Gigi Dall’Igna (Ducati): «Rechtfertigungsprobleme»

Von Ivo Schützbach
Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna

Ducati-Rennchef Gigi Dall’Igna

«Wichtig ist, dass man Herstellern, die keine guten Ergebnisse haben, dabei hilft ihr Motorrad zu verbessern», sagt Gigi Dall’Igna, General Manager Ducati Corse. «Je früher die Einheits-ECU kommt, desto besser.»

Die Superbike-WM hat ein Problem: Alle Siege 2017 wurden zwischen den Werksfahrern von Kawasaki und Ducati ausgemacht. Schon 2016 war nur ein Triumph außer dieser Reihe – der von Nicky Hayden in Sepang auf Honda. Hätte es in Malaysia damals nicht geregnet, wäre auch 2016 eine reine Grün-Rote-Angelegenheit gewesen.

2016 Jahr sahen wir noch immerhin acht Podestplätze von Honda und je einen von Aprilia und Yamaha. Letzte Saison: Sechs Podestplätze für Yamaha, alle anderen gingen an Kawasaki und Ducati. Aprilia, BMW, Honda und MV Agusta gingen leer aus.

Alle Hersteller und WM-Vermarkter Dorna sind sich einig: Die Show muss besser werden, jedes Motorrad sollte gut genug für die Top-3 sein und die Kosten müssen weiter gesenkt werden, um ein volles Startfeld zu haben. Um das zu erreichen, wurde das technische Reglement für 2018 komplett umgeschmissen. Ab diesem Jahr können die Hersteller über die erlaubte Maximaldrehzahl balanciert werden, außerdem regeln Konzessionspunkte, wer entwickeln darf und welche Motoren eingefroren werden.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit Gigi Dall’Igna, General Manager Ducati Corse, zusammen.

Gigi, wie stehst du zur Einheits-Elektronik, die 2019 kommen soll?

In der MotoGP-Klasse funktioniert das mit der Einheits-ECU sehr gut, ich sehe deshalb nicht, weshalb wir in der Superbike-WM nicht nach der gleichen Philosophie verfahren sollen. Für die Balance zwischen den Herstellern ist das besser. Wenn es für die Meisterschaft besser ist, dann ist es auch für die beteiligten Hersteller besser.

Ich bin nicht dagegen, für uns ist das okay.

Ich verstehe nicht, weshalb zwischen Ducati und Kawasaki und allen anderen Herstellern so eine Lücke klafft. Natürlich, Ducati investiert viel in die MotoGP- und Superbike-WM. Ich sehe aber keinen Grund, weshalb Honda und Yamaha nicht die gleichen Resultate gelingen sollen.

Ducati und Kawasaki geben mehr Geld aus als Honda und Yamaha.

Das kann sein, ich weiß es aber nicht. Ich glaube, dass Yamaha auch ordentlich investiert, dass sie ähnlich viel machen wie Ducati.

Aber ihr gebt vermutlich mehr aus als Honda Motor Europe im Red Bull-Team?

Das mit Honda könnte sein. Aber Honda hat jetzt Red Bull als Sponsor, ich weiß es also nicht.

Werden sich die Ergebnisse ändern, wenn alle die gleiche Elektronik verwenden?

In MotoGP hat es funktioniert, dort sind alle Hersteller zusammengerückt. Klar, es gibt Mitbewerber, die nicht auf dem gleichen Level wie die Spitze sind, aber auf einem vernünftigen. Zuvor war das nicht so. Ich schreibe das der Einheits-ECU zu, das ist wichtig für die Show. Die Show ist das Wichtigste überhaupt.

Je früher die Einheits-ECU kommt, desto besser.

Ist es nicht so, dass Kawasaki mit Rea und Sykes sowie Ducati mit Davies und Melandri die besten Fahrer haben und sich alleine deshalb nichts ändern wird?

Laverty gehört sicher zu den Besten, ich kenne ihn sehr gut. Es gibt einige Fahrer – nicht viele, aber genügend – die vorne mitfahren können. Auch Camier und noch wenige andere.

2018 gibt es erstmals wie in der MotoGP-Klasse «Concession Points»: Ist ein Hersteller erfolglos, darf er mehr entwickeln als jene, die gewinnen oder aufs Podium fahren.

Wichtig ist, dass man Herstellern, die keine guten Ergebnisse haben, dabei hilft ihr Motorrad zu verbessern. So lange die Rahmenbedingungen vernünftig sind, gehen Konzessionspunkte für uns in Ordnung.

Wie sehr nützt ihr eure elektronischen Erkenntnisse aus der Superbike-WM für die Entwicklung der Serienmaschinen? In MotoGP und BSB gibt es eine Einheits-Elektronik, warum sollte ein Hersteller in die Superbike-WM kommen, wenn er auch dort nichts mehr entwickeln kann?

Ich stimme dir zu – das ist die Kehrseite.

Steigt damit nicht das Risiko, dass sich Hersteller zurückziehen? BMW droht mit dem Ausstieg, wenn die Einheits-Elektronik kommt.

Die Superbike-WM ist die einzige große Rennserie, an der BMW teilnimmt. Ich glaube nicht, dass sie aussteigen werden.

Technologische Entwicklungen sind für alle Motorradhersteller wichtig. Aus dem Rennsport ergeben sich zwei wichtige Dinge: Werbung und Entwicklungen, die später in die Straßenversionen einfließen.

Werden diese Entwicklungen eingeschränkt, ergeben sich daraus Rechtfertigungsprobleme für den Rennsport. Man muss den Herstellern erlauben, gewisse Sachen zu entwickeln. Gleichzeitig muss aber darauf geachtet werden, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen – die Balance muss stimmen.

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