Ducati: Über-Diavel mit 200 PS in Planung
Ducati arbeitet an der Über-Diavel - Ende diesen Jahres will Ducati ein neues Topmodell für die Diavel-Baureihe präsentieren. Zum Einsatz kommen soll dabei der Motor aus der Panigale V4. Das Ergebnis: Extrovertiert, schnell, teuer - und ziemlich irre.
Extrovertiert. Das ist das Adjektiv, das am häufigsten fällt, wenn Ducati-Designer und Offizielle die Diavel beschreiben. Für Ducati hat sie bei ihrer Einführung neue Kundenkreise erschlossen und den Weg verfestigt, den die Italiener bereits mit der Einführung der Multistrada beschritten hatten: Mehr als nur Produzent für reine Sportmotorräder zu sein
Die erste ihrer Art war sie dabei nicht: Die Kategorie «Powercruiser» begründete einst Yamaha mit der VMax schon in den 80er Jahren des letzten Jahrtausends. Seit ihrer Präsentation im Jahr 2010 sollen inoffiziellen Zahlen zufolge inzwischen rund 45.000 Diavel verkauft worden sein. Die erste Generation dürfte in ihren neun Jahren Bauzeit den Löwenanteil dazu beigesteuert haben.
Inzwischen sind die Verkaufszahlen, Händlerangaben zufolge, auf niedrigerem Niveau stabil. Die Diavel hat sich als Imageträger etabliert und sorgt, gemeinsam mit ihrer Cruiser-Schwester XDiavel, obendrein für eine überdurchschnittliche Marge. Beide Modelle haben inzwischen den altehrwürdigen Testastretta-V2 abgelegt und werden vom V4 Granturismo angetrieben, wie er auch in der Multistrada V4 Dienst tut.
Mit knapp unter 170 PS bei fahrbereiten 236kg musste sich vermutlich noch kein Pilot der Bologneserin über zu wenig Kraft beschweren. Dennoch will Ducati zur Saison 2026 offenbar eine gehörige Schippe drauflegen. Das zumindest pfeifen die Spatzen in Borgo Panigale von den Dächern.
Die Zutaten, die dabei zum Einsatz kommen sollen, sind ebenso simpel wie radikal. Denn die Italiener wollen, so ist zu hören, das Rezept der Multistrada V4RS auf die Diavel V4 übertragen. Bei dieser Hochleistungsversion der Multistrada wurde der Desmosedici Stradale in die Pikes Peak verpflanzt. Dieser Motor hat seine Wurzeln im MotoGP-Bike der Italiener aus dem Jahr 2015 und war eigentlich für die ultrasportlichen Panigale V4 und Streetfighter V4 gedacht.
Analog zur Crossover-Rakete Multistrada RS könnte die Über-Diavel den Namen Diavel RS oder, passend zur Schwester XDiavel, die Bezeichnung RSDiavel tragen. Ob sie in einer limitierten Serie aufgelegt wird, ist nicht bekannt. Sicher ist nur, dass sie das Topmodell der Baureihe darstellen wird. Der Einsatz des Hochleistungs-V4 ist dabei der wichtigste Baustein.
Denn er bedeutet, wie auch im Crossover-Bike, die Rückkehr der bei den Italienern traditionellen desmodromischen Ventilsteuerung in die Diavel und dürfte damit ihren Charakter entscheidend verändern: Noch weniger Cruiser, dafür mehr Top-Nakedbike. Zwar spricht vieles dafür, dass das Herzstück für den Einsatz in der Über-Diavel so weit angepasst wird, dass es mehr Fahrbarkeit im Alltag zulässt - auch diesen Schritt ist Ducati bereits in der Multistrada RS gegangen.
Dennoch ist dieser Antrieb vor allem für hohe Drehzahlen gedacht: Der Desmo-V4 gibt sein maximales Drehmoment von 118 Nm im Top-Modell der Multistrada bei 9500/min ab und damit rund 2000 Umdrehungen später als in der derzeit erhältlichen Diavel V4. Noch extremer in der Streetfighter V4, in der der Pilot bis auf 11.250/min hochdrehen muss, und sich mit 120 Nm voranschieben zu lassen. Gemein ist allen der Hubraum von 1103 ccm, also 55 ccm weniger als in den V4-Modellen ohne Desmodromik.
Die RSDiavel dürfte sich bei Drehmoment und Spitzenleistung irgendwo zwischen Multistrada RS (180 PS) und Streetfighter V4 (214 PS) einordnen. Zum einen, um genügend Abstand zur Basis-Diavel zu lassen - und auch, um einen vermutlich happigen Aufpreis zu dieser zu rechtfertigen. Und zum anderen zu Panigale und Streetfighter V4, um deren Anspruch als sportliche Flaggschiffe zu unterstreichen.
Wie viel Nennleistung dies am Ende genau bedeutet und ob die RSDiavel möglicherweise an der magischen 200 PS-Marke kratzt, wird sich zeigen. Doch die 182 PS der Triumph Rocket 3 Storm wird die Italienerin schon aus Prestigegründen in jedem Fall schlagen. Die Britin mit ihrem martialischen 2,5-Liter-Triple ist derzeit der einzig ernstzunehmende Konkurrent am Markt für die Diavel V4.
Ihren Anspruch wird man der RSDiavel auch äußerlich ansehen: Abgesehen davon, dass Ducatisti bereits den Motor erkennen werden, hat die Designabteilung der Italiener an weiteren Details gefeilt: Die typischen Lufteinlässe neben dem Hauptscheinwerfer sollen offenbar neu geformt werden und, um dem gesteigerten Kühlluftbedarf gerecht zu werden, auch einen größeren Durchmesser aufweisen. Auch der Windabweiser oberhalb des Hauptscheinwerfers wird optisch überarbeitet.
Der Auspuff soll obendrein optisch noch martialischer gestaltet werden. Der Einsatz einer Einheit aus Titan liegt nahe, ist aber spekulativ. Auch das Heck wird offenbar überarbeitet. Ob dies jedoch nur die Verkleidung beinhaltet oder ob gar ein komplett neuer Heckrahmen verbaut wird, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Zu erwarten ist natürlich auch eine dem Modell entsprechend extrovertierte Lackierung.
Das Fahrwerk wird ein semi-aktives Öhlins-System der neuesten Generation EC 2.0. Also auch an dieser Stelle nur das Beste. Obendrein sind Leichtbaumaßnahmen, wie eine leichtere Batterie und leichtere Schmiedefelgen zu erwarten, aber noch nicht gesichert. Einzig bei Bremsanlage und Bereifung dürfte es, nach jetzigem Kenntnisstand, keine Änderungen geben.
Der Preis ist zum jetzigen Zeitpunkt Spekulation. Sicher ist aber: Den Topmodell-Status werden sich die Bologneser bezahlen lassen - es ist also mit einem gehörigen Aufschlag gegenüber der aktuellen Diavel V4 zu rechnen. Mit der Präsentation ist im Herbst zu rechnen. Neben dem Umstieg von Monster und DesertX auf die neue V2-Generation der Italiener sowie weiteren überarbeiteten Multistrada V4-Modellen dürfte die Über-Diavel das größte Ausrufezeichen der Ducati-Neuheiten für 2026 werden.