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Grüner Motorsport: Pfiffigere Ideen als der E-Wahn

Von Ivo Schützbach und Jochen Schobloch
Seit vielen Jahren forschen Techniker und Ingenieure weltweit an alternativen Treibstoffen und Antriebssystemen. Der Motorsport spielt dabei wieder zunehmend eine wichtige Rolle.

Zwei Dinge haben technische Entwicklungen die vergangenen 110 Jahre rasant vorangetrieben: Krieg und Motorsport. Wann immer Ingenieure freie Hand und hohe finanzielle Mittel zur Verfügung hatten, waren sie besonders kreativ und effizient und konnten eingefahrene Strukturen aufbrechen.

Elektroantriebe und Akkumulatoren wurden die letzten 15 Jahre zwar verbessert, aber nicht so nennenswert, wie man dank Formel 1 und Elektro-Rennserien wie der Formel E meinen könnte. Und solange wir nicht 100 Prozent Ökostrom haben und dazu recyclebare und schnellladende Batterien sowie viele Millionen Ladestationen in ganz Europa, macht dieses Konzept für die Masse der Auto- und Motorradfahrer keinen Sinn. Auch wenn das vor allen deutsche Politiker und Lobbyisten in Endlosschleife verzapfen und dabei die vielen besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC) wie Cobalt ignorieren. Zudem sind Stoffe wie Lithium alles andere als nachhaltig und deren Abbau wirkt sich sehr negativ auf die nativen Einwohner aus.

In 30 Jahren Motorsport habe ich noch keinen Ingenieur getroffen, der den batterieelektrischen Antrieb als der Weisheit letzter Schluss bezeichnete. Batterien sind zu schwer und der Wirkungsgrad ist zu gering. Und am Konzept des Verbrennungsmotors ist nichts verkehrt. Worauf es ankommt, ist, womit er befeuert wird. Zum Beispiel im Bahnsport wird schon immer mit Methanol gefahren, ein einwertiger Alkohol. Die Öffentlichkeit wird zunehmend auf solche E-Fuels aufmerksam, synthetische Kraftstoffe, die mittels Strom aus Wasser und Kohlenstoffdioxid hergestellt werden.

Auch für E-Fuels gilt: Sinnvoll sind sie als Treibstoff nur dann, wenn ihre Herstellung nachhaltig erfolgt. Das inkludiert mehr als nur die Verwendung von Ökostrom.

Von Wilhelmshaven aus will das «Projekt 1 Explorer» Nachhaltigkeitsinitiativen für die Automobil -und Motorradindustrie entwickeln und anregen. Dies geschieht durch die Einrichtung und Betreuung einer breiten Palette von Projekten. In dieser Hinsicht ist «Four Motors» ein ausgezeichnetes Beispiel, sagt Gründer Hans Bernd Kamps. Four Motors ist seit mehr als sechs Jahren aktiv, um die Nachhaltigkeitskomponente im Motorsport anzuwenden. Das Langstrecken-Automobil-Rennteam von Teamchef Tom von Löwis und Fahrer Smudo, bekannt als Musiker der Band «Die Fantastischen Vier», will Motorsport mit möglichst wenig CO2-Ausstoß betreiben. Gemeinsam mit Partner Wolf Oil wurde ein Hochleistungsöl entwickelt, das aus recycletem Öl besteht. Das spart im Vergleich zur Raffinierung aus Rohöl 80 Prozent CO2. Angetrieben wird der Motor mit dem Biosprit E20. Als Alternative zu Kohlefaser wurde zusammen mit Bcomp, Porsche, Manthey Racing und dem Fraunhofer WKI eine Naturfaser aus nachwachsenden Rohstoffen entwickelt. Diese ist fast so steif und fest wie Kohlefaser, splittert aber nicht.

Die genannten Ideen erhalten nun auch im Motorrad-Rennsport Einzug, das Projekt firmiert unter dem Namen «MotoNext». Als Partner wurde Ten Kate Racing gewonnen, das erfolgreichste Team der Supersport-Weltmeisterschaft. Die Truppe aus Nieuwleusen nimmt damit eine sehr wichtige Vorreiterrolle ein.

Mit Recycling-Öl, Biosprit, Verkleidungen aus Naturfasern und Bremsbelägen aus nachwachsenden Materialien werden der CO2-Ausstoß sowie die Produktion von Feinstaub drastisch verringert. Erstrebenswert ist zudem, den Ausstoß von Stickstoffoxiden und Primärenergieeinsatz zu verringern und vorhandene Energieträger zu nutzen. Ten Kate Racing wird ebenso wie Four Motors beweisen, dass sie auch unter diesen Voraussetzungen keinerlei Konkurrenzfähigkeit einbüßen. Spätestens ab 2023 werden die Niederländer unter den selbst auferlegten technischen Voraussetzungen in der Supersport-WM antreten.

Diese Ideen passen dem Motorrad-Weltverband FIM sowie der spanischen Sportagentur Dorna, Rechteinhaber für die MotoGP- und SBK-WM, hervorragend ins Konzept. Denn ab 2024 muss der Treibstoff in allen drei Grand-Prix-Klassen Moto3, Moto2 und MotoGP zu mindestens 40 Prozent nicht-fossilen Ursprungs sein, ab 2027 sind 100 Prozent vorgeschrieben. Firmen wie ETS Racing Fuels, Repsol, Shell, Total/ELF und Petronas sind intensiv in die Spritentwicklung eingebunden.

Wer meint, je höher die Zahl hinter dem E desto besser für die Umwelt, denkt nicht weit genug. Die derzeitige «klassische» Bio-Sprit-Herstellung als Bio-Ethanol ist alles andere als nachhaltig. Es werden spezielle Maissorten und andere vergärbare Produkte subventioniert und nur dadurch überhaupt erst für den Betreiber wirtschaftlich angebaut. Diese monokulturellen Flächen berauben die Natur der Diversität und Futterstoffen wie Soya, die dann wiederum importiert werden müssen. E10 ist nicht nachhaltiger als E5, ebenso wird es bei E40 sein. Wenn, dann braucht es synthetisches E100, was wiederum Ethanol/Methanol wäre.


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