Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Reiterberger: «Niemand muss mir den Hintern pudern»

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger kommt bei Fans und Medien gut an

Markus Reiterberger kommt bei Fans und Medien gut an

Seit Oktober 2017 ist Markus Reiterberger in der Superstock-1000-EM unbesiegt. SPEEDWEEK.com verriet der Bayer aus dem Team alpha Racing Van Zon BMW von Werner Daemen seine Erfolgsgeheimnisse.

Vergangenes Jahr war Markus Reiterberger (24) beim letzten Rennen der Superstock-1000-EM in Jerez mit Wildcard dabei. Damals deklassierte er die Konkurrenz mit Pole-Position, schnellster Rennrunde und überlegenem Sieg.

Jetzt fix in der Meisterschaft dabei, machte es der dreifache Deutsche Meister bei den ersten zwei Rennen des Jahres in Aragón und Assen gleich: Reiti schnappte sich jeden einzelnen Pokal.

Längst fürchten die Gegner, dass es wie 2017 in der IDM laufen wird, wo Reiterberger 13 von 14 Läufen gewann!

SPEEDWEEK.com traf sich mit dem EM-Führenden zum Interview.

Markus, erfährst du von BMW auch werksseitige Wertschätzung, seit du ein Rennen nach dem anderen gewinnst?

Mittlerweile haben wir super Beziehungen zu BMW, das Team gibt es ja schon länger. Seit ich relativ erfolgreich bin, verfolgen das auch alle. Wir kriegen aus allen Abteilungen positives Feedback. Ich hoffe, dass unsere Erfolge etwas bewegen.

Als du deinen Platz bei Althea aufgegeben hast und freiwillig in die IDM zurückgekehrt bist, haben viele im SBK-Fahrerlager gemeint, dass das deine WM-Karriere ruiniert hätte. Ich hielt diesen Schritt für sehr mutig und vor allen Dingen für konsequent. Wie beurteilst du das heute?

Das war auch ein harter Schritt für mich, aber es war der richtige. Wir sind jetzt besser als je zuvor, das Drama damals hätte ich nicht länger gepackt. Ich hatte keinen Spaß mehr am Fahren, du warst ja selber dabei. Mein Weg war der richtige.

Jetzt, wo wir mit dem Stock-Motorrad so schnell sind, teilweise schneller als einige Superbike-Fahrer, eine bessere Werbung kann man gar nicht für sich machen. Die Leute haben gesehen, was ich damals auf der Althea-BMW gerissen habe, sie sahen aber auch die schlechten Erfahrungen. Wer es wissen muss, hat damals gesehen was los war, und auf welchem Level wir jetzt fahren können. Was damals gegen mich war, ist jetzt um das Doppelte für mich.

Ist eines der Erfolgsgeheimnisse im Team von Werner Daemen, dass der Fahrer Teil des Teams ist und ihm nicht nur das Motorrad hingestellt wird und er damit fahren soll?

Nur so geht es. Das Team muss hinter dem Fahrer stehen und ihm nicht einfach nur irgendetwas hinstellen und ihm sagen, dass er so fahren soll, dass das das Beste ist. Man muss erst mal eine gute Basis schaffen und dann auf die Aussagen des Fahrers eingehen. Man darf dem Fahrer aber auch nicht blind vertrauen, es braucht ein gutes Verhältnis zwischen Fahrerintelligenz und dem Team. Ich habe da einen riesigen Rückhalt.

Warum bist du in der Superstock-EM um so viel schneller als der Rest, was macht ihr besser?

Erst mal haben wir Riesenerfahrung mit BMW aus der IDM. Teilweise haben wir auch WM-Erfahrung, ich als Fahrer und das Team. Das Team weiß, wie man ein Motorrad baut, an der Rennstrecke wird das dann noch mal verfeinert.

In der Stock-Klasse sind ja fast keine Änderungen am Motorrad erlaubt, wir machen alles über die Geometrie und das Fahrwerks-Setting. BMW liefert die Motoren und die Elektronik, sie haben Erfahrung aus zig Meisterschaften aus der ganzen Welt. Die Voraussetzungen sind richtig gut.

Die Arbeitsweise bei deinem Team jetzt ist eine andere, als du sie bei Althea kennengelernt hast?

Definitiv, das ist ein ganz ein anderes Hauseck.

In der WM ist das einfach ein Stück weit so: Da kommt der Fahrer hin, der wird eingeflogen und dem wird der Hintern gepudert. Er wird verwöhnt und muss sich nur draufsetzen und fahren. Bei uns im Team bin ich total integriert, ich kann sogar mitschrauben oder beklebe das Motorrad. Mir gefällt es, dass man normal miteinander umgehen kann. Ich habe auch daheim ein ganz normales Umfeld, das mich immer pusht. Mir muss niemand den Hintern abwischen. Das mag ich nicht und das will ich nicht.

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