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Andrea Iannone: Wird er für Furore sorgen?

Von Günther Wiesinger
Steile Frisur: Andrea Iannone

Steile Frisur: Andrea Iannone

Alle reden von Marc Márquez. Aber mit Andrea Iannone könnte 2013 ein weiterer schneller Moto2-Pilot für Furore sorgen.

Andrea Iannone stand zwar in der Moto2-WM klar im Schatten des Spaniers. Aber er ist ein Siegfahrer mit Riesentalent, auch wenn ihm in den kleinen Klassen die Rennintelligenz fehlte, konstant um den Titel zu kämpfen. In der 125er-WM beendete er 2009 als Gesamtsiebter, in der Moto2 landete er dreimal hintereinander auf dem dritten WM-Rang.  Bewundernswürdige Highlights wurden von unverständlichen Rückschlägen unterbrochen, die Resultate waren nie beständig genug.

Aber an guten Tagen war «Lupo» Iannone nur schwer zu schlagen. «Lupo» nennen ihn die Italiener, weil er aus dem Gebirge der Abruzzen kommt, wo Wölfe hausen. Und er begann seine GP-Karriere 2004 und 2005 natürlich im «Abruzzo Racing Team».

Honda wollte Iannone nicht fürs Gresini-Team 2013 haben, weil er kein alltäglicher Typ ist, nicht nur wegen seiner bunten Turnschuhe, seiner seltsamen Haarschnitte und seiner merkwürdigen Sonnenbrillen.

Pramac-Ducati hingegen suchte einen Nachfolger für Landsmann Loris Capirossi, der Ende 2011 zurücktrat, also wurde Iannone fürs Ducati-Junior-Team verpflichtet.

Die Nr. 29 mag extravagant wirken und wenig aussagekräftige Statements abgeben, aber Iannone ist erfolgshungrig, talentiert, schnell und stellt mit Sicherheit eine Bereicherung für die MotoGP-Klasse dar, der an solchen Typen fehlt.

Iannone verbiegt sich nicht, redet wie ihm der Schnabel gewachsen ist und verprügelt schon mal einen Konkurrenten wie Pol Espargaró vor laufender TV-Kamera, wenn ihn dieser in der 125er-WM nach einem Highsider versehentlich von der Piste rempelt – wie damals in Misano. Das Caponera-Team verlor nach dieser Aktion zwei Sponsoren.

So kam Iannone zu einem etwas zweifelhaften Ruf. Aber oft fehlte ihm nur eine starke Führung. Die hatte er 2010 in der Moto2-WM mit Speed-up-Teambesitzer Luca Boscoscuro, einem smarten Ex-Rennfahrer, der ihm wertvolle Ratschläge gab.

Der heute 23-jährige Iannone gewann 2010 mit der FTR drei WM-Rennen, dann trat er 2011 für das finanzschwache Speed-Master-Team seines Vaters Regalino an, es reichte wieder zu drei GP-Siegen, aber es zeichnete sich keine Steigerung ab. Es fehlten am Schluss 97 Punkte auf Weltmeister Stefan Bradl.

Dieser Moto2-Rennstall wurde Ende 2011 mit dem Speed-up-Team von Boscoscuro fusioniert. Iannone bekam ein Motorrad namens Speed-up, das in gewissen Bereichen an die FTR erinnerte, in Wirklichkeit aber jenes Aprilia-Moto2-Chassis war, das einst für die Moto2-WM gebaut wurde, ehe Piaggio-Konzernchef Roberto Colaninno völlig überraschend den Rückzug verkündete. Er sah keinen Sinn darin, eine Rennserie zu bestreiten, für die Honda-Einheitsmotoren vorgeschrieben sind.

Iannone nahm 2012 bei Boscoscuro nicht mehr so viele Ratschläge an wie 2010, er stagnierte (nur zwei Siege) – und suchte eine neue Herausforderung. Ducati und Pramac bieten sie. Dirt wird er wenig zur Entwicklung beitragen, Iannone fehlt es am technischen Gespür, aber er wird das vorhandene Material über Gebühr ausquetschen. Und mit Ducati-Projektleiter Paolo Ciabatti und Pramac-Teammanager Francesco Guidotti hat Iannone jetzt jene starke Führung hinter sich, die ihm bisher oft fehlte.

Iannone-Kenner sagen, es werde auch hilfreich sein, dass Regalino Iannone bei Pramac keine Rolle mehr spielen wird. Der Papa musste auch sein Claiming-Rule-Team (zuerst fuhr Pasini, dann Rolfo) zusperren.

Von der Statur her ist Valentino-Rossi-Freund Iannone für die MotoGP erstklassig geeignet, es wird ihm nicht am nötigen Speed fehlen. Aber in der Moto2 hat er mit seiner aggressiven Fahrweise oft die Reifen zu stark verschlissen. «Ich mag die Ducati Desmosedici», versichert Andrea, der einen BMW M3 fährt. «Das Motorrad, die Power, der Speed – das alles gefällt mir.»



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