Formel 1: «Darauf kann man nicht stolz sein»

Verdienter Lohn

Kolumne von Benjamin Leuenberger
Der Speedy-Sebah-Lola auf dem Weg zu Rang zwei!

Der Speedy-Sebah-Lola auf dem Weg zu Rang zwei!

Nach zwei harten Wochen fürs Team Podium in Spa!

Wie aufmerksame SPEEDWEEK online Leser bereits wissen, hatte mein Team Speedy Racing Sebah zwei harten Wochen hinter sich. Nach dem ersten Rennen in Barcelona, reisten wir zu einem Test nach Le Mans. Dort nahmen wir 2 Tage lang an dem vom ACO organisierten Test auf den Bugatti Circuit teil. Der erste Tag verlief für uns sehr erfolgreich, wir beendeten das 1. Training an zweiter Stelle und das zweite Training am Nachmittag sogar auf Platz 1. Da der Bugatti Circuit eher zu den langsameren Strecken gehört, testeten wir in erster Linie verschiedene mechanische Teile.

Für den zweiten Tag standen diverse Reifentests und Longruns auf dem Programm. Leider kamen wir nicht dazu, das Programm abzuspulen, da Jonny Kane beim ersten Outing das Fahrzeug beim Anbremsen für die erste Schikane aus der Kontrolle verlor und in die Reifenstapel einschlug. Der Einschlag war so heftig, dass das Monocoque beschädigt wurde. Noch an Ort und Stelle begann das Team, das Fahrzeug zu zerlegen. Das Monocoque ging anschliessend für Reparaturarbeiten zu Lola, der Motor wurde bei Judd überprüft und das Team zerlegte das Getriebe und baute es neu auf. Auch sämtliche elektronischen Teile und Kabelstränge wurden überprüft.

Nach den Reparaturarbeiten bei Lola, machte sich das Team daran, das Auto wieder neu aufzubauen. Als ich am Freitag in Spa ankam, hatte das Team den Wagen eben fertiggestellt und war dabei das Setup zu machen. Jeder im Team hat sein möglichstes dazu beigetragen, um den Start beim 1000Km Rennen in Spa zu ermöglichen. An dieser Stelle ein grosses DANKE an das Team. Das war eine super Leistung!

Beim ersten Training in Spa, hatten wir dann leider noch ein wenig mit den Auswirkungen des Unfalls zu kämpfen. Die Kommunikation zwischen Schaltwippe und Getriebe funktionierte noch nicht einwandfrei. So liessen sich manche Gänge nicht richtig oder nur mit grösserer Verzögerung einlegen.

Wir benötigten die ganzen 90 Minuten des Trainings, um dem Problem auf den Grund zu gehen und es zu beheben. Am Schluss konnte ich jedoch 3 problemlose Runden absolvieren. Leider verloren wir dadurch wertvolle Zeit um das Auto abzustimmen und auch wir Fahrer konnten uns nicht auf die Strecke einschiessen.

Am Samstag stand nur noch ein 60 minütiges Training auf dem Programm. In dieser Zeit mussten wir das Setup herausfahren und allen 3 Fahrern die Möglichkeit, geben sich an die Strecke zu gewöhnen. Die vielen Unterbrüche durch rote Flaggen machten die Aufgabe nicht gerade einfacher. Am Schluss fuhr ich 3 Runden und das musste reichen, um am Sonntag das Rennen in Angriff zu nehmen. Die Trainingszeit an einem LMS Rennwochenende ist meiner Meinung nach deutlich zu gering. 1x 90 Min und 1x 60 Min reichen einfach nicht, um 3 Fahrer auf eine Strecke einzuschiessen und dabei noch ein vernünftiges Setup herauszufahren. Dazu kommen dann noch pro Training mindestens 2 Unterbrüche durch rote Flaggen, in welcher die Trainingszeit jedoch weiterläuft.

Deshalb nutzten wir in Spa das Zeitfahren, um weiter am Setup zu arbeiten. Xavier Pompidou fuhr den Lola Judd bereits im vergangenen Jahr und verfügte somit über die grösste Erfahrung mit dem Auto. Deshalb lag es an ihm, das Zeitfahren zu bestreiten und dabei das Setup zu verbessern. Er machte mehrere Veränderungen und fuhr am Schluss auf Rang 2. Das war natürlich eine optimale Voraussetzung für das Rennen.

Nach dem Zeitfahren setzten wir uns in einem Meeting zusammen und legten die Strategie für das Rennen fest. Xavier würde das Rennen starten, Jonny Kane den Mittelstint fahren und an mir war es dann, die letzen 2 bis 2 ½ Stints ins Ziel zu fahren. Da wir mit diversen Safety-Car Perioden rechnen mussten, wussten wir, dass wir flexibel sein mussten, um die Strategie jederzeit den Umständen anpassen zu können.

Am Sonntag legte Xavier einen guten Start hin und übergab das Auto an zweiter Stelle liegend an Jonny. Auch Jonny fuhr fehlerfrei und konnte den zweiten Platz weiter verteidigen. Durch eine unglückliche Situation während einer Safety-Car Periode, lagen wir jedoch eine Runde hinter dem führenden Porsche zurück. Als das Safety-Car auf die Strecke kam, lag der führende Peugeot genau zwischen uns und dem Führenden LMP2 Porsche. Das Safety-Car setzte sich vor den Peugeot und der Essex Porsche konnte eine Runde fahren und sich hinten am Feld anschliessen. Dadurch verloren wir eine Runde auf ihn.

Wir nutzen eine weitere Safety-Car Periode, um den letzten Fahrerwechsel vorzunehmen und ich durfte endlich ins Auto. Diesmal hatten wir das Glück vor dem führenden Peugeot auf die Strecke zu kommen und so erhielt ich einen wave-by, ich durfte also das Safety-Car überholen und mich hinten am Feld anschliessen. Mein erster Stint verlief problemlos und ich konnte mich nach 5 Jahren in GT Autos wieder daran gewöhnen, Verkehr zu haben und nicht der Verkehr zu sein! Ich finde es wesentlich angenehmer, GT Autos zu überholen als ständig von LMP Autos überholt zu werden.

Während ich auch für den letzten Stint des Rennens im Auto sitzen blieb, wechselte die führende Mannschaft von Essex noch einmal den Fahrer. Dadurch war ich auf einmal in Schlagdistanz zum Porsche. Ich schaffte es, mehrere Sekunden auf den Porsche aufzuholen, bevor mich eine weitere Saftey-Car Phase einbremste. Als das Rennen für die letzten 4 Runden wieder freigegeben wurde, steckte ich hinter diversen GT Autos fest und wurde meinerseits von zwei LMP1 Autos überrannt. Als ich mich im Verkehr freigeschwommen hatte, schloss ich bis auf 0.6 sec auf den Porsche auf. Leider schaffte ich es nicht mehr, ihn zu überholen. Am Ende hat mir einfach eine Runde gefehlt. Das war natürlich bedauerlich, über den zweiten Platz freue ich mich jedoch trotzdem riesig! Knapp eine Woche vor dem Rennen wussten wir ja noch nicht einmal, ob wir überhaupt teilnehmen können! Es freut mich auch besonders für mein Team. Nach all der harten Arbeit, ist es schön, dass wir Ihnen in Form des Podiumplatzes etwas zurückgeben konnten.

Mein Team Speedy Racing Sebah wird das Auto nun erneut total überarbeiten, bevor es zum wichtigsten Rennen der Saison, den 24 Stunden von Le Mans, geht. Unser Ziel in Le Mans ist ein Platz auf dem Podest. Nach dem Erfolg in Spa, werden wir nun umso motivierter nach Frankreich reisen. Ich hoffe ich kann euch in ein paar Wochen erfolgreiches aus Le Mans berichten!
 
Bis bald aus Le Mans
 
Ben
 
 
Benjamin Leuenberger (26) gewann 1999 die Formel ADAC Junior-Wertung. Im Jahr 2001 erhielt der Solothurner aus den Händen von Peter Sauber die Swiss-BP-Trophy, die wichtigste Auszeichnung im Schweizer Motorsport. Schon früh entschied er sich aber für den weiteren Karriere-Weg in Richtung Sportwagen, spätestens, nachdem er für Don Panoz die ALMS 2003 bestritt. Für Speedy-Racing fährt er 2009 einen LMP2-Lola-Judd in der LMS und den 24h von Le Mans.
 
 
 
 

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