24h von Daytona: Haben die LMP2 eine faire Chance?

Kolumne von Oliver Runschke
Der Vortest für die 24h Daytona (25./26. Januar) gab eine erste Kostprobe, ob Daytona- und Le-Mans-Prototypen bei der 52. Ausgabe der 24h in Florida fair um den Gesamtsieg kämpfen können.

Gleich zum Saisonstart der neuen United SportsCar-Serie (USC), die das Erbe der ALMS und Grand-Am antritt, liegt vor dem Regelmachern die schwierigste Aufgabe. In der neuen Serie kämpfen Daytona-Prototypen (DP) und Le-Mans-Prototypen (LMP2) um Gesamtsiege und der Saisonstart bei den 24h Daytona (25./26. Januar) findet ausgerechnet auf der Strecke statt, die die Unterschiede zwischen den zwei grundverschiedenen Fahrzeugkonzepten auf die Spitze treibt. Die grobschlächtigen Daytona-Prototypen, Rohrrahmen-Konstruktion mit begrenzter technischer Finesse, sind auf der Highspeed-Piste in Florida den filigranen und auf Abtrieb getrimmten LMP2 von der Papierform her überlegen. Auf den weiteren neun Strecken im USC-Kalender dürfte es dann genau anders aussehen. Der Vortest für die 24h von Daytona am vergangenen Wochenende gab einen ersten Vorgeschmack auf das erwartende Kräfteverhältnis bei dem Langstreckenklassiker in Florida.

Blickt man auf die Rundenzeiten vom Wochenende, scheint die erste Schlacht der Saison schon geschlagen. Am Endes des Tests fehlten dem schnellsten der insgesamt sechs LMP2-Vertreter, dem Honda HPD ARX-03b von Extreme Speed mit Ryan Dalziel, Scott Sharp und David Brabham 1,1 Sekunden auf den schnellsten Daytona-Prototypen, den Coyote-Chevrolet von Action Express mit Christian Fittipaldi, Joao Barbosa und Sébastien Bourdais. Der OAK-Morgan-Nissan lag weitere 0,5 zurück. Klaus Graf und Lucas Luhr hatten zwei Sekunden Rückstand, fuhren allerdings im neuen Oreca-Nissan LMP2 ein besseres Roll-Out. Unter Androhung drakonischer Strafen hat die USC-Regelbehörde IMSA den Teams übrigens mitgeteilt, beim Vortest nicht zu tricksen.

Finale Einstufungen stehen noch aus

Die finalen Fahrzeugeinstufungen der DP und LMP2 für den Saisonstart werden zwar erst in den kommenden Tagen veröffentlicht, doch die Aufgabe, die LMP2 auf dem High-Speed-Tempel von Daytona näher an die DP heranzubringen ist kniffelig.

Die einzige Waffe der DP, die 139 kg mehr auf die Waage bringen als die 900 kg schweren LMP2, ist der Topspeed. Und der sticht in Daytona mehr als auf jeder anderen Strecke in Kalender, der Rundenschnitt liegt dort bei 210 km/h. Selbst wenn die Regelhüter den LMP2 bis zum Rennen in knapp drei Wochen noch einige PS mehr zugestehen: In Daytona wird eine Lücke zu den insgesamt zehn DP bleiben und dank Topspeed-Vorteil dürften es die DP auch einfacher haben sich durch den dichten Verkehr der knapp 70 Teilnehmer zu schlängeln.

Die LMP2-Teams Extreme Speed, Pickett Racing und OAK waren mit dem Vortest zufrieden, obwohl ihre Le-Mans-Prototypen langsamer als die DP waren. «Die IMSA hat vor dem Test noch einige Regeländerungen gemacht, die uns näher gebracht haben», sagt Extreme Speed-Honda-Teamchef und Fahrer Scott Sharp. «Uns fehlen noch rund sieben, acht km/h Topspeed auf die DP, aber generell liegen die Zeiten dichter zusammen. Das ist eine positive Entwicklung.»

Pickett Racing lobt Zuverlässigkeit des neuen Oreca-Nissan

Klaus Graf und Lucas Luhr betonten nach dem Test vor allem die Zuverlässigkeit ihres neuen Sportsgeräts. Der Oreca-Nissan, der erst wenige Tage vor Weihnachten bei Pickett Racing ankam, lief an drei Tagen ohne Mucken. Ein gutes Zeichen für Daytona, denn Ankommen ist für die LMP2-Team beim Saisonstart das grösste Ziel.

Enges Punktesystem bestraft Ausfälle

Umso mehr, nachdem die IMSA am Sonntag das 127 Seiten starke sportliche Reglement veröffentlicht hat, das die Punkteverteilung der United SportsCar verrät. Die Punkte werden nach dem bisher in der Grand-Am verwendeten System vergeben. Das ist eng abgestuft und bestraft nichts so sehr wie Ausfälle: Sieger bekommen 35 Punkte, zweitplatzierte noch 32 Zähler. Ab Rang fünf gibt es nur noch Sprünge von einem Punkt. Das Punktesystem verspricht so zumindest rechnerisch Spannung bis zum Saisonschluss. Wer in den vergangenen Jahren in Daytona ausschied, lief den verlorenen Punkten in der Grand-Am-Meisterschaft meist bis Saisonende hinterher.

Fast scheint es, als wenn sich zumindest Sharp damit abgefunden hat, sich in Daytona in diesem Jahr noch einmal unterordnen zu müssen: «Wir sehen Daytona als eine Strecke an, die mit ihren sehr langen Geraden den DPs entgegenkommt. Natürlich wollen wir in Daytona gerne mit um den Sieg kämpfen, aber andere Strecken im Kalender liegen uns sicherlich deutlich besser. Im Hinblick auf die Meisterschaft müssen wir problemlos durch das Rennen kommen und die Zielflagge sehen.»

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