Jorge Lorenzo: Warum er mit der Ducati so langsam ist

Von Günther Wiesinger
Ducati-Neuling Jorge Lorenzo kam nach Platz 8 in Mugello ins Grübeln. Er analysiert jetzt schonungslos, warum er mit der Desmosedici nicht konkurrenzfähig ist, sucht aber die Fehler nicht nur bei sich selbst.

Nach dem enttäuschenden achten Platz von Mugello («Ich war tapfer, aber nicht schnell») hofft Jorge Lorenzo auf Wiedergutmachung auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya.

In Mugello wurde Lorenzo (Jahresgage 1,5 Millionen Euro) von drei Ducati-Kollegen besiegt: von Sieger Dovizioso, von Petrucci (Platz 3) und von Bautista (Platz 5).

In Spanien will er am kommenden Sonntag endlich wieder bester Ducati-Pilot werden – wie in Jerez, wo er im Rennen auf den dritten Platz brauste.

Der 30-jährige Mallorquiner hat in Barcelona in der MotoGP-Klasse schon 2010, 2012, 2013 und 2015 gewonnen. Im Vorjahr triumphierte dort Valentino Rossi – zum bisher letzten Mal.

Die Piste in Montmelò war im letzten Jahr kein gutes Pflaster für Ducati. «Dovi» landete als bester Desmosedici-Pilot auf Rang 7, nicht weniger als 41,6 Sekunden hinter dem Sieger. Die Michelin-Hinterreifen machten frühzeitig schlapp.

Doch Jorge hofft, mit seiner Fahrkunst auch das Bollwerk Barcelona-Circuit für Ducati einnehmen zu können.

Doch die Frage, ob Ducati auch in Barcelona konkurrenzfähig sein wird, wird sich frühestens am Freitagabend beantworten lassen.

Dovizioso bleibt skeptisch – kein Wunder nach den Vorkommnissen von 2016.

Denn auch in Mugello hat Lorenzo mit der Yamaha fünfmal gewonnen, er hat dort seinen sanften, flüssigen Fahrstil jeweils glänzend ausgespielt. mit der Ducati war er diesmal chancenlos.

«Die Yamaha hat in Mugello und auf den meisten anderen Strecken ausgezeichnet zu meinem Fahrstil gepasst», räumt Jorge ein. «Mit der Yamaha war ich schon in meinen ersten drei MotoGP-Rennen 2008 auf Anhieb sehr schnell, ich stand jeweils auf der Pole-Position. Ich war mit diesem Motorrad neun Jahre lang sehr regelmäßig auf dem Podium. Es ist deshalb nicht einfach, jetzt Ergebnisse wie in Mugello hinzunehmen. Denn ich bin jetzt ein kompletterer Fahrer als zu Beginn meiner MotoGP-Karriere. Aber im Moment verlangt die Ducati einen völlig gegensätzlichen Fahrstil als ich von der Yamaha gewohnt bin. Deshalb arbeite ich mit Gigi Dall’Igna und den Ingenieuren daran, das Motorrad besser an mich anzupassen.»

«Wie gut wir in absehbarer Zeit abschneiden können, wird von den Streckenverhältnissen abhängen und davon, auf welchen Pisten wir antreten. Es ist auch wichtig zu sehen, wie rasch es mir gelingt, meine Fahrweise an die Ducati anzupassen», hält der fünffache Weltmeister fest. «Wir brauchen jedoch auch an der Maschine recht deutliche Veränderungen.»

Braucht Lorenzo einfach noch mehr Zeit auf dem Motorrad? Oder muss er seine Mentalität ändern, wenn er mit der Ducati erfolgreich werden will? «Es wäre sehr schön und sehr hilfreich, wenn wir mehr Testtage zur Verfügung hätten. Aber es werden uns neben den üblichen allgemeinen Tests wie dem Montag-Test in Montmelò nur fünf private Tage gestattet. Diese Vorschriften lassen sich nicht ändern, damit müssen wir leben. Wir müssen jetzt während der GP-Wochenenden viel ausprobieren. Das ist nicht ideal, aber das ist halt so, ich will mich nicht beklagen.»

Jorge Lorenzo: «Bin happy über den Wechsel»

«Ich habe mich vor einem Jahr entschieden, diesen Sprung zu Ducati zu wagen und diese Herausforderung anzunehmen. Ich bin motiviert.» Und dann fügte er an, mit einer bitteren Miene, die anderes ausdrückte: «Ich bin happy über diesen Wechsel.»

Und Jorge macht sich selber Mut: «Wir werden unsere Probleme lösen. Wir werden unser Motorrad für die Zukunft konkurrenzfähiger machen.»

In Italien wird natürlich aufmerksam und mit Genuss beobachtet, dass Dovizioso (Jahresgage maximal 2 bis 2,5 Mio) in der WM auf Platz 2 liegt und bereits 33 Punkte mehr eingesammelt hat als der WM-Siebte Lorenzo.

«Ich bin nicht happy mit meinen Ergebnissen. Und ich war nicht happy mit meinem Rennen in Mugello», gibt Lorenzo zu. «Aber ich freue mich für Dovi, er hat den Sieg in Mugello verdient. Petrucci steigert sich als Fahrer auch. Ich bin glücklich für das Team. Ich bin nur traurig, dass ich nicht schnell und konkurrenzfähiger sein kann. Aber früher oder später wird es klappen. Wir müssen die positiven Aspekte betrachten. Ich habe in Mugello erstmals auf der Ducati ein Rennen angeführt, ich war mutig, und in einigen Trainings war ich wirklich konkurrenzfähig. Vielleicht wird sich in Montmelò alles zum Positiven wenden.»

«In Mugello hat mich Rossi in der Anfangsphase in den Schikanen mehrmals mit einem Block-Pass überholt, er hat hinter mir nie eine Sekunde gewartet, aber das ist normal, darüber beschwere ich mich nicht», sagte Lorenzo. «Er ahnte wohl, dass er eine bessere Pace hatte ich als ich, und das stimmte ja. Er hat mir einfach keine Ruhe gelassen; wenn ich eine freie Piste vor mir gehabt hätte, hätte ich am Anfang eventuell wegfahren können...»

Lorenzo sagt, sein Kurvenspeed lasse mit der Ducati zu wünschen übrig, bei Yamaha war das immer seine große Stärke. «Sogar wenn ich mich perfekt darauf vorbereite, eine bestimmte Kurve mit viel Kurvengeschwindigkeit zu fahren, wenn ich den Kurvenausgang perfekt vorbereite und das Gas früher und heftiger aufdrehe als die anderen Ducati-Fahrer – ich bin trotzdem in den meisten Kurven langsamer als sie. Ich weiß nicht warum. Das ist frustrierend. Ich vermute, es liegt daran, dass in der Kurvenmitte der Grip vorne nicht so gut ist wie hinten. Es geschieht irgendetwas beim Vorderreifen, was es mir nicht erlaubt, mit maximaler Schräglage zu fahren und das grenzenlose Vertrauen zu finden, das ich brauche und gewohnt bin.»

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