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Can Öncü (19) wie verwandelt: Nur Aegerter besser

Von Kay Hettich
Can Öncü (Kawasaki) wurde für seine aggressive Fahrweise, seine schlechte Renneinteilung und von Manager Kenan Sofuoglu für seine Einstellung kritisiert. Beim Supersport-Meeting in Barcelona hat er alles richtig gemacht.

Als Champion im Red Bull Rookies Cup 2018 trat Can Öncü beim Moto3-Saisonfinale in Valencia an und wurde mit 15 Jahren und 115 Tagen der jüngste Sieger. Im KTM-Werksteam von Aki Ajo blieb der Teenager aber weit hinter den Erwartungen, weshalb er von Manager Kenan Sofuoglu in die Supersport-WM 2020 untergebracht wurde. Im Kawasaki-Team von Manuel Puccetti absolviert der 19-Jährige seine dritte Saison eines Fünfjahresvertrags.

Doch Öncü ist vergleichsweise häufig in fragwürdige Aktionen verwickelt, so wie im ersten Supersport-Rennen in Most, als er Auslöser eines Massencrashs in der ersten Kurve war und sich uneinsichtig zeigte. Außerdem bringt er seinen Speed selten über die Distanz, weil er die Reifen zu sehr beansprucht. Zuletzt wurde der Teenager öffentlich von seinem Manager Kenan Sofuoglu für seine Arbeitseinstellung gerügt. Der fünffache Supersport-Weltmeister drohte damit, Öncü fallen zu lassen.

Wohl gerade letzteres hat bei Öncü für einen Sinneswandel gesorgt. Nach der Sommerpause in Magny-Cours war er ohne Fehl und Tadel und fuhr die Plätze 4 und 6 ein. Am vergangenen Wochenende in Barcelona ließ der Kawasaki-Pilot seine beste Leistung in diesem Jahr folgen und stieg als Dritter und Zweiter auf das Podest!

«Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, aber jetzt habe ich mein Selbstvertrauen wiedergefunden. Das macht mich wirklich glücklich, denn wir hatten einige schwierige Zeiten, aber jetzt bin ich wieder ich selbst», gab Öncü zu. «Wenn ich mich mit dem Motorrad so fühle wie jetzt, liebe ich mein Bike noch mehr. Der Unterschied zu einigen der vergangenen Rennen ist, dass wir ein wenig verloren waren. Es war sehr schwierig, unseren Rhythmus zu finden. Jetzt haben wir ihn wieder. Wir müssen so weitermachen und das Motorrad weiter verbessern, um die Motivation hochzuhalten. Wenn man die Motivation verliert, wie bei den letzten Rennen, ist das nicht gut.»

Sein Meisterstück lieferte Öncü im zweiten Rennen ab, als er sich zuerst taktisch verhielt, um dann die Entscheidung zu suchen. Am Ende war nur der überragende Dominique Aegerter (Yamaha) für Öncü außer Reichweite.

«Am Anfang fuhren alle sehr langsam, um die Reifen zu schonen. Aber nach fünf oder sechs Runden begann ich mich zu langweilen, also sagte ich mir ‹gib Gas›. Wir fingen an, eine Lücke zu den Jungs hinter uns aufzureißen, aber das wusste ich nicht wirklich. Ich dachte, es wäre eine große Gruppe von sieben oder acht Leuten, aber ich erfuhr erst nach dem Rennen, dass wir einen Abstand herausgefahren hatten», erklärte der Türke. «Das Rennen hat so viel Spaß gemacht, dass ich vergessen habe, auf die Anzeigetafel zu schauen. Als ich es tat, war ich überrascht, dass es nur noch zwei Runden waren. Es war großartig, wieder auf dem Podium zu stehen. Als Aegerter mich überholte, versuchte ich ihm zu folgen, aber der Kerl war etwas zu schnell.»

Nach Most lag Öncü bereits 35 Punkte hinter Nicolo Bulega (Ducati) auf dem vierten WM-Rang. Nach zwei soliden Wochenenden in Frankreich und Spanien hat er den Italiener überholt und ist WM-Dritter!

«Es ist nur ein Punkt Vorsprung, aber egal, ich bin Dritter», schmunzelte Öncü.

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