Jack Miller: Die Zeiten des Lausbuben sind vorbei

Von Günther Wiesinger
Nach Platz 7 beim Heim-GP auf Phillip Island will Jack Miller (22) auch in Malaysia beweisen, dass ihn Honda nach drei Jahren in der MotoGP-Klasse zu früh fallen gelassen hat.

Und dass er sich hinter dem fast zehn Jahre älteren Cal Crutchlow, der an seiner Stelle den HRC-Deal bekommen hat, nicht verstecken muss.

Jack Miller hat 2014 auf der Red-Bull-KTM im Ajo-Team beinahe die Moto3-WM gewonnen. Dann wurde er von HRC direkt in die MotoGP-WM befördert, im ersten Jahr fuhr er bei LCR Honda neben Cal Crutchlow, jetzt zwei Jahre lang bei Marc VDS Honda; nächstes Jahr wechselt er zu Pramac Ducati.

Miller ist ein Fahrer der neuen Generation. «Jack wird irgendwann um den Titel fighten, wenn Rossi, Márquez, Pedrosa, Dovi, ich und andere nicht mehr aktiv sind... Er kam mit 19 Jahren in die MotoGP-WM und mischt jetzt mit 22 Jahren schon vorne mit», sagt Crutchlow.

«JackAss» wird gern als Rowdy bezeichnet, denn er ist ein Lausbub, er liebt Streiche.

Ein Beispiel: Als sich das Marc-VDS-Team im August entschied, die erste 100-km-Etappe vom Brünn-GP zum Österreich-GP mit Rennrädern zu bewältigen, besorgte sich Riding-Coach Stefan Prein bei einem Tiroler Hersteller sicherheitshalber ein Rennrad mit versteckter Batterie (sie war als Trinkflasche getarnt). Miller schaute sich das Rennrad am Abend vorher an, schöpfte Verdacht – und schnitt wortlos das Batteriekabel durch!?Es ist also kein Zufall, wenn Miller den Künstlernamen «JackAss» hinten auf seinem Leder präsentiert.

Unter dieser Oberfläche versteckt sich das Gemüt eines furchtlosen Motorradrennfahrers.

Miller ist erst 22 Jahre alt, aber er lebt seit seinem 16. Lebensjahr in Europa, ganz auf sich allein gestellt, jetzt in Andorra. Er wirkt seit Jahren wie ein Erwachsener. Trotzdem ist er für seine Teams nicht ganz pflegeleicht gewesen. Der Australier braucht viel Freiraum, und er hat die MotoGP-WM im ersten Jahr 2015 wohl ein bisschen unterschätzt. Aber vor der zweiten Saison hat er seinen Lebenswandel etwas umgestellt und das körperliche Training massiv forciert.?Inzwischen ist auch die Fußballerfrisur verschwunden. ?

Millers Steigerung ist unverkennbar: Er kassierte 2016 nur insgesamt 57 Punkte, jetzt hat er 65 eingeheimst, und es sind noch zwei Rennen zu fahren. In Australien hat er sein siebtes Top-Ten-Ergebnis in diesem Jahr erobert.

Dass Miller körperlich in guter Verfassung ist, zeigte sich beim Heimrennen. Drei Wochen nach dem Schienbeinbruch hielt er das 27-Runden-Rennen tadellos durch.

Jack hat in diesem Jahr erst drei Ausfälle zu beklagen, 2015 waren es noch sieben.

Jack Miller ist gereift, das hat er teilweise auch seinem Kumpel Cal Crutchlow zu verdanken, der ihm mehr Disziplin beibrachte und ihm das Konditionstraining schmackhaft machte. «Cal hat mir großartig geholfen», räumt Jack ein.

Crutchlow hat Miller inzwischen auch vergeben, dass er ihn 2015 bei LCR beim Silverstone-GP durch eine ungestüme Attacke aus dem Weg geräumt hat.

Doohan: «Jack weiß, wie es geht»

Zwei Tage nach dem Valencia-GP beginnt für Miller am 14. November das Abenteuer Pramac Ducati. «Teambesitzer Paolo Campinoti ist ein toller Kerl. Er wird zusammen mit Jack einige großartige Ergebnisse erzielen», ist der fünffache 500-ccm-Weltmeister Mick Doohan überzeugt. «Jack hat 2016 schon ein MotoGP-Rennen gewonnen. Er weiß, wie es geht. Wenn er mit der Ducati gut in Schwung kommt, kann er 2018 eine starke Saison zeigen.»

Miller wird bei Pramac für das nächste Jahr eine 2017-Maschine erhalten, wie sie jetzt Dovizioso, Lorenzo und Petrucci steuern. Doohan: «Die Ducati waren in diesem Jahr nicht schlecht. Jack kann damit nach vorne fahren.»?

Miller freut sich auf die neue Herausforderung: «Ducati hat in diesem Jahr bei jedem Grand Prix, ausgenommen Australien, eine solide Leistung vollbracht. Das sieht nach einem anständigen Package aus.»?

Aber etliche Fahrer, die von Honda oder Yamaha kamen, hatten mit der Ducati Mühe – inklusive Rossi. Auch Lorenzo bleibt bisher hinter den Erwartungen.

Jorge Lorenzo sagt, Miller sei talentiert und verfüge über eine tadellose Fahrtechnik. «Jack hat viel natürliches Talent. Und er ist sehr mutig», versichert Lorenzo. «Als er jünger war, war er sehr locker... Er trieb sich herum, er unterhielt sich immer ausgezeichnet, er war immer für ein paar Bier und eine Party gut. Dann hat Jack eingesehen, dass er seine Lebensweise ändern muss, wenn er in der MotoGP-Klasse mit den professionellen Piloten mithalten will. Das hat er getan, deshalb werden seine Resultate immer besser.»

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