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Keine Aprilia-Rückkehr: Rivola gegen aktuelle Regeln

Unter Gigi Dall’Igna brachte Aprilia 2009 die RSV4 in die Superbike-WM, kein anderes Bike besaß damals so viel MotoGP-DNA. Der heutige Renndirektor Massimo Rivola verurteilt diese Philosophie.

Aprilia Racing hat die Superbike-WM 2010 und 2012 mit Max Biaggi und 2014 mit Sylvain Guintoli gewonnen, das war der 54. WM-Titelgewinn der italienischen Marke. Seither konzentriert sich Aprilia auf die MotoGP-Weltmeisterschaft. 2022 könnte es in der Premier-Class erstmals in der Firmengeschichte mit dem Fahrertitel klappen: Denn nach 13 von 20 Rennen liegt Aleix Espargaro 32 Punkte hinter dem Führenden Titelverteidiger Fabio Quartararo (Yamaha) auf Platz 2.

«Die Superbike-WM macht im Moment keinen Sinn», sagt Massimo Rivola, seit Januar 2019 Renndirektor bei Aprilia. «SBK ist eine Art B-Meisterschaft für MotoGP. Ich weiß nicht, ob es die richtige Wahl von BMW ist, in der Superbike-WM zu bleiben

Rivola hält fest: «Die Superbike-WM-Maschinen sind keine Serienmotorräder. Es sollten sportliche Stockbikes sein, die du im Laden um die Ecke kaufen kannst. Man könnte meinetwegen die Verkleidung, die Auspuffanlage und die Federelemente ändern, dann kannst du damit die Superbike-WM bestreiten. Dann könnte jeder Hersteller behaupten: ‘Ich kann das auch.’ Das sollte das Prinzip in SBK sein.»

Dass ausgerechnet Aprilia gegen diese Philosophie verstieß wie kein anderer Hersteller, als bei der werksseitigen Rückkehr 2009 die RSV4 gebracht wurde, die damals viele als verkapptes MotoGP-Bike bezeichneten, kann Rivola nicht angelastet werden: Das war zehn Jahre vor seiner Zeit und geschah unter dem genialen Gigi Dall’Igna, der das technische Reglement immer schon maximal ausreizte und auch Grauzonen nie mied. Im Oktober 2013 wechselte der ziegenbärtige Italiener zu Ducati und hat dort seither in der MotoGP-Klasse immer wieder revolutionäre Ideen gebracht, wie das höhenverstellbare Fahrwerk oder ausgefeilte aerodynamische Lösungen.

Dass sich Aprilia für ein sehr seriennahes SBK-Reglement stark macht, hat einen eigennützigen Hintergrund: Der Hersteller aus Noale würde gerne die RSV4 Factory 1100 einsetzen – die hat aber 1100 statt der erlaubten 1000 ccm für Vierzylinder-Motoren. Ein Superbike mit 1000 ccm hat Aprilia seit Jahren nicht mehr im Sortiment.

Aprilia hat beim Motorrad-Weltverband FIM nie einen Antrag gestellt, dass der Hubraum erhöht werden soll, denn der Fokus liegt seit 2015 auf MotoGP. Das Thema war aber eine Zeit lang so aktuell, dass es innerhalb der Herstellervereinigung MSMA diskutiert wurde – und bei BMW, Ducati, Honda, Kawasaki und Yamaha auf Ablehnung stieß.

Auch in den kommenden Jahren werden in der Superbike-WM für Vierzylinder-Motoren maximal 1000 ccm erlaubt sein. Die RSV4 1100 kommt aber zum Beispiel in der Italienischen Meisterschaft zum Einsatz, wo der zusätzliche Hubraum mit der dortigen Balance-Regel über das Gewicht und die Maximaldrehzahl ausgeglichen wird.


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