Bahnsport-Legende Manfred Poschenrieder (85) ist tot
Manfred Poschenrieder war überall beliebt und gern gesehen
«In Trauer möchte ich euch im Namen der Familie Poschenrieder über den Tod von Manfred Poschenrieder sen. informieren. Unser Ehemann, Vater, Opa ist am 11. September 2023 im Beisein der Familie im Alter von 85 Jahren verstorben», teilte Sohn Manfred junior mit.
«Poschi» hinterlässt Ehefrau Gerda, Sohn Marcus Briatore mit Ehefrau Anne und ihrer Tochter Malou, Sohn Manfred Poschenrieder jun. mit Ehefrau Heidi und Tochter Emma.
Manfred Poschenrieder war Deutschlands erfolgreichster Bahnfahrer in den 1960er- und Anfang der 70er-Jahren und war sowohl auf Gras- und Sand- als auch auf den kürzeren Speedwaybahnen unterwegs. Er startete seine Laufbahn 1953 in der Jugend- und Juniorenklasse, ehe er ab 1959 international unterwegs war.
In den 1960er-Jahren war er Deutschlands erfolgreichster Sandbahnfahrer mit drei Europameisterschafts-Titeln von 1966 bis 1968 in Serie. Die Titelverteidigung 1969 in Oslo ging daneben, als Trost gebar ihm zu gleicher Zeit seine Frau, Tochter des ebenfalls sehr erfolgreichen Sepp Giggenbach, einen gleichnamigen Sohn, der später von der Motocross-Strecke Pokale mit nach Hause brachte und nach der Karriere Pressesprecher der BMW Group Efficient Dynamics in München war und heute für fünf Firmen PR-mäßig in der Wasserstoff-Energiezukunft tätig ist.
1971 und 1972 wurde «Poschi» hinter Ivan Mauger aus Neuseeland in der neu eingeführten Weltmeisterschaft Zweiter auf der Langbahn, ein Jahr später stand er neben dem unvergessenen Hans Siegl (1978 tödlich verunglückt in Linz/Österreich) ebenfalls auf dem Siegerpodest. Dreimal wurde Poschenrieder Deutscher Sandbahnmeister, einmal gewann er mit Krumbach die Speedway-Bundesliga. Darüber hinaus holte er fünfmal den begehrten ADAC-Goldhelm – nur Gerd Riss ist erfolgreicher. In Osnabrück gewann er auch den 1. ADAC-Silberhelm auf der Grasbahn.
Seine dynamische Fahrweise, auf dem Motorrad liegend, beide Beine nach hinten gestreckt, war Vorbild für viele junge Fahrer, die ihm nacheifern wollten. Unter anderen ein gewisser Josef Angermüller, der 1977 tragisch verunglückte. Sie lernten sich über den legendären Josef «Wack» Hofmeister beim Motoren-Tuning kennen und führten fast eine Vater-Sohn-Beziehung.
Seine immer bescheidene aber freundliche Art machte Poschenrieder unter den Kollegen sehr beliebt. Und sein kämpferischer Fahrstil bis zum Fallen der Zielflagge zum Publikumsliebling auf fast jeder deutschen Rennbahn. Ein Journalist geriet damals so ins Schwärmen: «4 Stunden (statt 4 Runden) kämpfte er gegen H. J. Fritz», seinerzeit DDR-Meister, Weltfinalist und leider auch schon verstorben.
Mitte der 1960er-Jahre stand Poschenrieder im Kontinentalfinale zur Speedway-WM und scheiterte einmal knapp an der Qualifikation für das Speedway-WM-Finale. Auch einen Profivertrag in der britischen Speedway-Liga hatte er in Aussicht, lehnte diesen jedoch aus beruflichen und zeitlichen Gründen ab: In Kempten im Allgäu hat er in den 70er-Jahren von seinem Vater und Gründer Ludwig eine Firma für Motoreninstandsetzung übernommen und war ihr noch lange als wichtiges Mitglied erhalten geblieben.
1976 beendete «Manni» oder «Poschi» seine aktive Karriere, blieb dem Bahn-Rennsport jedoch als Mentor für Nachwuchsfahrer wie Hans Wassermann und Betreuer der deutschen Speedway-Nationalmannschaft treu. Zu Hause in Waltenhofen bei Kempten erinnern Hunderte gewonnene Pokale an seine Karriere. Die Auszeichnungen gipfelten in der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts 1971.
Die Bahnsport-Szene nimmt am 29. September in der Basilika St. Lorenz, Hildegardplatz, in 87435 Kempten Abschied von der Legende, der Gottesdienst beginnt um 12.15 Uhr. Anschließend findet die Aussegnung statt, beides ist öffentlich. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit des Abschieds bei seiner Familie.
Die größten Erfolge von Manfred Poschenrieder:
Langbahn-Europameister 1966, 67, 68
Langbahn-Vizeweltmeister 1971, 72
Langbahn-WM-Dritter 1973
Deutscher Sandbahnmeister 1968, 69, 71
Bundesliga-Meister mit Krumbach
5 ADAC-Goldhelme auf der Langbahn
1 ADAC-Silberhelm auf der Grasbahn