Kylmäkorpi: «Erik Riss mindestens so gut wie Gerd»

Von Ivo Schützbach
Erik Riss (47) gegen Joonas Kylmäkorpi: Eines der großen Duelle

Erik Riss (47) gegen Joonas Kylmäkorpi: Eines der großen Duelle

Wenn am morgigen Donnerstag in Herxheim der Auftakt des Langbahn-GP 2017 steigt, werden mit den Weltmeistern Joonas Kylmäkorpi und Erik Riss sowie Dimitri Bergé drei Toppiloten fehlen.

Drei von 14 fixen Langbahn-GP-Piloten kamen den Fans vor Saisonbeginn abhanden. Weltmeister Erik Riss entschied sich Anfang Januar, dass er sich auf seine Speedway-Karriere konzentriert und nicht zur Titelverteidigung antritt. Der 20-jährige Franzose Dimitri Bergé hatte den gleichen Gedankengang und zog sich ebenfalls zurück. Vergangenes Wochenende qualifizierte er sich in Eskilstuna als Dritter für die dreiteilige Speedway-U21-Weltmeisterschaft.

Und dann beendete Ende März auch noch verletzungsbedingt der vierfache Weltmeister Joonas Kylmäkorpi (37) seine Karriere, nachdem er sich erst im November 2016 für die Rückkehr in den Langbahn-GP entschlossen hatte.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit dem Finnen zusammen, um über die Qualität des diesjährigen Grand-Prix-Feldes zu sprechen.

Joonas, du musstest zurücktreten, Weltmeister Erik Riss fährt lieber Speedway, der WM-Dritte von 2015, Dimitri Bergé, ebenfalls. Das ist nicht gut für den Level des Langbahn-GP.

Unglücklicherweise läuft das schon seit vielen Jahren so, es fehlen die guten wirtschaftlichen Voraussetzungen, wie wir sie im Speedway-Sport haben.

Vor 20 oder 30 Jahren war das anders. Heute müssen die Fahrer viel Geld ausgeben, nur um dabei sein zu dürfen. Das schlägt sich im Level des Sports nieder – er sinkt. Fahrer entscheiden sich deshalb Speedway zu fahren, weil sie dort Profi sein können. Wenn du im Langbahn-Sport ein Highend-Team haben möchtest, dann kostet das Geld. Du bekommst das aber von nirgendwo zurück.

Verstehst du, weshalb ein Fahrer wie Erik Riss, der auf der Langbahn Weltmeister wurde, lieber in Großbritannien in der zweiten Liga Speedway fährt?

Er hat sich mit dem Langbahn-Sport eine Basis geschaffen mit Sponsoren und Infrastruktur, jetzt hat er diese in den Speedway-Sport transferiert. Vielleicht kann er für den Langbahn-GP auch nicht das nötige Geld auftreiben – ich weiß es nicht.

Außerdem kann er ja jederzeit auf die Langbahn zurückkehren. Erik ist der talentierteste Fahrer, den ich je auf einer Langbahnmaschine gesehen habe – sehr eindrucksvoll.

Als ich mich letzten November zu meinem Comeback entschied, wünschte ich mir, dass wir gegeneinander fahren. Er und Jannick de Jong wären für mich die Fahrer gewesen, die es zu schlagen gilt.

Als sich Erik entschied keinen Langbahn-GP zu fahren, war das eine Enttäuschung für mich. Das ist ein großer Verlust für den Sport.

Du bist gegen die Altmeister Gerd Riss, Robert Barth und Kelvin Tatum gefahren, aber auch gegen die zwei Generationen danach, wie Martin Smolinski, Jannick de Jong, Erik Riss und Dimitri Bergé. Lässt sich der Level dieser Fahrer vergleichen?

Erik ist mindestens so gut wie sein Vater, wenn nicht besser. Er hat extremes Talent und ist austrainiert.

Ich fuhr aber auch nicht gegen Gerd in seiner goldenen Ära, als er auf dem Höhepunkt war. Als ich gegen ihn fuhr, war er immer noch sehr gut. Aber sicher nicht mehr so motiviert und austrainiert wie früher, er hatte einige Kilogramm zu viel.

Deshalb ist es schwer, diese Leute zu vergleichen. Gerd Riss, Simon Wigg, Egon Müller und Kelvin Tatum waren auf der Langbahn und Speedway-Bahn sehr gut, sie waren alle im Speedway-Weltfinale. Ich fuhr in der Speedway-EM und war mit Wildcard im Grand Prix dabei. Ich war einer der letzten Fahrer, der beides auf hohem Level fuhr.

Erik versucht sich jetzt im Speedway-Sport. Wenn er dort Erfolg hat, hat das positive Auswirkungen. Der Sport braucht Stars, sonst kann er nicht überleben.

Wer ist dein Favorit für die Langbahn-WM in diesem Jahr?

Jannick de Jong ist ein herausragender Langbahn-Fahrer, er sollte es machen. Ich habe mich aber während meiner ganzen Karriere nie damit beschäftigt, wer gewinnen sollte. Ich wollte selber siegen.

Auf dem Papier ist Jannick der stärkste Pilot.

Seit 20 Jahren fragen sich Experten wie Fans, weshalb man auf der Langbahn nicht zum Ein-Tages-Finale zurückgeht. Der Sport sei nicht groß genug für eine Serie, hielt Kelvin Tatum einst fest.

Als Außenstehender ist es einfach, eine Meinung zu haben und Entscheidungen in Frage zu stellen.

Warum fahren wir nicht mit alten Jap-Motoren?

Ich habe mir über dieses Thema nie groß Gedanken gemacht. Wenn die Fahrer aber nicht mehr in der Lage sind eine Serie zu bestreiten, dann könnte das Ein-Tages-Finale eine Option sein. Letztlich muss das die FIM entscheiden. Heute mixen wir ja auch Langbahn und Grasbahn, was es früher nicht gab.

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