Stefan Bradl: MotoGP-Testfahrer-Deal als Plan B?

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl: 2018 wieder auf einem MotoGP-Motorrad?

Stefan Bradl: 2018 wieder auf einem MotoGP-Motorrad?

Stefan Bradl hat noch keinen Vertrag für die Saison 2018 unterschrieben. Aber Suzuki und Yamaha suchen MotoGP-Testfahrer. Auch bei Honda besteht Handlungsbedarf.

Ducati Corse hat es vorgemacht. Mit einem formidablen Testteam und den Edel-Testfahrern Casey Stoner und Michele Pirro wurde die Desmosedici unter General Manager Gigi Dal’Igna (seit Oktober 2013 bei Ducati) wieder zum Sieger-Motorrad entwickelt.

Andrea Dovizioso gewann in diesem Jahr schon fünf Grand Prix, er liegt nach 15 von 18 Rennen nur elf Punkte hinter Leader Marc Márquez.

Auch das Team Red Bull KTM Factory Racing hat letztes Jahr dank vier Testfahrern (Kallio, de Puniet, Lüthi, Abraham) n kurzer Zeit mit der RC26 große Fortschritte erzielt. Kallio fuhr 2017 bei den letzten zwei Rennen, die er mit einer Wildcard bestreiten durfte, auf die Plätze 10 und 11 – in Spielberg und Aragón.

Diese Situation hat die japanischen Hersteller wachgerüttelt und auf den Plan gerufen.

Honda, Yamaha und Suzuki haben weder schnelle Testfahrer, noch Ersatzfahrer vom Kaliber Pirro oder Kallio.

Aprilia Racing hat gar keinen Testfahrer mehr – es sollte eigentlich Eugene Laverty sein. Aber der ist in der Superbike-WM ausreichend beschäftigt.

Als bei Honda jetzt Jack Miller verletzt war, musste bei Honda wieder Hiroshi Aoyama einspringen – aber ihm fehlt längst der Speed.

Er hat schon 2015 bei Repsol-Honda als Pedrosa-Ersatz in drei Rennen nur einen 12. Platz errungen.

Bei Yamaha herrscht in punkto Ersatzfahrer auch Düsternis: Kotha Nozane fuhr jetzt in Japan für Jonas Folger, in Australien springt der 35-jährige Langstrecken-Pilot Broc Parkes ein. Bestes MotoGP-Ergebnis: Rang 11.

Valentino Rossi forderte schon beim Sachsnring-GP 2017 einen besseren Testfahrer als den 37-jährigen Nakasuga, der beim Motegi-GP im Training zwei Tage lang vom letzten Platz nicht wegkam – mit einer Wildcard und einer Werks-Yamaha des Jahrgangs 2017.

Ein ähnliches Bild bei Suzuki: Für den verletzen Alex Rins fuhr im Frühjahr zuerst Testfahrer Takuya Tsuda, dann Sylvain Guintoli (35).

Jetzt wollen Yamaha und Suzuki Testteams gründen, die den Namen auch verdienen; Honda wird nachziehen müssen.

Aber die japanischen Hersteller haben ein Problem: Es laufen nicht viele arbeitslose Topfahrer vom Schlage Kallio oder Pirro herum.

Bradl hat zwischen 2012 und 2017 in der MotoGP-WM immerhin 47 Top-Ten-Plätze errungen und die Königsklasse von 2012 bis 2014 dreimal hintereinander in den Top-Ten beendet. Er sammelte Erfahrung auf Honda, Yamaha und Aprilia.

Aber man kann sich ausmalen, was Stefan Bradl meint, wenn er im Hinblick auf die Saison 2018 von einem Plan B und Plan C spricht und sagt: «Ich könnte mich mit der Rolle eines MotoGP-Testfahrers abfinden. Sie wird immer wichtiger, weil es 2018 erstmals 19 Grand Prix gibt und die Anzahl der offiziellen Tests für die Stammfahrer verringert werden soll.»

Seit dem Aragón-GP ist aus dem Umfeld von Loris Baz zu hören, dass er sich große Hoffnungen auf den zweiten Platz im Superbike-Team von Red Bull Honda macht. Leon Camier hat bereits unterschrieben. Stefan Bradl hat bisher kein Angebot erhalten, er wird seit Wochen vertröstet.

Könnte sich Bradl einen Testfahrer-Deal bei Suzuki, Yamaha oder Honda vorstellen? «Mika Kallio hat auf diesem Weg wieder von sich reden gemacht. Es wäre reizvoll, wenn ich bis zu sechs Wildcard-Rennen bestreiten könnte», sagt Bradl.

Dem ehemaligen Moto2-Weltmeister wird von Honda Motor Europe unter anderem vorgeworfen, er habe im Sommer 2017 mit einer Rückkehr in die MotoGP geliebäugelt.

Naja, das ist ja wohl kein Verbrechen für einen vertragslosen Rennfahrer. Honda hatte bekanntlich die SBK-Option für 2018 nie eingelöst.

Und ist nicht auch Loris Baz als Superbike-WM-Fünfter aus dem Kawasaki-Werksteam mit 20 Jahren unter enormen Gehaltseinbußen für 2015 bei Forward in die MotoGP-WM gewechselt? Und kehrt er jetzt nach zwei Avintia-Ducati-Jahren nur deshalb zurück, weil er in der MotoGP-WM arbeitslos geworden ist und die Dorna mit Johann Zarco jetzt einen schnelleren Quoten-Franzosen im Feld hat?

Auch Leon Camier hatte für 2014 einen MotoGP-Vertrag bei Iodaracing in der Tasche, der aber wegen Geldmangels platzte. Also kehrte der Brite zu den Superbikes zurück – und erledigte dann zwischendurch bei der erstbesten Gelegenheit ein paar Rennen bei Aspar-Honda als MotoGP-Ersatzfahrer.

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