Jonathan Rea: «Es gab keine offizielle Teamorder»

Von Ivo Schützbach
Jonathan Rea half Tom Sykes

Jonathan Rea half Tom Sykes

Nur durch das Zutun von Jonathan Rea konnte sich Kawasaki-Teamkollege Tom Sykes im Kampf um Superbike-WM-Rang 2 gegen Chaz Davies behaupten. Der Weltmeister schildert seine Beweggründe für die Hilfe.

Tom Sykes und Jonathan Rea haben uns dieses Jahr prächtig unterhalten, sie sorgten für gute Rennen und herzhafte Schlagzeilen. Zeitweise ließen sie kein gutes Haar am anderen, teilten gegenüber Medienschaffenden jede Menge Sticheleien aus. Jeder suchte seinen Vorteil – in der Meisterschaft und im Kawasaki-Werksteam.

Anfang Oktober saß ich auf der Intermot mit den beiden im Backstage-Bereich des Kawasaki-Messestandes. Sie scherzten miteinander und tauschten sich über die neue ZX-10RR und H2R aus. Beste Freunde werden sie wohl nie, aber das Kriegsbeil ist begraben.

Sykes konnte kaum glauben, dass ihn Rea in der letzten Runde vorbeiließ und ihn so zum Vizeweltmeister machte. Der Champion von 2013 äußerte sich entsprechend dankbar: «Was mein Teamkollege getan hat, ich als Gentleman weiß das wirklich zu schätzen, das ist etwas, was ich ins Grab mitnehmen werde. Ich möchte mich bei der anderen Seite meiner Box herzlich bedanken. Dieser zweite Platz für mich ist geschenkt, aber ich nehme ihn trotzdem und weiß das zu schätzen. Als ich in der letzten Runde gesehen habe, was Jonathan für mich tut, war ich sprachlos, das war sehr emotional. Ich dachte mir ‹vielen Dank›. Wir hielten in der ersten Kurve an und ich sagte ihm, dass das das erste Mal ist, dass mir jemand auf diese Art geholfen hat. Ich wusste nicht, dass es so kommen würde. Als Jonathan an mir vorbei war, hatte ich mich schon damit abgefunden, dass WM-Rang 2 dahin ist. Ich hatte Rang 3 schon so gut wie akzeptiert. Dann konnte ich meinen Augen kaum trauen.»

«Es gab Gespräche im Team, aber keine offizielle Teamorder», hielt Rea fest. «Niemand hat mir eine Mail geschrieben oder einen Vertrag mit mir gemacht. Aber ich kann rechnen. Und ich bin Kawasaki unendlich dankbar, dass ich dieses Motorrad fahren darf. Tom hat in der Entwicklung des Teams eine Schlüsselrolle gespielt, es war an der Zeit, dass ich den Teamkollegen spiele. Jetzt haben wir alles gewonnen, den Fahrer- und Hersteller-Titel, wir wurden Erster und Zweiter. Wir können erhobenen Hauptes in den Winter gehen.»

Wird diese Geste bleibend etwas an eurer Beziehung ändern, fragte SPEEDWEEK.com. «Ich habe Tom immer respektiert», unterstrich Rea. «Wir sind nicht die besten Freunde und gehen auch kein Bier zusammen trinken. Aber er ist kein schlechter Typ, er ist mein Teamkollege. Tom hat sehr viel für Kawasaki getan und Kawasaki für mich. Es war an der Zeit, dass ich diese Karte ausspiele. Ich weiß, dass er meine Geste zu schätzen weiß. Als wir in Kurve 1 anhielten, sagte er mir einige nette Worte. Ich hoffe, dass die Atomsphäre in unserer Box zukünftig respektvoller ist, vor allem, wenn es um die Entwicklung des Motorrades geht. Dass nicht der eine Mist redet über den anderen, in welche Richtung das Motorrad entwickelt gehört. Ich bin mir sicher, dass dieser Tag etwas verändert hat. Es war wichtig für alle, dass er WM-Zweiter wird. Ich hatte alle meine Ziele erreicht und war glücklich, dass ich ihm helfen konnte.»

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