Eugene Laverty: Das Interview zum MotoGP-Abschied

Von Sharleena Wirsing
Nach seiner bisher besten MotoGP-Saison wird Eugene Laverty die Königsklasse verlassen und in die Superbike-WM zurückkehren. Zuvor sprach er mit SPEEDWEEK.com über sein MotoGP-Abenteuer.

Eugene Laverty verlässt die MotoGP-Klasse nach zwei Jahren. Der Nordire wechselt zurück in die Superbike-WM und tritt 2017 für Aprilia an, obwohl ihm mit Ergebnissen wie Platz 4 in Argentinien oder Rang 7 in Assen und dem sechsten Platz in Brünn in seiner zweiten MotoGP-Saison ein großer Fortschritt gelang. Diese Steigerung war in der Vorsaison nicht absehbar, da sich Laverty mehrmals verletzt hatte. Doch der 30-jährige Nordire kämpfte sich zurück. Zum Saisonende rutschte Laverty noch von WM-Rang 10 auf 13. Mit SPEEDWEEK.com blickte er nun auf seine MotoGP-Jahre zurück.

Eugene, ist es frustrierend für dich, die MotoGP-Klasse ausgerechnet nach den ermutigenden Ergebnissen 2016 zu verlassen?

Nein, ich denke, ich kann nun ein neues Kapitel aufschlagen. Wenn ich eine schlechte Saison oder nur Resultate wie im letzten Jahr gehabt hätte, dann wäre ich enttäuscht gewesen, aber so habe ich alles herausgeholt, was ging. Die zwei Jahre alte Ducati war immer ein schwieriges Bike. Das galt für viele unterschiedliche Fahrer. Doch ich wurde immer stärker mit ihr. Das macht mich stolz, denn die Vorsaison war durch meine Verletzungen ein Desaster. Aus diesem Sumpf habe ich mich zurückgekämpft und war stark.

Du verlässt die MotoGP-Klasse, weil du mit der GP15 erneut ein zwei Jahre altes Bike bekommen hättest. Hast du es als unfair empfunden, dass du trotz deiner Leistungen keine bessere Maschine für 2017 erhalten hättest?

Das ist nicht neu im Rennsport, sondern ganz normal. Zu sagen, dass es unfair ist, macht für mich keinen Sinn, denn das ganze Leben ist unfair. Im Sport ist das Geld sehr wichtig und oft entscheidend. Manchmal spielen eben Geld und der richtige Pass eine große Rolle. Das wusste ich schon, als ich mich entschlossen habe, Profi-Rennfahrer zu werden. Das ist alles Teil des Spiels.

Also war der Pass auch bei der Entscheidung dafür, Álvaro Bautista 2017 auf die Ducati GP16 zu setzen, ausschlaggebend?

Sicher. Das hängt vom Team und den Sponsoren ab. Ein spanisches Team wie Aspar muss auf diese Dinge eingehen. Im nächsten Jahr haben sie eine GP15 und eine GP16 zur Verfügung. Natürlich wollte ich die GP16. Doch in einem spanischen Team mit spanischen Sponsoren war es nur logisch, dass Álvaro diese Maschine erhält. Deshalb habe ich mich gegen einen neuen MotoGP-Vertrag entschieden. Für mich ist die Entscheidung des Teams ganz klar nachvollziehbar, aber ich bin ein Rennfahrer und will immer so konkurrenzfähig wie möglich sein. Deshalb habe ich mich dafür entschieden, in der Superbike-WM wieder auf ein siegfähiges Motorrad zurückzukehren.

Wirst du die MotoGP-WM vermissen?

Ja, ich hatte eine gute Zeit hier. Ich werde das Aspar-Team natürlich vermissen. Im ersten Jahr haben sie mich herzlich willkommen geheißen, im zweiten Jahr fühlte sich die Truppe mehr wie ein Zuhause an. Nach zwei Jahren bist du wirklich ein Teil des Teams. Ich habe dieses Jahr sehr genossen – vor allem als sich die Resultate so deutlich verbesserten. Wir hatten im Qualifying und in den Rennen ein paar Resultate, die sich wirklich sehen lassen konnten. Das war umso schöner, weil ich zuvor oft gestürzt bin und mich mehrmals verletzt hatte. Alle Teammitglieder hatten trotzdem intensiv gearbeitet, deshalb war es sehr schön für mich, ihnen in Argentinien wieder ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Im Winter lagen wir immer sehr weit hinten, deshalb war das eine schöne Belohnung für sie.

Einige Journalisten und Fahrer betonen immer wieder den großen Unterschied zwischen der MotoGP- und Superbike-WM, was die Atmosphäre im Fahrerlager betrifft. Stimmst du dem zu, dass man in der MotoGP-WM öfter auf Arroganz und emotionale Kälte trifft?

Nein, ich denke das eigentlich nicht. Ich denke, dein Eindruck von jedem Paddock unterscheidet sich dadurch, mit welcher Einstellung du ihn betrittst. Das ist das Top-Level, wenn du das von außen betrachtest, dann erhältst du vielleicht diesen Eindruck, aber wenn du mittendrin bist, dann ist es anders. Es ist ein großer Zirkus, der gemeinsam die Welt bereist. Du bist immer wieder mit denselben Menschen zusammen. Wenn es hier emotional kalt zugehen würde, dann würden Fahrer wie Valentino Rossi nicht 20 Jahre ihres Lebens in diesem Paddock verbringen.

Zurück zu den Motorrädern. Worin bestehen für sich die größten Unterschiede zwischen den MotoGP-Maschinen und den Superbikes?

Der größte Unterschied sind die Reifen. Die Superbikes kamen den MotoGP-Maschinen in den letzten Jahren immer näher, was den Speed und die Performance betrifft. Den Unterschied machen hauptsächlich die Reifen. In der MotoGP-Klasse waren die Fahrer die letzten Jahre auf Bridgestone-Reifen unterwegs, nun Michelin und in der Superbike-WM ist es Pirelli. Diese Reifen haben alle einen sehr unterschiedlichen Charakter und verändern die Art und Weise, wie du diese Motorräder bewegst. Es ist sehr wichtig, die Reifen ganz genau zu kennen und zu verstehen, wenn du das Beste aus deinem Paket machen willst. Ich musste von Pirelli zu Bridgestone zu Michelin und nun zurück zu Pirelli wechseln. Doch ich habe durch die ständigen Wechsel auch bereits viel Erfahrung, die mir helfen wird.

Durch die ständigen Wechsel lernst du auch viel und wirst anpassungsfähig. Wann immer du die Reifen wechselst, kannst du viel lernen, denn sie sind dein Kontakt zum Boden und somit immer das Wichtigste. Alle denken nur an die Bikes, aber die zwei schwarzen Kreise geben dir das Gefühl für den Asphalt.

Neben den Reifen hast du nun in den letzten vier Jahren auch immer wieder das Bike gewechselt. In der MotoGP-Klasse warst du 2015 auf Honda unterwegs, 2016 auf Ducati. In der Superbike-WM wirst du 2017 eine Aprilia fahren.

Ja, als ich bei Aspar meinen Vertrag unterschrieb, war es so geplant, dass ich im ersten Jahr die Maschine kennenlerne und im zweiten Jahr mit Erfahrung weiter nach vorne komme. Doch wir wechselten für das zweite Jahr den Hersteller. Darum wurde ich auch zur Saisonmitte stärker, denn es braucht oft etwa sechs Monate nach dem ersten Test, bis du die Maschine wirklich verstehst. Manchmal dauert es sogar ein Jahr.

Warum sind MotoGP-Fahrer, die in die Superbike-WM wechseln meist sehr erfolgreich, während Superbike-Piloten in der MotoGP-Klasse zuweilen an der Herausforderung scheitern?

Die MotoGP-Klasse ist einfach das höchste Level dieses Sports. Die drei besten Fahrer der Welt, sind in dieser Klasse unterwegs. Wenn du gegen sie dann auf unterlegenem Material antreten musst, ist es unmöglich, sie zu schlagen. Auf demselben Material wäre es interessant, wie du dich schlagen würdest. Trotzdem haben sie viel Erfahrung und sind überaus talentiert. Es ist wahr, wenn MotoGP-Fahrer in die Superbike-WM kommen, dann erhalten sie meist sehr gutes Material und sind dann auch sehr konkurrenzfähig. Das ist also ganz normal.

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