Marc VDS: Luca Montiron (JiR) wird neuer Teammanager

Von Günther Wiesinger
Jahrelang betrieb Luca Montiron unter der Bezeichnung Japan Italy Racing (JiR) ein Team in der MotoGP- und Moto2-WM. Jetzt soll er als neuer Teamprinzipal bei Marc VDS präsentiert werden.

Seit dem Jerez-GP rauchten bei der Dorna und bei der Teamvereinigung IRTA die Köpfe. Es wurde ein renommierter, erfahrener und über alle Zweifel erhabener Manager für das Marc VDS Racing Team gesucht, bei dem Michael Bartholemy in Ungnade gefallen ist.

In Jerez hatte Marc van der Straten noch die Idee, Gilles Bigot zum Teamprinzipal zu befördern, aber dann wurde dem kauzigen Bierkönig klargemacht, dass Bigot als Crew-Chief von Tom Lüthi unabkömmlich ist. Bigot war zur Diskussion gestanden, weil sich VDS einen Französisch sprechenden Ansprechpartner und Vertrauensmann wünscht.

Trotzdem war auch der ehemalige Kawasaki-Teammanager Harald Eckl (62) zur Debatte gestanden, der aber an diesem Fulltime-Job nicht interessiert war. Der Ex-GP-Pilot aus Vohenstrauß hat sich übrigens am Mittwoch eine künstliche Hüfte einbauen lassen und verbringt einen grossen Teil des Jahres in Brasilien.

Ex-Rennstallbesitzer Luca Montiron wohnt seit vielen Jahren in Monte Carlo und spricht perfekt Französisch, ein Pflichtfach im Umgang mit Marc van der Straten, der momentan mit dem Privatflugzeug unterwegs nach Le Mans ist.

Montiron zog sich nach sechs Jahren Ende 2015 aus der Moto2-WM zurück. Mit TSR und Alex De Angelis wurden zwei GP-Siege gefeiert. Der GP-Sport verlor damals ein langjähriges, namhaftes und einfallsreiches Mitglied der Teamvereinigung IRTA.

Die Moto2-WM-Saison 2015 nahm für das Japan Italy Racing-Team (JiR) von Gianluca «Luca» Montiron ein versöhnliches Ende. Randy Krummenacher steuerte die 2014-Kalex in Motegi und Phillip Island jeweils auf den zehnten Platz.

Aber «Krummi» wechselte 2016 in die Supersport-WM – als Teamkollege von Kenan Sofuoglu im Puccetti-Kawasaki-Racing-Team. Der Schweizer wurde auf Anhieb WM-Dritter.

Montiron gewann als Teammanager bei Telco-Yamaha mit Tetsuya Harada die 250er-WM 1993 und brachte danach Bridgestone in die MotoGP-WM. Er bildete ein Honda-Team, Pramac war als Sponsor dabei, Makoto Tamada sorgte 2004 im JiR-Team auf einer Honda RC211V in Rio/Brasilien für den ersten Bridgestone-Sieg in der Königsklasse.

Es folgten ab 2005 drei lukrative Jahre mit Konica Minolta, Honda, Tamada und Nakano. Für 2008 vereinbarten JiR und Scot-Honda ein Joint Venture, so wurde Andrea Dovizioso (125-ccm-Weltmeister 2004) in die MotoGP-WM befördert – Dovi wurde auf Anhieb WM-Fünfter und dann von Repsol-Honda engagiert.

2009 setzte Montiron, der seine Wurzeln bei Aprilia hat und dort die goldenen Jahre von Jan Witteveen mit Capirossi, Biaggi und Rossi miterlebte, in der Superstock-1000-FIM-Cup zwei Aprilia ein, 2010 kehrte er mit TSR-Chassis in den GP-Sport zurück – wegen der neuen Moto2-WM.

Um dem Teamnamen Japan Italy Racing alle Ehre zu machen, vertraute er als einziger Rennstallchef jahrelang auf japanische TSR-Chassis. 2014 wurde auch mit japanischen NTS-Chassis experimentiert, für Krummenacher wurden Kalex-Fahrwerke des Jahrgangs 2014 vom Sito-Pons-Team besorgt.

Für die grössten Moto2-Erfolge sorgte Alex De Angelis, der auf der TSR 2010 und 2011 die WM-Rennen auf Phillip Island gewann. Simone Corsi gelangen Podestplätze in Le Mans und Mugello. 2012 gewann Johann Zarco bei JiR den Rookie of the Year-Award, er wurde WM-Neunter.

In der Zwischenzeit hat JiR auch andere Geschäftszweige eröffnet. Montiron betreibt zum Beispiel das «Motor City Village» in Castelletto di Branduzzo bei Mailand, wo auch schon Supermoto-WM-Läufe ausgetragen wurden und wo drei Pisten für Motorräder, Go-Karts und Jet-Ski vorhanden sind.

Montiron nach der Saison 2015 zu SPEEDWEEK.com. «JiR hatte im GP-Sport einen Zehn-Jahres-Plan von 2005 bis 2015. Jetzt bereite ich den nächsten Schritt vor. Es soll eine Zusammenarbeit mit einem Hersteller entstehen, was seit langer Zeit mein Ziel war. Ich plane ein langfristiges Projekt.»

Montiron war vor dem Moto2-WM-Einstieg 2009 schon im Superstock-1000-FIM-Cup für das Aprilia-Werk aktiv. Er suchte seit 2015 einen Hersteller als Partner für eine renommierte Serie. Er konnte sich anfangs auch vorstellen, für Yamaha statt Forward ein drittes MotoGP-Team zu führen, aber es fehlte am nötigen Budget.

Japan Italy Racing verhandelte dann mit Suzuki über einen Einstieg in die Superbike-WM, auch an BMW und KTM wurden Projekte herangetragen. Zuletzt engagierte sich der vielseitige und umtriebige Montiron sogar als Website-Betreiber (corsedimoto.com) und TV-Rechte-Inhaber (SBK) in der Medienbranche.

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