzige Anwendung, die sich mit der Kombination von Radar, Kameras und ausgeklügelter Regelelektronik realisieren liesse. So könnten die Federelemente, die Traktionskontrolle und das ABS blitzschnell und aktiv an Strassenverhältnisse (Löcher, Bodenwellen) angepasst werden oder es ist gar ein Systemeingriff (Gas zudrehen, bremsen, Notbremsung) unter Umgehung des Fahrers denkbar. Das gibt es im Auto schon seit einigen Jahren.

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