Jack Millers Seitenhieb: «Und wo steht KTM jetzt?»

Von Johannes Orasche
Genugtuung bei Jack Miller

Genugtuung bei Jack Miller

Nach seinem ersten GP-Podium für KTM in der MotoGP-WM sprach Jack Miller in Jerez unverblümt seine Kritiker an und feuerte einen Seitenhieb auf seine nörgelnden MotoGP-Kollegen ab.

Jack Miller war in Jerez dafür mitverantwortlich, dass KTM über das erste Doppelpodium seit dem Steiermark-GP 2020 (1. Oliveira. 3. Pol Espargaró) jubelte. Der 28-jährige Australier fuhr erstmals in dieser Saison in Reihe 1, beendete den Sonntag-Event und auch das Sprintrennen auf Platz 3 und spulte in beiden Rennen Führungskilometer ab.

«Es sollte nicht sein mit dem Sieg, aber die Jungs sind ein phantastisches Rennen gefahren», fasste Miller das Hauptrennen in Spanien zusammen. «Pecco bekam den kleinen Penalty nach dem Duell mit mir und musste die Position an mich zurückgeben, konterte danach aber. Es war ein unglaubliches Wochenende für uns. Schon beim vierten Grand Prix auf dem Podest zu stehen, ist phänomenal.»

Zur Berührung mit seinem Ex-Teamkollegen Pecco Bagnaia sagte Miller mit etwas Abstand: «Ich war auf der Rennlinie. Ob eine Strafe fällig war oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Pecco hat gesagt, er musste innen reinfahren, weil sein Hinterrad in der Anfahrt zur Haarnadel wegen der Sache mit dem Windschatten blockiert hat. Es hat sich angefühlt, als wären wir beide auf einer Linie. Ich habe nur innen dieses helle, rote Ding immer näher kommen gesehen. Ich hatte wirklich Glück. Ich musste das Bike aufrichten, sonst wäre es wie bei Dovi und Lorenzo ausgegangen.»

Zu seiner Geste in Richtung Bagnaia meinte «JackAss» im Nachhinein: «Ich war natürlich nicht happy in diesem Moment, klar. Aber wir fahren alle Rennen und ich habe mich dann wieder auf das Rennen konzentriert. Wenn sie die Strafe verteilen wollen, sollen sie sie geben.»

Hinsichtlich seiner Kritiker sagte der Aussie: «Ich liebe das alles so sehr. Viele Fahrer in der MotoGP-WM sitzen da, beschweren sich über das Bike und viele andere Dinge und sagen, andere Bikes seien besser. Wenn sie wollen, sollen sie weggehen und es durchziehen – es ist nicht schwer! Ich habe mich nicht mehr wohl gefühlt, ich habe eine neue Herausforderung gebraucht.»

Jack Miller verglich seine Lage mit der Wirtschaft: «Wir sind ein Risiko eingegangen und es fühlt sich mega an, wenn es aufgeht. Es ist cool, Risiko auf sich zu nehmen. Leute im Business machen das permanent, wenn man Vertrauen in sich hat. Es kann auch in die Hose gehen, okay. Aber ich habe an mich und meine Fähigkeiten und an die Leute, die um mich arbeiten, geglaubt.»

Fakt ist: Ducati wollte Miller für 2023 zu Pramac abschieben, Bastianini wurde im Lenovo-Werksteam sein Nachfolger – und hat 2023 verletzungsbedingt noch keinen Punkt geholt. Jack hingegen ist WM-Vierter.  

Miller weiter: «Ich kann mich nicht genug bei KTM bedanken, dass ich diese Chance bekommen habe. Ich freue mich, auf dem Podium zu sein – nicht nur ich, sondern beide Bikes, nachdem sich im letzten Jahr so viele Leute darüber beschwert hatten, wie schlecht das Bike sei. Ha – und wo ist es jetzt?»

Miller feierte natürlich stilecht mit Shoey und schlürfte den Schampus aus dem Rennstiefel. «Podestplätze schmecken immer gut. Ich dachte, der Drink wäre etwas kühler – aber im Moment schmeckt alles gut», grinste er. «Wir sind hier und werden weiter arbeiten. Viele Leute haben am Samstag nach dem Sprint gesagt, dass die KTM nicht über die gesamte Distanz so sliden können. Brad und ich haben gezeigt, dass dieses Ding den ganzen Tag herumrutschen kann und trotzdem vorne bleiben kann.»

MotoGP-Ergebnis, Jerez (30.04.):

1. Bagnaia, Ducati, 24 Rdn in 39:29,085 min
2. Brad Binder, KTM, + 0,221 sec
3. Miller, KTM, + 1,119
4. Martin, Ducati, + 1,942
5. Aleix Espargaró, Aprilia, + 4,760
6. Marini, Ducati, + 6,329
7. Pedrosa, KTM, + 6,371
8. Alex Márquez, Ducati, + 14,952
9. Nakagami, Honda, + 15,692
10. Quartararo, Yamaha, + 15,846
11. Morbidelli, Yamaha, + 17,209
12. Di Giannantonio, Ducati, + 17,911
13. Augusto Fernández, KTM, + 19,010
14. Bradl, Honda, + 27,294
15. Raul Fernández, Aprilia, + 36,371
16. Lecuona, Honda, + 36,753
17. Folger, KTM, + 47,146
– Viñales, Aprilia, 1 Runde zurück
– Zarco, Ducati, 8 Runden zurück
– Bezzecchi, Ducati, 8 Runden zurück
– Rins, Honda, 22 Runden zurück
– Mir, Honda, 23 Runden zurück
– Oliveira, Aprilia, nicht gestartet

MotoGP-Ergebnis Sprint, Jerez (29.04.):

1. Brad Binder, KTM, 11 Rdn in 18:07,055 min
2. Bagnaia, Ducati, + 0,428 sec
3. Miller, KTM, + 0,680
4. Martin, Ducati, + 0,853
5. Oliveira, Aprilia, + 1,638
6. Pedrosa, KTM, + 1,738
7. Viñales, Aprilia, + 3,248
8. Zarco, Ducati, + 3,380
9. Bezzecchi, Ducati, + 5,711
10. Marini, Ducati, + 7,015
11. Di Giannantonio, Ducati, + 7,174
12. Quartararo, Yamaha, + 7,467
13. Rins, Honda, + 9,867
14. Raúl Fernández, Aprilia, + 11,550
15. Bradl, Honda, + 15,455
16. Morbidelli, Yamaha, + 15,849
17. Augusto Fernández, KTM, + 15,969
18. Lecuona, Honda, + 25,356
19. Folger, KTM, + 25,530
– Mir, Honda, 4 Runden zurück
– Aleix Espargaró, Aprilia, 6 Runden zurück
– Alex Márquez, Ducati, 8 Runden zurück
– Nakagami, Honda, 8 Runden zurück

WM-Stand nach 8 von 40 Rennen:

1. Bagnaia 87 Punkte. 2. Bezzecchi 65. 3. Binder 62. 4. Miller 49. 5. Viñales 48. 6. Marini 48. 7. Martin 48. 8. Rins 47. 9. Zarco 46. 10. Alex Márquez 41. 11. Quartararo 40. 12. Morbidelli 34. 13. Aleix Espargaró 29. 14. Oliveira 21. 15. Di Giannantonio 17. 16. Augusto Fernández 17. 17. Nakagami 14. 18. Pedrosa 13. 19. Marc Márquez 7. 20. Mir 5. 21. Pirro 5. 22. Folger 4. 23. Raúl Fernández 3. 24. Bradl 2.

Konstrukteurs-WM:
1. Ducati 137 Punkte. 2. KTM 81. 3. Aprilia 67. 4. Honda 61. 5. Yamaha 49.

Team-WM:
1. Mooney VR46 Racing 113 Punkte. 2. Red Bull KTM Factory Racing 111. 3. Prima Pramac 94. 4. Ducati Lenovo Team 92. 5. Aprilia Racing 77. 6. Monster Energy Yamaha 74. 7. LCR Honda 61. 8. Gresini Racing 58. 9. CryptoDATA RNF 24. 10. GASGAS Tech3 21. 11. Repsol Honda 12.

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