Joonas Kylmäkorpi (37) verkündet sofortigen Rücktritt

Von Ivo Schützbach
Mit vier Langbahn-WM-Titeln ist Joonas Kylmäkorpi nach Gerd Riss und Simon Wigg der dritterfolgreichste Fahrer. Überraschend hat der in Andorra lebende Finne vergangene Nacht seine Karriere beendet.

Zwischen 2006 und 2014 schloss Joonas Kylmäkorpi die Langbahn-Weltmeisterschaft siebenmal in den Top-3 ab, wurde viermal in Folge Champion. Das schaffte kein Langbahn-Fahrer vor dem 37-Jährigen, nach Titeln sind nur Gerd Riss (8) und Simon Wigg (5) erfolgreicher.

34 Mal fuhr Kylmäkorpi im Grand Prix ins Finale, zwölfmal siegte er, zehnmal wurde er Zweiter und fünfmal Dritter. Nach GP-Siegen sind lediglich Gerd Riss (17), Kelvin Tatum (15) und Robert Barth (13) erfolgreicher.

2015 war der Finne auf dem besten Weg, zum fünften Mal in Folge Champion zu werden. Er gewann die ersten zwei Grand Prix in Herxheim und Eenrum und lag zur Halbzeit neun Punkte vor dem späteren Vizeweltmeister Erik Riss. Dann stürzte Kylmäkorpi bei einem Ligarennen in Dänemark und stauchte sich die Bandscheiben. Die Verletzung war an sich nicht schlimm, zwang ihn aber mehrere Wochen zu pausieren, womit die Weltmeisterschaft gelaufen war. Mitte November 2015 verabschiedete sich Kylmäkorpi vom Langbahn-Sport, arbeitete aber weiterhin als Speedway-Profi.

Im November 2016 gab der Motorrad-Weltverband FIM bekannt, dass Kylmäkorpi eine Dauer-Wildcard für den Langbahn-GP 2017 erhält und in den Sport zurückkehrt. «Ich wäre dieses Jahr keine britische Liga gefahren und brauchte neue Motivation», erzählte er SPEEDWEEK.com letzten Dezember. «Ich trainiere zweimal am Tag im Fitnessstudio und fahre mehrmals in der Woche mit verschiedenen Motorrädern. Ich investiere so viel Arbeit in den Rennsport, dass ich wieder etwas brauchte, wofür sich diese lohnt. Ich liebe es zu gewinnen, und bin hungrig wieder Weltmeister zu werden.»

In der Nacht von Freitag auf Samstag dann die Hiobsbotschaft: Kylmäkorpi erklärte mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt. Grund dafür ist seine schwere Trainingsverletzung, die er sich bei der Vorbereitung auf das Dirt-Track-Rennen «Superprestigio» in Barcelona zuzog.

«Ich brach mir den Oberschenkel und das Becken, es war ein Horrorsturz», teilte der Finne mit. «Ich hatte anschließend zwei Operationen, diese brachten aber kein zufriedenstellendes Ergebnis. Obwohl ich und ein Weltklasse-Mediziner-Team alles unternommen haben, bedeutet diese Verletzung mein Karriereende. Ich bin stolz, was ich im Sport vollbracht habe, ich erreichte meine gesteckten Ziele. Ich bin der Erste, der viermal in Folge Langbahn-Weltmeister wurde. Ich fuhr auf der ganzen Welt Rennen und habe sieben WM-Medaillen gewonnen. Ich fuhr einige Speedway-GP und in den Top-Speedway-Ligen. Vom Siegen habe ich nicht nur geträumt, sondern dafür gearbeitet. Über die Jahre habe ich gelernt mit Schmerzen zurechtzukommen. Heute ist es aber so, dass ich zwar im Kopf motiviert bin, mein Körper aber nein sagt – es ist vorbei. Auch wenn dieser Rücktritt nicht in meinen Händen liegt, akzeptiere ich ihn ohne Traurigkeit. Gewinnen gehört zu meinem Charakter, jetzt schaue ich neuen Lebensherausforderungen entgegen. Gib alles oder geh nach Hause.»

Für den Langbahn-GP ist Kylmäkorpis Rücktritt ein weiterer schwerer Schlag. Weltmeister Erik Riss verzichtet auf die diesjährige Serie, weil er sich lieber auf seine Speedway-Karriere konzentriert. Der Franzose Dimitri Bergé, WM-Dritter von 2015, tut es Riss gleich. Martin Smolinski hat eine Dauer-Wildcard abgelehnt, auch er fährt lieber Speedway.

Für Kylmäkorpi rückt gemäß Stand-by-Liste der FIM der international kaum bekannte und wenig profilierte Tscheche Hynek Stichauer nach.

Joonas Kylmäkorpis größte Erfolge:

2006 – Langbahn-Vizeweltmeister
2007 – Langbahn-Vizeweltmeister
2010 – Langbahn-Weltmeister
2011 – Langbahn-Weltmeister
2012 – Langbahn-Weltmeister
2013 – Langbahn-Weltmeister
2014 – Langbahn-WM-Dritter

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