Nicolas Goubert (Michelin): Bilanz der Saison 2016

Von Günther Wiesinger
Nicolas Goubert

Nicolas Goubert

Michelin hat in der ersten Saison als MotoGP-Alleinausrüster einige Höhen und Tiefen erlebt. Aber insgesamt zieht Technical Director Nicolas Goubert eine positive Bilanz.

Michelin kehrte 2016 nach sieben Jahre Pause wieder in die MotoGP-Weltmeisterschaft zurück, erstmals als Lieferant der Einheitsreifen.

Michelin hatte von 1976 (Barry Sheene) bis 2006 (Nicky Hayden) in 31 Jahren 27 WM-Titel gewonnen und sich dann nach der Saison 2008 zurückgezogen.

Michelin erlebte 2016 einige Tiefschläge, als beim Sepang-Test im Februar bei Loris Baz der Hinterreifen platzte und im FP4 in Las Termas bei Scott Redding die Lauffläche am Hinterreifen ablöste.

Danach brachte Michelin einen robusteren, hitzebeständigeren Hinterreifen für Le Mans, aber dieser fand wenig Anklang, weil sein Griplevel zu wünschen übrig ließ und der Griplevel der Hinterreifen bis heute nicht auf das Niveau vom Saisonstart gebracht wurde, wie Projektleiter Piero Taramasso zugibt, der bei Michelin gleichzeitig Manager der Two-Wheel Motorsport Group ist.

«Wir hatten 2015 eine schwierige Testsaison», sagt Nicolas Goubert, MotoGP Technical Director von Michelin. Er spielt damit auf das Desaster in Mugello an, wo Rossi, Lorenzo und Márquez 2015 beim Montag-Test übers Vorderrad stürzten. Ähnlich schlimm verlief der Valencia-Test im November, wo an zwei MotoGP-Testtagen 23 Stürze übers Vorderrad gezählt wurden.

«Wir haben dann im Winter sehr emsig gearbeitet und entwickelt. In Katar beim ersten Rennen haben die Erfolge unsere Erwartungen übertroffen», erklärte Goubert. «Jorge Lorenzo hat dort im Rennen einen neuen Rundenrekord erzielt. Auch die Gesamtfahrzeit im Rennen war kürzer als im Jahr zuvor.»

«Aber wir wussten, dass uns nach dem Saisonauftakt in Doha eine schwierige Phase bevorsteht, denn wir kamen danach zu zwei Schauplätzen, die noch nicht im Kalender waren, als wir 2008 aus der WM ausgestiegen sind – Austin und Las Termas. Natürlich hatten wir dort getestet, aber das Wetter war nicht besonders gut, also hatten wir wenig aufschlussreiche Daten für diese Pisten. Schließlich sind wir bei beiden Rennen auf Probleme gestoßen. Argentinien war kein guter Event für uns. Wir haben dort gemerkt, dass unsere Hinterreifen nicht robust genug sind. Aber der positive Punkt war, dass wir nach Las Termas sehr, sehr rasch reagiert haben. Innerhalb weniger Tage haben wir neu entwickelte Reifen nach Texas gebracht. Diese Hinterreifen waren robust genug, um das Rennen in Austin zu überstehen. Alle Beteiligten haben an diesem Beispiel gesehen, wie entschlossen wir sind und wie hingebungsvoll wir uns dieser Kategorie verschrieben haben. Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, innerhalb weniger Tage einen neuen Reifen aufzubauen. Nach diesem Grand Prix mussten wir diesen robusten Hinterreifen aus Sicherheitsgründen in der Allocation behalten. Als wir in Jerez zum ersten Europa-GP kamen, haben wir aber erkannt, wie stark dieser Reifen die Performance der Maschinen behinderte und einbremste. Wir mussten viel Kritik deswegen einstecken. Die Fahrer klagten bei der Neukonstruktion über einen Mangel an Traktion. Wieder haben wir uns bemüht, so rasch wie möglich zu reagieren. In Le Mans und Mugello haben wir weitere Fortschritte erzielt. In Mugello ist Jorge ein weiterer Rekord gelungen, diesmal im Qualifying. Auch die Rennzeiten konnte sich sehen lassen, wir waren unter den Zeiten von 2015. Wir sind dann mit vielen positiven Ergebnis durch den Sommer gekommen, auch in Misano haben wir sehr konkurrenzfähige Zeiten erreicht, dazu im Trockenen in Brünn.»

«Bei den drei Übersee-GP im Oktober hatten wir sehr unerwartete Wetterverhältnisse, zum Beispiel auf Phillip Island, wo die Temperaturen in der Luft und auf dem Asphalt sehr niedrig waren. Trotzdem konnten wir den Teams und den Fahrern dort Reifen anbieten, mit denen sich Vertrauen fanden», sagt Goubert. «Wir hatten also 2016 positive und negative Erfahrungen gemacht. Und wir haben auch viele Stürze hinnehmen müssen. Jeder Sturz ist einer zu viel. Das ist also etwas, mit dem wir uns weiter beschäftigen müssen. Ich möchte aber unterstreichen, dass wir bei den 16 Rennen, die auch 2015 auf dem Kalender waren, also ohne Spielberg, in diesem Jahr 70 Rennstürze hatten, 2015 gab es 69. Es passierte also nur ein Sturz mehr. Insgesamt haben wir in diesem ersten Jahr viel gelernt, wir waren mit vielen unterschiedlichen Bedingungen konfrontiert. Und wir haben rasch reagiert, wenn es Probleme gab. Wir werden dieses Tempo auch 2017 beibehalten, wir werden unseren Aufwand nicht reduzieren.»

Übrigens: Michelin bringt mehr als 1400 Reifen zu jedem Grand Prix. Und ob die Intermediates auch 2017 erzeugt und geliefert werden, steht noch nicht fest.

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