Yamaha steht vor Einigung mit neuem Kundenteam

Open Class: Auch LCR-Honda mit Stefan Bradl?

Von Günther Wiesinger
Wenn Yamaha zwei Prototypen als Open-Bikes einsetzt und Ducati vier, könnte Honda in Zugzwang kommen. Steigt LCR-Honda mit Bradl ins Open-Format um?

Wenn neben den Yamaha-M1-Prototypen von Aleix Espargaró und Colin Edwards und der Pramac-Ducati von Yonny Hernandez demnächst noch drei weitere Prototypen von Ducati (Dovizioso, Crutchlow und Iannone) im Open-Format antreten, könnten die Kräfteverhältnisse in der MotoGP-Weltmeisterschaft 2014 schwerwiegend verfälscht werden.

Lucio Cecchinello, Besitzer des LCR-Honda-Teams mit Stefan Bradl, ist verärgert. «Wenn sich Ducati jetzt mit allen Werksfahrern und Prototypen die Open-Vorteile zunutze macht, dann ist das lächerlich», ärgert sich der Italiener. «Dann haben wir den Beweis, dass in dieser Klasse wieder einmal das Reglement zu hastig und zu unüberlegt umgekrempelt wurde. Denn das Open-Format wurde für die Privatfahrer und Claiming-Rule-Teams geschaffen, damit sie mit den Superbike-Rennmotoren näher an die Prototypen heranrücken und den Zeitabstand verringern können.»

«Vier Liter weniger, Motorenentwicklung eingefroren, dazu härtere Hinterreifen. Das sind gravierende Nachteile für uns», ärgert sich Cecchinello. «Wir müssen ernsthaft überlegen, ob wir nicht auch als Open-Team antreten sollen.»

LCR-Honda müsste dazu natürlich die Zustimmung von Nakamoto einholen. Dann müssten nur zwei Einheits-Software-Pakete von Magneti Marelli beschafft werden, die Hardware von Magneti Marelli ist auch für die Prototypen 2014 Pflicht. HRC hat mit der Einheits-ECU durch die Open-Fahrer Hayden, Aoyama, Redding und Abraham bereits ausreichend Knowhow mit der Einheits-Elektronik.

Nachteile des Open-Formats? Gewisse Unterschiede zur HRC-Software, aber es gibt kein eigenes Klassement, keine eigene Siegerehrung, also keine Anzeichen von einer Art zweiter Division.

Bis 28. Februar (der letzte Tag des nächsten Sepang-Tests) müssen sich HRC und LCR-Honda entscheiden.

Honda: Keine Querschüsse gegen Ducati

Es wäre eine sinnvolle Vorsichtsmassnahme. Und es steht nirgends geschrieben, dass ein 2014-Prototyp mit Seamless-Getriebe und pneumatischer Ventilsteuerung nicht im Open-Format antreten darf. Einzige Verpflichtung ist die Verwendung der Einheits-ECU von Magneti Marelli.

HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto hielt sich bisher an den Geist des Reglements und liess für die Kundenteams (Drive M7 Aspar, Go&Fun Gresini, AB Cardion Motoracing) den Production Racer RCV1000R bauen. «Yamaha verfolgt eine andere Open-Philosophie. Sie setzen Prototypen ein», seufzte Nakamoto beim ersten Sepang-Test nach Platz 4 von Forward-Yamaha-Pilot Aleix Espargaró.

Die Japaner haben italienischen Werken wie Cagiva in der Vergangenheit schon manchmal technische Schützenhilfe gewährt. Zwischen Ducati und Honda hat es jedoch in letzter Zeit keinen Technologie-Transfer gegeben. «Wir sind nie gefragt worden», hat Nakamoto kürzlich erklärt.

Vorläufig bezieht HRC wegen der Open-Strategie von Ducati eine abwartende Position. Auf laute Querschüsse wird wohlweislich verzichtet. Honda will unbedingt einen europäischen Widersacher in der MotoGP-Klasse haben.

Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo, bis Ende 2009 MotoGP-Teammanager bei Ducati, hat immer noch gute Kontakte nach Borgo Panigale. Er weiss, dass Ducati in der Open-Class antreten wird.
«Ja, diese Information stimmt, denke ich. Die Open-Teams werden bald sehen, wie umfangreich das Upgrade der neuen Einheits-ECU von Magneti Marelli ist und wie es sich auswirkt. Die Stärke von Ducati lag immer darin, sich durch eigene technische Lösungen von der Konkurrenz zu unterscheiden. Vielleicht ist der Weg in die Open-Class eine weitere gute Idee.»

Zur Erinnerung: Wer im Open-Format statt im Factory-Status antritt, bekomtm 24 statt 20 Liter Sprit, zwölf statt fünf Motoren pro Fahrer und Saison, dazu weichere Hinterreifen, dazu wird die Motorenentwicklung nicht ab dem Saisonstart eingefroren.

«Ich kann nicht beurteilen, um wie viel schneller die Ducati dadurch zum Beispiel beim Sepang-Test nächste Woche werden», erklärte Stefan Bradl heute gegenüber SPEEDWEEK.com. «Dovizioso war beim ersten Sepang-Test nur 0,258 sec hinter mir. Ich war Vierter, er Siebter. Allein mit den weicheren Hinterreifen kann er 0,5 oder 0,6 sec schneller fahren. Also könnte er nächste Woche mit dem Open-Status unter die ersten drei kommen. Ob das dann noch faire Bedingungen sind? Ich kann es nicht ändern. Ich will dann auch die weicheren Hinterreifen...»

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