SidecarCross-WM Straßbessenbach: Pruniers siegen

Brüder-Duell: Die Lielbardis-Twins (#101) gewannen den ersten, Kilian und Evan Prunier (#94) den zweiten Lauf
Auch wenn es nach der Halbzeit anders schien – entschieden ist die Weltmeisterschaft keineswegs. Im sechsten Grand Prix dominierten die beiden Brüderpaare Kilian und Evan Prunier vor Daniels und Bruno Lielbardis. Die WM-Führenden Koen Hermans/Ben van den Bogaart verloren wichtige Punkte. Bereits in der Qualifikationsrunde zeichnete sich ab, dass die niederländischen Titel-Kandidaten auf dem anspruchsvollen und bestens präparierten Kurs von Straßbessenbach nicht den Ton angeben würden.
In Gruppe A siegten Tim und Sem Leferink vor Brett Wilkinson/Joe Millard und Benny Weiss/Patrick Schneider. Hermans wurde Vierter vor Tim Prümmer/Jarno Steegmans. Gruppe B dominierten die Lielbardis-Twins vor den Pruniers. Dort fuhren Dan Foden/Noah Weinmann auf Rang 4. Umso beachtlicher, weil der Brite in diesem Jahr mangels Beifahrer noch keinen WM-Lauf bestritten und das Duo vor dem Rennwochenende keine Möglichkeit zu einer gemeinsamen Generalprobe hatte.
Von den weiteren deutschsprachigen Gespannen qualifizierten sich Adrian Peter/Joel Hoffmann (A 9.), Remo und Luca Käser (A 10.), Lukas Erlecke/Leon Freygang (A 12.), David Bolliger/William Leutwyler (B 9), André Knübben/Nick Maas (B 10) und Patrick Hengster/Celina Jahn (B 11.) auf direktem Weg. Leon Hofmann/Julian Zimmermann, Sven und Marc Buob sowie Tobias Hertfelder/Nicky Debruyne nahmen den Umweg über die Last-Chance-Runde. Da Multiweltmeister Daniel Willemsen keinen Ersatzmotor im Gepäck hatte, konnten Jan Hoormann/Andy Schlinnertz gleich zum ersten Wertungslauf nachrücken.
Bei sommerlich warmer Witterung erlebten die zahlreichen Zuschauer am Sonntag zwei auf ganz unterschiedliche Weise spannende Rennen. Den ersten Start gewannen die Lielbardis-Zwillinge vor Weiss/Schneider und den Pruniers. Doch Pech für die Österreicher: Nach wenigen Runden löste sich der Zündunterbrecher-Schalter, sodass sie einige Plätze verloren. Eine Zeitlang schien es, als könnten die Franzosen attackieren. Doch in der Schlussphase ließen sie nach und mussten noch die Leferinks ziehen lassen. Hermans gelang es nach mittelmäßigem Start jedoch nicht, auf den letzten Podestrang vorzufahren. Eine starke Vorstellung boten Justin Keuben/Dion Rietman. Die Niederländer mussten sich nach Motorproblemen via Last Chance qualifizieren und dann aus der zweiten Reihe starten. Dennoch waren sie bald im Vorderfeld angelangt und konnten sogar noch an Wilkinson/Millard vorbeiziehen.
Prümmer/Steegmans gerieten am Start mit Foden/Weinmann aneinander. Für die britisch-deutsche Formation war die Kollision allerdings folgenschwerer: Die Bremsscheibe wurde verbogen, sodass das Duo bald aufgeben musste. Auf dem Bessenbacher Parcours mit seinen vielen Abfahrten lässt sich ohne Vorderbremse kein Blumentopf gewinnen.
Adrian Peter konnte trotz neuerlicher Rückenprobleme Rang 13 retten. Auch Julian Zimmermann kämpfte im Boot von Leon Hofmann mit Schmerzen im Nackenbereich und verzichtete aus strategischen Erwägungen auf den zweiten Lauf. «Uns ist wichtiger, dass wir in zwei Wochen bei der DM in Gerstetten antreten können», hielt Hofmann fest. Vor Hofmann mussten Erlecke/Freygang ihre Dauerkonkurrenten Hengster/Jahn auf Distanz halten. Auch Hertfelder/Zimmermann nahmen noch einen WM-Zähler mit, während Hoormann/Schlinnertz sich mit Motorproblemen über die Runden retteten. Von den helvetischen Teams konnten lediglich Bolliger/Leutwyler punkten.
Der zweite Lauf bot an der Spitze keine packenden Verfolgungsjagden. Aber diesmal gelang es Prümmer, sich direkt hinter Prunier auf dem zweiten Platz zu etablieren, diesen bis in Ziel ungefährdet zu behaupten und sich damit in die Top-Ten zurück zu kämpfen. Hermans stellte bald keine Gefahr mehr dar, da der Schalthebel abbrach und bei einem Boxenstopp ersetzt werden musste. Mit deutlichem Rückstand nahmen die Tabellenführer die Verfolgung auf und retteten in bravouröser Manier noch den zehnten Platz. «Ich hätte einen Schalthebel überhaupt nicht dabeigehabt», bemerkte ein Mechaniker eines anderen Teams. Mit dem Sieg der Pruniers hat sich der Punkteabstand zu Hermans, der schon in den vergangenen Jahren immer nur wegen technischer Probleme den WM-Titel verpasste, deutlich verringert.
Wiederum solide Leistungen boten Weiss und Peter, während Foden/Weinmann erneut aufgeben mussten: Der Seitenwagen-Kotflügel war gebrochen. «Wäre das am Ende passiert, hätten wir durchfahren können», hielt Weinmann fest. Den Zweikampf zwischen Erlecke/Freygang und Hengster/Jahn entschieden diesmal Letztgenannte für sich. Neben Bolliger hätten bei ihrem WM-Debüt nun auch die Käsers gepunktet. Doch wie das Schicksal es wollte, mussten sie zur Geräuschmessung antreten und wurden für zu laut befunden – fünf Plätze zurück!
Knübben schied diesmal mit Vergaserdefekt aus. Der Motor von Hertfelders Gespann sprang wegen Elektrikproblemen gar nicht erst an und Hoormann parkte sein Motorrad nach wenigen Runden mit nun endgültig streikendem Motor neben der Startgeraden.
Die nächste und drittletzte GP-Runde findet in vier Wochen im lettischen Madona statt. Auch dort wird Titelverteidiger Marvin Vanluchene noch nicht an den Start gehen. Der Belgier will zunächst die Folgen einer Infektionskrankheit auskurieren. Zuvor kämpfen die deutschen Teams in Gerstetten um DM-Punkte. Für das Rennen haben sich auch Gastfahrer aus früheren Zeiten angekündigt.
Resultate Motocross-Gespann-WM Straßbessenbach/D:
1. Lauf: 1. D. Lielbardis/B. Lielbardis (LV), WSP-Mega. 2. T. Leferink/S .Leferink (NL), VMC-KTM. 3. K. Prunier/E. Prunier (F), WSP-Zabel. 4. Hermans/van den Bogaart (NL), WSP-Mega. 5. J. Keuben/Rietman (NL), VMC-AMS. 6. Wilkinson/J. Millard, (GB), WSP-Husqvarna. 7. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 8. Prümmer/J. Steegmans (D/B), VMC-AMS. 9. Wijers/van Hal (NL), VMC-Zabel. 10. Hodges/Henderson (GB), WSP-Husqvarna. 11. Sanders/Vincent (B/NL), WSP-Mega. 12. Gordejev/Lebreton (EST/F), WSP-Husqvarna. 13. Peter/Hoffmann (D), VMC-Husqvarna. 14. T. van der Lagemaat/de Veene (NL), VMC-Zabel. 15. Bolliger/Leutwyler (CH), VMC-Husqvarna. 16. R. Chanteloup/J. Chanteloup (F), WSP-KTM. 17. Erlecke/Freygang (D), WSP-AMS. 18. Hengster/Jahn (D), VMC-KTM. 19. Hofmann/Zimmermann (D), VMC-Mega. 20. Hertfelder/Debruyne (D/B), WSP-Husqvarna. 24. S. Buob/M. Buob (CH), VMC-Zabel. 26. J. Hoormann/Schlinnertz (D), VMC-Zabel. 27. R. Käser/L. Käser (CH), VMC-KTM. 29. Foden/N. Weinmann (GB/D), WSP-AMS. 30. A. Knübben/Maas (D/NL), WSP-KTM.
2. Lauf: 1. Prunier. 2. Prümmer. 3. Wilkinson. 4. Keuben. 5. Leferink. 6. Lielbardis. 7. Weiss. 8. Hodges. 9. Sanders. 10. Hermans. 11. Wijers. 12. Lagemaat. 13. Peter. 14. Chanteloup. 15. Gordejev. 16. Bolliger. 17. Hengster. 18. B. Verhees/P. Verhees (NL), VMC-AMS. 19. Erlecke. 20. Mulders/M.van Deutekom (NL), WSP-Zabel. 21. Buob. 22. Käser. 26. Knübben. 27. Hertfelder. 28. Hoormann.
Stand nach 12 von 18 Läufen:
1. Hermans, 251 Punkte. 2. Prunier 243. 3. Wilkinson 231. 4. Leferink 195. 5. Lielbardis 189. 6. Keuben 188. 7. Weiss 172. 8. Sanders und Vanluchene, je 137. 10. Prümmer 128. 14. Weinmann 81. 17. Peter 51. 26. Hengster 15. 27. Erlecke 13. 28. Bolliger. 11. 31. Hofmann 8. 35. Hertfelder. 7. 41. Hoormann 3.