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Marc VDS-Teamchef Montiron: «So geht es jetzt weiter»

Von Günther Wiesinger
Luca Montiron ist seit 28 Jahren im GP-Geschäft. Aber eine Situation wie jetzt bei Marc VDS hat er noch nie erlebt. Der Italiener hat bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen.

Nach zwei turbulenten Wochen werden bei Marc VDS Racing jetzt Nägel mit Köpfen gemacht. Der neue Teamprinzipal Luca Montiron lieferte interessante Neuigkeiten.

Luca Montiron traf am Freitagnachmittag mit Marc van der Straten und dem Schweizer Rechtsanwalt Karim S. Ramadan von der Kanzlei Bonnant & Associés im Marc-VDS-Privatjet in Le Mans ein.

Am Abend wurde den Teammitgliedern schriftlich mitgeteilt, dass Bartholemy seiner Funktion enthoben ist. Es wurde gegenüber dem bisherigen Teammanager sogar ein Boxenverbot ausgesprochen, ein Zuwiderhandeln werde starke Konsequenzen haben, wurde ihm angedroht.

Und obwohl die Situation etwas unübersichtlich ist, sind sich van der Straten und Montiron einig, dass nach zwei, drei Rennen Ruhe einkehren wird.

Momentan werden alle Banküberweisungen der betroffenen Firmen von 2010 bis heute geprüft und analysiert. Es geht um Schweizer und belgische Firmen, diese Untersuchungen werden eine Weile andauern.

Bartholemys Firma MM Performance & Racing AG, Obstmarkt 1, CH-9100 Herisau, besitzt zwar die Verträge mit den Piloten Franco Morbidelli und Alex Márquez; auch die Verträge für die Moto2-Teamplätze bei der IRTA hat der Ex-Teammanyger unterschrieben. Außerdem sind fast alle Teammitglieder bei Bartholemys Firma beschäftigt.

Aber die wahren Besitzverhältnisse werden jetzt vor Gericht geklärt. Denn bezahlt wurde seit 2010 alles von Marc VDS und von den Sponsoren.

«Am Ende ist überall der Löwe zu sehen, das Markenzeichen von VDS», stellte Luca Montiron im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. fest. «Überall steckt das Geld von Marc VDS drinnen. Es ist einfach festzustellen, wer der wahre Teambesitzer und Besitzer des Materials ist. Jetzt wird vor Gericht entschieden, wer der wahre und rechtmäßige Eigentümer aller Aktivposten und Güter ist. Nach aussen hin scheint alles klar, aber es kann eine Weile dauern, bis Recht gesprochen wird. Das Team funktioniert jetzt und wird auch in Zukunft funktionieren. Wir erwarten, dass das komplette Team so weiterarbeitet, als hätten wir eine normale Situation. Und diese Normalität wird bald wieder einkehren, denke ich.»

Die Auflieger und die Hospitality wurden bei Bischoff + Scheck in Deutschland gebaut und geleast, die Leasingkosten werden von van der Straten bezahlt, auch in diesem Punkt ist also nichts zu befürchten.

Durch die Kündigung von Communications Director Ian Wheeler liegen die Informationswege von Marc VDS momentan brach. Neben Sponsorship-Manager Fabrice Werner hat auch Riding Coach Stefan Prein seinen Job niedergelegt, er wird dem Bartholemy-Lager zugerechnet.

Aber die Sponsoren Estrella Galicia 0,0 und Total stehen auf der Seite von Marc VDS. Sie haben gemeinsam mit Moto3-Honda-Teambesitzer Emilio Alzamora den Deal mit Marc VDS eingefädelt, um den Honda-Talenten wie Alex Márquez eine klare Aufstiegsmöglichkeit in die Moto2 und MotoGP anbieten zu können.

Montiron: «Dieses Projekt hat bisher sehr gut funktioniert, weil Marc VDS konstant Geld zugeschossen hat und es eine Kooperation mit zusätzlichen Sponsoren wie Estrella und Total gibt.»

Deshalb wird die Absicht von Michael Bartholemy, bis zum Saisonende wenigstens das Moto2-Team selbst weiterbetreiben zu können, ein vager Traum bleiben.

Bartholemy hat zwar im Auftrag von Marc VDS alle Teammitglieder über seine Firma unter Vertrag genommen. Aber deswegen erwartet Montiron keine unlösbaren Probleme. «Die Situation ist recht unklar, denn es gibt unterschiedliche Ansichten zu diesem Thema. Hier eine Lösung zu finden, ist ein Punkt unserer Diskussionen. Es sind auch zwei der vier Fahrer in der Firma von Marc van der Straten unter Vertrag.»

Die von Bartholemy im Frühjahr entlassene Teamkoordinatorin Marina Rossi spielt in den Zukunftsplänen des Teams momentan keine große Rolle mehr. Die Lebensgefährtin von Sam Lowes tritt demnächst den Schwangerschaftsurlaub und bringt im September das gemeinsame Kind zur Welt.

14,5 Millionen Euro beträgt das Jahresbudget von Marc VDS Racing jetzt im dritten Jahr, seit auch in der MotoGP-WM zwei Fahrer eingesetzt werden.

Die MotoGP-Materialfrage für 2019 ist noch ungeklärt, es wird weiter mit Yamaha und Suzuki verhandelt.

Die MotoGP-Plätze sind vertraglich mit dem 70-jährigen Bierkönig van der Straten vereinbart worden, der allen Partnern und Teammitgliedern zugesagt hat, die beiden Teams wie geplant bis zum Saisonende 2021 zu finanzieren. Bei einem finanziellen Engpass steht VDS für das Budget gerade. Er hat in der Vergangenheit sechs bis sieben Grand Prix im Jahr besucht und hat zugesagt, jetzt zu allen Rennen zu kommen, bis wieder Frieden eingekehrt ist.

Marc van der Straten hat neben Karim S. Ramadan auch einen deutschen und einen belgischen Rechtsanwalt beauftragt, denn im Vertrag mit Bartholemy wird als Gerichtsstand Deutschland festgelegt.

Van der Straten und seine Rechtsvertreter sind überzeugt, ausreichend Beweise für eine fristlose Kündigung von Bartholemy zu haben.

Weder van der Straten noch Montiron haben sich in Le Mans mit Bartholemy unterhalten, man kommuniziert nur noch über die Anwälte.

Montiron spricht ausgezeichnet Französisch, ein Pflichtfach beim Belgier van der Straten. «Aber es ist keine Frage der Sprache, es ist eine Frage des Vertrauens», betont der Italiener, der mehr als zehn Jahre lang Teams in der MotoGP und Moto2 besessen hat.

«Ich bin am Freitag hier im Paddock im Büro von Marc van der Straten gesessen», schilderte Montiron, der sich mit SPEEDWEEK.com Samstagvormittag im ersten Stock der Hospitality in einem geräumigen Büro traf.

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