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Weltmeister Jordi Tixier (KTM) im Interview

Von Adam Wheeler
Jordi Tixier musste Rang 3 erreichen, um Weltmeister zu werden und bekommt diese Information von der Box

Jordi Tixier musste Rang 3 erreichen, um Weltmeister zu werden und bekommt diese Information von der Box

Jordi Tixier (KTM) resümiert über die letzten Runden des zweiten Laufs in Mexiko und erzählt über seine Nervosität vor dem Rennen. Zum Motocross der Nationen will er trotzdem nicht für Frankreich antreten.

Jordi Tixier holte den ersten MX2-WM-Titel seit Marvin Musquin (2010) nach Frankreich. Es war ein denkwürdiges und dramatisches Ende der Saison 2014.

Der Pilot aus dem Team Red Bull KTM triumphierte mit einem 1-3-Ergebnis in Leon (Mexiko) und gewann mit nur 4 Punkten Vorsprung über den verletzungsbedingt geschwächten Jeffrey Herlings. Vier Runden vor Saisonende lag Tixier noch 145 Punkte hinter seinem Teamkollegen Jeffrey Herlings zurück. 200 Punkte waren in den letzten vier Runden maximal zu holen. In den letzten Rennen in der tschechischen Republik, Belgien, Brasilien und Mexiko holte er zwei Siege, einen zweiten und einen vierten Platz, um die WM-Trophäe zu erobern.

Was für eine tolle Leistung! Du sagtest, Du willst das für Deinen Bruder tun [der nach einem BMX-Unfall am letzen Wochenende teilweise Lähmungserscheinungen zu beklagen hat]. Hattest Du eine Extra-Motivation an diesem Wochenende?

Das Gefühl auf der Strecke war das gesamte Wochenende ausgezeichnet für mich. Ich habe das Qualifikationsrennen gewonnen, die schnellste Rundenzeit in den Boden gebrannt und den ersten Lauf gewonnen. Im zweiten Lauf habe ich mich vor dem Absprung vor einem großen Table-Sprung verschaltet, bin zu kurz gesprungen und Tonkov ist in mich hineingesprungen. In diesem Moment dachte ich, die Weltmeisterschaft ist gelaufen. Ich sah Jeffrey vor mir und ich wusste, dass ich sechs Punkte auf ihn aufholen musste. Natürlich war ich die ganze Zeit in Gedanken bei meinem Bruder. Als ich hinter Glenn Coldenhoff war, wusste ich, dass ich alles geben muss, ihn zu überholen, auch wenn ich nach dem Rennen gestorben wäre! Ich habe dann den dritten Platz erreicht und die Tatsache, dass ich meinen Traum erfüllt habe, hat mich im Ziel einfach überwältigt. Jeffrey war natürlich verletzt, aber ich habe mein Bestes gegeben und es fühlt sich sehr gut an, ein weiterer französischer Weltmeister zu sein.

Der erste Lauf war sehr intensiv. Romain Febvre war die ganze Zeit an Deinem Hinterrad. Er sagte, er hat auf einen Fehler von Dir gewartet, aber Du hast keinen Fehler begangen...

Ich bin wirklich sehr glücklich über dieses Rennen. Vor ein oder zwei Jahren wären mir bei diesem Druck in dieser Situation bestimmt auch Fehler unterlaufen. Als Romain Febvre hinter mir fuhr, habe ich mich auf meinen eigenen Rhythmus konzentriert und ich wusste, er kann mich dann nicht überholen. In den letzten Runden habe ich dann noch etwas mehr Druck gemacht.

Wie wirkte es auf Dich, als Jeffrey am Samstag-Morgen im Paddock auftauchte? Hast Du versucht, ihn einfach auszublenden?

Ja. Ich habe versucht, ihn total auszublenden. Aber das war echt schwierig, weil seine Box nur wenige Meter von meiner entfernt war. Die Leute und die Ärzte umlagerten ihn die ganze Zeit. Sein Gesichtsausdruck war nicht gut und er schien nervös zu sein. Aber ich war ja genau so nervös. Vor dem zweiten Lauf war es am schlimmsten. Ich wollte einfach nur so fahren wie im Training und das habe ich bis zum zweiten Lauf das ganze Wochenende getan.

Der zweite Lauf war dann ein Chaos. Stürze, Kollisionen, Fehler und dann der Sieg...

Es war total verrückt. Nach dem Moment der Kollision mit Tonkov dachte ich: Entweder gebe ich auf, oder ich setze alles auf eine Karte. Aber ich machte weiter. Als ich bei Coldenhoff angekommen war, war ich total erschöpft, weil ich ihn nicht überholen konnte. Ich habe dann die Kraft gefunden, ihn irgendwo zu knacken und dann war ich Vierter. Mein Mechaniker zeigte mir an, dass ich unbedingt den dritten Rang erreichen muss, um den WM-Titel zu holen. So bin ich ans absolute Limit gegangen, um Julien Lieber zu überholen. Ich bin mit den Füßen von den Fußrasten gekommen und bin wild umhergefahren. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Lieber war auf der rechten Seite und ich sprang auf die linke Seite der Strecke. Wir sind beinahe gestürzt, aber ich hatte nun den dritten Platz inne. Danach dachte ich mir, dass mir kein Fehler mehr unterlaufen darf. Meine Zeit war nun gekommen.

Wenn man sich Dein Gesicht auf den Fotos am Anfang der Saison in Katar und Thailand anschaut, hat sich im Vergleich zu heute viel verändert....

Ganz sicher!  Das war eine schwierige Zeit für mich, wie auch im letzten Jahr. Wenn damals jemand zu mir gesagt hätte, dass ich zu Saisonende Weltmeister bin, hätte ich das nicht für möglich gehalten. Ich habe Woche für Woche hart gearbeitet, immer mein Bestes gegeben und stets so viele WM-Punkte wie möglich geholt. Jeffrey Herlings zu schlagen, selbst wenn er verletzt ist, ist eine große Sache für mich.

Dylan Ferrandis hat sich bei seinem Abflug seinen linken Knöchel verletzt. Falls er nicht zum Motocross der Nationen antreten kann, würdest Du ins Team einspringen?

Ich denke nicht. Ich habe meine Ziele in diesem Jahr mehr als erfüllt. Ich bin Weltmeister. Ich denke nicht, dass ich fahren würde. Ich würde diesen Platz Romain Febvre überlassen. Er hat seine Leistung in diesem Jahr immens gesteigert und hat in jedem Rennen gefightet. Ich hatte meine Chance bei den Nations im letzten Jahr.

Wie wird jetzt gefeiert?

Die WM ist nun vorbei und ich kann tun, was ich möchte. Ich werde jetzt endlich Zeit mit meiner Freundin und mit Freunden verbringen und an meinen Bruder und an meine Mutter zu Hause in Frankreich denken. Das ist für uns alle das Ergebnis der harten gemeinsamen Arbeit. Mein Umfeld hat mich stets auch in den schlechten Momenten unterstützt. Und deshalb ist der Gewinn der Welmeisterschaft unser gemeinsamer Erfolg.

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