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Bradl über Verletzungen: «Weiß, ob ich fahren kann»

Von Ivo Schützbach
Im Reglement der Superbike-WM 2017 steht geschrieben, dass sich verletzte Fahrer zukünftig selbst beim Rennarzt melden müssen. Was sich unverantwortlich anhört, ändert in Wirklichkeit nichts am Status quo.

Zwischen den neuen Regeln für die Startaufstellung von Superbike-Rennen 2, sowie der weiteren technischen Annäherung an die Serie, blieb eine Änderung der medizinischen Bestimmungen weitgehend unbemerkt.

Neu heißt es im Reglement: «Ab der kommenden Saison ist es Aufgabe des Sportlers, umgehend den Rennarzt zu informieren, wenn sich der gesundheitliche Zustand ändert und das die Fähigkeit zu fahren beeinflusst.»

Die Erfahrung lehrte uns: Rennfahrer gehen nur dann zum Arzt, wenn es nicht mehr anders geht. Genügend Piloten sind mit Verletzungen unterwegs, mit denen andere Menschen wochenlang krankgeschrieben wären.

«Unverantwortlich», lautete das erste Urteil von Stefan Bradl zum neuen Paragraphen. «Wenn ein Fahrer ein Problem hat, dann müssen der Veranstalter und der Rennarzt Sorge tragen, dass es ihm gut geht und müssen ihn durchchecken», meint der Bayer. «Jeder kennt uns Rennfahrer, wir sagen alle, dass es geht, und dass wir fahren müssen. Aber wenn es wirklich so ist, dass man nicht fahren kann, dann muss da jemand drüber schauen.»

Hält man sich das bisherige Prozedere nach einem Sturz oder einer Verletzung vor Augen, stellt man fest, dass die zukünftigen Regeln am Verhalten der Fahrer während eines Rennwochenendes nichts ändern werden – die neuen Vorschriften sind das Papier nicht wert.

«Nach einem Sturz muss man nicht automatisch zum Rennarzt», erklärte Bradl SPEEDWEEK.com.

Die Piloten hatten also schon immer eine gewisse Eigenverantwortung, was ihre Gesundheit betrifft.

Anders verhält es sich, wenn der Rennfahrer nach einem Crash mit dem Krankenwagen ins Medical Center gebracht wird, dann checken ihn die Ärzte automatisch durch.

«Ich glaube, dass es in dem neuen Paragraphen nur darum geht, dass es im Reglement steht», so Bradl. «Letztlich war es bislang ja auch schon so. Wer ein Problem hat, geht in die Clinica mobile. Dort sagt man, was einem weh tut und redet mit dem Arzt. Der Arzt der Clinica mobile geht dann zum offiziellen Rennarzt und sagt, dass Fahrer XY dieses und jenes Problem hat, und sie schauen sich das zusammen an. Der Rennarzt ist derjenige der entscheidet, ob du fit oder unfit bist.»

Der Honda-Pilot weiter: «Wenn du in einem Rennen eine Verletzung davongetragen hast, musst du dich vor dem nächsten Rennen von den Ärzten für fit erklären lassen. Die neue Regel ist komplett sinnlos. Wenn ein Fahrer ein Problem hat, dann lässt er sich normalerweise durchchecken, weil er für das Rennen ja möglichst fit sein will. Dafür ist die Clinica mobile da. Für mich ist sie das Bindeglied zwischen Rennleitung und Fahrer. Die Clinica steht immer auf der Fahrerseite. Wenn es aber unverantwortlich ist, dann sagen sie dir, dass du es sein lassen und dich auskurieren sollst. Ob ich fahren kann, weiß ich selber.»

Hält ein Fahrer eine Verletzung geheim, hat er das bislang getan und wird es auch in Zukunft tun – neues Reglement hin oder her.

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