Vietti hatte sein MotoGP-Debüt – was ihn überraschte
Moto2-Ass Celestino Vietti kam am Dienstag in Valencia überraschend zu seiner Premiere auf dem MotoGP-Bike. Der Hintergrund: Der Italiener ersetzte beim MotoGP-Test im VR46-Racing-Team Franco Morbidelli, der sich beim letzten Saisonrennen am Sonntag eine Verletzung an der linken Hand zugezogen hatte.
Vietti drehte mit der neongelben Ducati Desmosedici 24 Runden. Er landete in der Zeitenliste auf dem 22. und letzten Platz – mit 3,138 sec Rückstand auf Trackhouse-Aprilia-Pilot Raul Fernandez, der die schnellste Zeit fuhr. «Es war ein sehr spezieller Tag, den ich nie vergessen werde. Das Motorrad ist auf der Geraden beeindruckend schnell. Auch die Bremsen sind unglaublich – man bremst mehr oder weniger wie in der Moto2, aber du bist bei den Brennpunkten viel schneller. Ich möchte mich bei allen bedanken – bei Ducati, VR46 und meinem Moto2-Team SpeedRS», schwärmte der 24-Jährige. Zudem fand er aufmunternde Worte für VR46-Akademie-Kollege Franco Morbidelli. «Es tut mir sehr leid für Franco, weil er den Test verpasste. Die Verletzung ist aber nicht so schlimm, davon wird er sich schnell erholen. Ich hoffe, dass er eine gute Winterpause hat, um gut in die nächste Saison zu starten.»
Wann hat Vietti erfahren, dass er das MotoGP-Bike am Dienstag fahren darf? «Am Sonntagabend, nachdem Franco untersucht und entschieden wurde, dass er beim Test nicht fahren wird.»
Wie groß war die körperliche Belastung auf dem MotoGP-Bike? «Es ist sehr anstrengend, vor allem beim Bremsen. Wie ich schon sagte, ist man bei den Bremspunkten sehr schnell, aber die Meter, die man zur Verfügung hat, um das Motorrad abzubremsen, sind gleich im Vergleich mit dem Moto2-Bike», erklärte Vietti. «Hinsichtlich des Handlings habe ich erwartet, dass das Bike steifer ist. Es ist aber sehr leicht und gut zu fahren – fast wie eine Moto2-Maschine. Ich bin aber auch nicht sehr viele Runden gefahren. Möglicherweise wäre ich mehr müde gewesen, wenn ich mehr gefahren wäre.»
Die Umstellung von einem Moto2-Bike auf eine MotoGP-Rakete ist riesig. Vietti musste sich an die doppelte Leistung, die Devices, die Aerodynamik und an die Carbon-Bremsen gewöhnen. Wie ist es ihm damit gegangen? «Ich habe nur das Device auf den Geraden benutzt – es war etwas, an das ich beim Fahren denken musste. Eines war genug», lachte er. Was hat ihm mehr Schwierigkeiten bereitet – die Carbon-Bremsen oder der enorme Speed? «Wenn die Carbon-Bremsen auf Temperatur sind, dann kannst du damit wie mit den normalen Bremsen umgehen. Sie sind sehr stark, aber man kann sie sehr gut nutzen», meinte Vietti. Ein anderer Unterschied zur Moto2 beschäftigte ihn mehr: «Der größte Unterschied ist es, das Limit der Reifen zu verstehen. Diese sind natürlich anders, auch die Dimension. Ich habe das nicht vollständig verstanden.»
Vietti ist mit der Ducati nicht gestürzt. Hat man zu ihm vor seiner MotoGP-Premiere gesagt, dass er aufpassen soll? «Ich habe das zu mir selbst gesagt, denn wenn ich das nicht getan hätte, hätte ich vielleicht verrückte Dinge versucht. Es war ein ruhiger Tag, an dem ich es nur genossen habe», so Vietti. «Wenn du die ersten beiden Gänge einlegst, dann merkst du sofort, dass es etwas komplett anderes ist, im Vergleich zu dem, was du bisher gefahren bist. Dann bringst du nur noch die Reifen auf Temperatur und genießt es.» War es für die VR46-Truppe schwer, ihn vom MotoGP-Bike wieder runterzubekommen? «Ja, ich sagte zu ihnen, dass ich die Boxentafel nicht gesehen habe – ich wollte eine Runde mehr fahren», schmunzelte Vietti.
Wie wichtig war der MotoGP-Test für seine eigene Zukunft? Sieht er eine Chance, irgendwann einmal in die Königsklasse zu wechseln? «Ich denke nicht. Es war ein Geschenk des Teams, dass ich sehr schätze. Es ist aber eine zusätzliche Motivation für mich, in der Moto2 einen guten Job zu machen und vielleicht in Zukunft die Möglichkeit zu haben, mehr mit dem MotoGP-Bike zu fahren.»
Ergebnisse MotoGP Valencia-Test (18. November):
1. Raul Fernandez (E), Aprilia, 1:29,373 min
2. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +0,027 sec
3. Alex Marquez (E), Ducati, +0,084
4. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +0,177
5. Pedro Acosta (E), KTM, +0,208
6. Maverick Vinales (E), KTM, +0,247
7. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +0,268
8. Nicolo Bulega (I), Ducati, +0,288
9. Brad Binder (ZA), KTM, +0,338
10. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,358
11. Ai Ogura (J), Aprilia, +0,461
12. Joan Mir (E), Honda, +0,499
13. Johann Zarco (F), Honda, +0,521
14. Luca Marini (I), Honda, +0,543
15. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +0,554
16. Jorge Martin (E), Aprilia, +0,621
17. Enea Bastianini (I), KTM, +0,918
18. Toprak Razgatlioglu (TR), Yamaha, +1,294
19. Alex Rins (E), Yamaha, +1,347
20. Jack Miller (AUS), Yamaha, +1,491
21. Diogo Moreira (BR), Honda, +1,824
22. Celestino Vietti (I), Ducati, +3,138










