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Schwer erziehbarer Can Öncü: Sofuoglu greift durch

Von Ivo Schützbach
Kenan Sofuoglu (li.) mit Can Öncü

Kenan Sofuoglu (li.) mit Can Öncü

Manager Kenan Sofuoglu will seinem Schützling Can Öncü (19) klarmachen, welch privilegiertes Leben er als Fahrer in der Supersport-WM genießt. Dafür hat er ihm den Urlaub gestrichen und ihn zur Arbeit verdonnert.

2018 gewann Can Öncü den Red Bull Rookies Cup, trat am Saisonende mit Wildcard beim Valencia-GP in der Moto3-WM an und wurde mit 15 Jahren und 115 Tagen der jüngste Sieger. Für die folgende Saison wurde das Riesentalent im KTM-Werksteam von Aki Ajo untergebracht, blieb mit mageren acht Punkten und Gesamtrang 31 aber weit hinter den Erwartungen.

Manager Kenan Sofuoglu transferierte Can Öncü für 2020 in die Supersport-WM, wo er seither für das Kawasaki-Team von Manuel Puccetti fährt. Der ursprüngliche Plan des fünffachen Weltmeisters sah vor, dass Öncü spätestens im dritten Jahr Champion wird und dann in die Superbike-WM aufsteigt. Der 19-Jährige hat in 50 Rennen fünf Podestplätze errungen, aktuell ist er Vierter der Weltmeisterschaft.

Sofuoglu ist überzeugt, dass Öncü deutlich erfolgreicher sein könnte, wenn er seine Aufgaben gewissenhafter angehen würde.

«Auch wenn ich das vielleicht nicht sagen sollte, aber für mich interessieren sich Deniz und sein Bruder Can für zu viele andere Dinge», erklärte Kenan im exklusiven Interview von SPEEDWEEK.com. «Als sie zum Mann wurden, ging es mit ihrer Karriere abwärts. Ich tue mir momentan schwer damit, sie im Griff zu haben. Can habe ich Instagram und die anderen sozialen Medien blockiert, er soll sich aufs Motorradfahren konzentrieren, nicht Party machen. Ich verstehe es, das sind junge Menschen. Aber Toprak war auch jung und Bahattin ist es, mit ihnen hatte ich diese Schwierigkeiten nie. Ich hatte für dieses Jahr erwartet, dass Can und Deniz Öncü viele Rennen und eventuell die Meisterschaft gewinnen. Aber im Moment sind beide nicht sehr gut. Can gelangen zum Saisonbeginn zwei Podestplätze, zuletzt fuhr er schlecht. Deniz holte nur einen Podestplatz in Silverstone.»

Can Öncü hat mit Kawasaki Puccetti einen Fünf-Jahres-Vertrag, derzeit ist er in der zweiten Saison. 2020, als er für das Team Turkish Racing innerhalb der Puccetti-Struktur fuhr, war vor diesem Abkommen.

«Wenn seine Ergebnisse so bleiben, will ich mit Can nicht weitermachen», hielt Sofuoglu fest. «Die Resultate müssen besser werden, er muss seinen Fahrstil ändern und sich auf seine Arbeit konzentrieren. Er bekommt in der zweiten Saisonhälfte die Chance, sein Leben zu ändern. Tut er das nicht, beende ich nach dieser Saison die Zusammenarbeit. Auch Kawasaki ist nicht glücklich mit ihm. Jetzt versuche ich alles, um die Kehrtwende einzuleiten.»

Der 37-Jährige weiter: «Can hat in der Sommerpause keine Ferien. Normal trainiert er sehr viel auf dem Motorrad, ich lasse ihn nicht eine Runde fahren und nehme ihn für einen Monat aus meiner Trainingsgruppe. Er dachte, nach Most würde er in Alanya Ferien machen und die Zeit genießen. Stattdessen lasse ich ihn arbeiten, er verkauft auf der Straße Brot. Wenn er das durchzieht, ist es okay. Wenn nicht, mache ich nicht mit ihm weiter. Er muss endlich verstehen, was für einen schönen Job er hat. Ihm ist nicht klar, welche Chance sich ihm im Leben bietet. Für ihn ist alles nett, er geht ins Wochenende und nimmt das Grid-Girl mit – so sieht er seinen Job. Aber so funktioniert das Leben nicht. Er muss verstehen, wie schwierig es ist, im Leben Geld zu verdienen. Vielleicht hätte ich ihm das schon früher näherbringen sollen.»

«Wenn ein sehr talentierter 19-Jähriger langsamer statt schneller wird, dann sind ihm andere Dinge als sein Beruf wichtiger und er hat nicht verstanden, wie dieser funktioniert», fasste Sofuoglu zusammen. «Mit 18 oder 19 muss man an seinen Aufgaben wachsen und immer schneller werden. Can wird aber immer langsamer. Letztes Jahr fuhr er zum Saisonende aufs Podium, in Argentinien hätte er fast gewonnen, so stark war er. Und jetzt schau dir dieses Jahr an. Kawasaki hat Interesse an Huertas und Bahattin, aber nicht mehr an Can. Er ist 19 und fährt eine Kawasaki und sie erzählen mir, dass sie kein Interesse mehr an ihm haben. Das tut mir weh. Ich arbeite schon viele Jahre mit meinen Fahrern und weiß, wie viel Talent er hat – er ist sehr talentiert.»


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