Weshalb Genesio Bevilacqua zu Ducati zurückkehrte

Von Ivo Schützbach
2011 gewann das Superbike-Team Althea von Genesio Bevilacqua für Ducati den letzten WM-Titel. 2022 kehrte der Keramik-Industrielle zurück – allerdings in die Supersport-WM.

Von Herzen ist Genesio Bevilacqua ein Ducatisti. Neben seiner Keramik-Fabrik nördlich von Rom gönnt er sich ein Privatmuseum mit Millionenschätzen. Dort sind Maschinen von Casey Stoner, Troy Bayliss, Carlos Checa, Loris Capirossi und vielen anderen zu bewundern.

2011 eroberte Bevilacqua mit Carlos Checa den letzten Superbike-WM-Titel für Ducati. 2012 wurde es immerhin noch WM-Rang 4, 2013 brachte Ducati die 1199 Panigale R und installierte dafür wieder ein Werksteam. Das Althea-Team trat ein Jahr lang auf Aprilia an, 2014 und 2015 erneut auf Ducati, von 2016 bis 2018 war die Truppe das Aushängeschild von BMW.

2019 kehrte der bayerische Hersteller werksseitig in die Superbike-WM zurück und verbündete sich dafür mit Shaun Muir Racing.

Althea spannte daraufhin mit MIE Racing zusammen, gemeinsam wollten sie das Superbike-Werksteam von Honda werden. Doch 2019 engagierte sich die Honda Racing Corporation nur im Hintergrund und sammelte Daten. Für 2020 installierte HRC ein eigenes Team und brachte die damals neue CBR1000RR-R.

Althea wurde zum wiederholten Mal von einem Hersteller übergangen, trotzdem blieb Bevilacqua Teamchefin Midori Moriwaki für 2020 treu. Allerdings nur bis August, dann zog sich der Italiener enttäuscht aus der Superbike-WM zurück. Seither wartete er auf den richtigen Moment für das Comeback.

Als klar wurde, dass es für die Supersport-WM ab 2022 eine deutliche Hubraumerweiterung gibt und die neuen Hersteller Ducati und Triumph dabei sein werden, war für Bevilacqua der Moment gekommen. Diese Saison sehen wir den ehemaligen Vizeweltmeister Federico Caricasulo im Althea-Ducati-Team, nach vier Läufen ist der 26-Jährige aus Ravenna WM-Zehnter. Die Formkurve zeigt steil nach oben, in Assen wurde er mit der neuen Panigale V2 Fünfter.

«Für mich ist es sehr wichtig, dass wir in meinem Team mit den eigenen Händen arbeiten können», erzählte Bevilacqua beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Wir haben zwar 2020 in der WM aufgehört, mein Team gab es aber immer und wir traten in der Italienischen Meisterschaft an. Dort konnten wir uns um alles selbst kümmern. Dann las ich die neuen Regeln für die Supersport-WM, für die Next-Generation-Bikes, jetzt können wir wieder ein Motorrad im Laden kaufen und es selbst vorbereiten. Wenn du bei den Superbikes keine enge Anbindung an ein Werk hast, dann kannst du nichts erreichen. Die neuen Regeln sind die beste Voraussetzung für die langfristig gute Zukunft dieser Klasse. Bei den Superbikes ist Erfolg selbst dann nicht garantiert, wenn du sehr viel Geld investierst und gute Fahrer hast, wie man an BMW sieht – damit steigt die Frustration.»

Von den sechs Ducati-Piloten im Feld schaffte es bislang nur Nicolo Bulega aus dem Aruba-Team aufs Podium, der Italiener ist nach den ersten beiden Events in Aragon und Assen WM-Dritter hinter den Yamaha-Fahrern Domi Aegerter und Lorenzo Baldassarri.

«Uns fehlt es etwas an Motorleistung», hielt der Althea-Teameigentümer fest. «Baldassarri ist ein guter Fahrer, Aegerter womöglich ein noch besserer. Aber Caricasulo und Bulega sind auf demselben Level. Wir kommen über eine oder zwei Runden auf die gleichen Zeiten, haben aber nicht die Pace über die Renndistanz – weil wir nicht genügend Power haben.»

Weil wir dieses Jahr zum ersten Mal Vierzylinder-Maschinen mit 600 ccm gegen Dreizylinder mit bis zu 800 ccm und Twins mit 955 ccm kämpfen sehen, gibt es eine ausgeklügelte Balance-Regel, welche über die maximale Öffnung der Drosselklappen für Ausgeglichenheit sorgen soll.

«Bulega war mit seinem Team im Winter früher auf der Rennstrecke als wir, aber sie haben das gleiche Problem», betont Bevilacqua. «Jetzt haben wir zwei Events hinter uns und die Dorna kann die Daten tiefgehend analysieren. Momentan fahren wir mit 76 Prozent Drosselklappenöffnung, das macht es auch mit der richtigen Übersetzung kompliziert. Während der Wintertests hatten wir 80 Prozent, ich weiß nicht, weshalb entschieden wurde, das zu reduzieren. Aber ich beschwere mich nicht, die richtige Balance für die Rennen zu finden, ist extrem kompliziert.»

Bislang ist nicht entschieden, ob die Regeln für den dritten Event in Estoril (20.–22 Mai) gleichbleiben. Sollte sich etwas ändern, dann im Prozentbereich.


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