Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Wales: Volkswagen und Weltmeister hoch vier

Von Toni Hoffmann
Volkswagen feiert in Großbritannien zwölften Rallye-WM-Titel in vier Jahren, Volkswagen gewinnt mit Polo R WRC Hersteller-Titel in der FIA Rallye-Weltmeisterschaft, Ogier/Ingrassia vier Mal in Folge Sieger in Wales.

Zwölf Titel in vier Jahren, je vier in Fahrer-, Beifahrer- und Hersteller-Wertung: Volkswagen hat bei der Rallye Großbritannien das Tüpfelchen auf das i einer starken Saison in der der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) gesetzt. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) gewannen mit dem Polo R WRC den zwölften von 13 Läufen. Volkswagen ist damit nicht mehr von der Spitze der Konstrukteurs-WM zu verdrängen. Zum frenetisch umjubelten vierten Titelgewinn in der Herstellerwertung seit 2013 trugen Ogier/Ingrassia bereits den sechsten Saisonsieg bei, den vierten in Folge, Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) sowie Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N) haben bisher je einen Saisonsieg gefeiert. Volkswagen ist nach Konkurrent Citroën der erst zweite Hersteller in der Geschichte der Rallye-WM, der viermal in Serie sämtliche Rallye-WM-Titel für sich entschied.

Teamgeist zum vierten Mal in Folge frühzeitig mit Hersteller-Titel belohnt

Acht Siege in zwölf Rallyes – Volkswagen hat nicht nur eine erfolgreiche Saison gekrönt, sondern auch eine Serie von vier besonderen Jahren. 42 Siege in 51 Rallyes machen den Polo R WRC seit seiner Premiere bei der Rallye Monte Carlo 2013 zum erfolgreichsten Modell in der Rallye-WM-Geschichte, insgesamt schlagen 85 Podiumsresultate für das World Rally Car aus Wolfsburg zu Buche. Möglich gemacht hat das eine außergewöhnliche Teamleistung der gesamten Mannschaft, sei es vor Ort bei den Rallyes und bei der Motorsport GmbH in Hannover oder in der Zusammenarbeit mit der Technischen Entwicklung in Wolfsburg. 

Der Ogier/Ingrassia-Style: zwölf Titelfeiern als Sieger auf dem Podium

Im Zeichen der Vier: Sébastien Ogier und Julien Ingrassia feierten bei der Rallye Großbritannien nach 2013, 2014 und 2015 auch 2016 den Sieg. Erstmals in ihrer erfolgreichen Karriere entschieden sie damit viermal in Folge den gleichen Rallye-WM-Lauf für sich. Die neuen und alten Weltmeister* sicherten damit den vierten Hersteller-Titel für Volkswagen. Auch Volkswagen darf zum vierten Mal den Titel als Sieger auf dem Podium einer Rallye feiern – ebenfalls viermal mit Ogier/Ingrassia. 2013 stand Volkswagen auch dank des Sieges von Ogier/Ingrassia bei der Rallye Spanien als Titelträger der Hersteller-Wertung fest, 2014 und 2015 fiel die Vorentscheidung mit einem Sieg von Ogier/Ingrassia jeweils in Australien. Der Sieg bei der Rallye Großbritannien war zudem nach Triumphen in Deutschland, Frankreich und Spanien der vierte in Folge für Ogier, Ingrassia und Volkswagen.

Nebel, Regen, Matsch und Schlamm – die Herausforderungen der Rallye Großbritannien

Zwei Wochen früher im Kalender als üblich bot die Rallye Großbritannien in Wales Gewohntes und Ungewohntes. Gewohnt: morgendlicher Nebel und matschige bis schlammige Schotter-Strecken. Ungewohnt: wenig Regen, teils Sonnenschein und Temperaturen oberhalb der 10-Grad-Celsius-Marke. Die Bedingungen auf den insgesamt 22 Wertungsprüfungen waren Wales-typisch extrem rutschig und anspruchsvoll. Ogier/Ingrassia übernahmen von der ersten Prüfung an die Führung und nutzten dabei ihren leichten Startvorteil, die Routen als Führende der Rallye-WM eröffnen zu dürfen. Geschenkt wurde ihnen der Sieg allerdings nicht: Zu ihren härtesten Konkurrenten entwickelten sich Ott Tänak/Raigo Molder (EST/EST, M-Sport-Ford). Das Duell der Michelin-Wettbewerbsreifen, die Volkswagen einsetzt, versus Pneus von D-Mack ging damit erneut an Michelin. Die französische Reifenmarke feierte damit bereits ihren 301. Rallye-WM-Erfolg.

Zeitverluste für Mikkelsen/Jæger und Latvala/Anttila, starke Aufholjagden

Deutliche Zeitverluste mussten am Freitag dagegen Andreas Mikkelsen/Anders Jæger und Jari-Matti Latvala/Mikka Anttila aufgrund von beschädigten Antriebswellen hinnehmen. Die Analyse der Volkswagen Ingenieure führte noch am gleichen Abend zur Lösung: Auslöser war eine neue Dichtung, die bei Testfahrten vor der Rallye erfolgreich erprobt wurde, allerdings bei den speziellen Bedingungen in Wales nicht funktionierte. Auf den verbliebenen 16 Wertungsprüfungen zeigten die Polo R WRC ihre gewohnte Zuverlässigkeit und Mikkelsen/Jæger sowie Latvala/Anttila ihre gewohnte Stärke. Latvala/Anttila sicherten mit einer Aufholjagd, bei der sie über eine Minute auf ihre direkte Konkurrenz gutmachten und sie anschließend hinter sich ließen, mit Platz sechs in der Herstellerwertung den Gewinn des WM-Titels für Volkswagen ab. 

#ShowDownUnder – Vierkampf in Australien um den «Vizetitel» in der Fahrerwertung

Einen spannenden Abschluss erwartet die FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) beim Finale in Australien. In «Down Under» (17.–20. November) haben noch vier Fahrer/Beifahrer Duos Chancen, Platz zwei in der Gesamtwertung zu sichern, darunter das Volkswagen Duo Andreas Mikkelsen/Anders Jæger. Die Norweger liegen nach der Rallye Großbritannien 14 Zähler hinter Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (Hyundai) auf Rang drei der WM. Maximal 28 sind bei einer WM-Rallye zu vergeben.

Stimmen, Tag 03 Rallye Großbritannien

Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1

«Dieser Sieg ist fantastisch. Ich freue mich so sehr, damit für unser großartiges Team den Hersteller-Titel klargemacht zu haben. Es war ein hartes Stück Arbeit, den Vorsprung bei diesen extrem rutschigen Bedingungen hier in Wales ins Ziel zu bringen. Ott Tänak hat viel Druck gemacht, sodass Julien und ich während des ganzen Wochenendes ans Limit gehen mussten. Aber wir haben es geschafft. Im Rückblick ist es eine unglaubliche Reise, die wir alle zusammen in diesen vier Jahren zurückgelegt haben. Es ist definitiv etwas Besonderes, so eine Erfolgsserie hinzulegen – vor allem im Motorsport, wo so viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen. Und ich bin sehr glücklich, dass ich mich damals für Volkswagen entschieden habe, als noch niemand wusste, wohin das WRC Abenteuer uns führen würde.»

Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2

«Isoliert betrachtet haben wir heute unseren Tagesauftrag erfüllt, Østberg überholt und die Rallye auf Gesamtrang sieben beendet. Insgesamt haben wir uns natürlich mehr vorgenommen für das Wochenende und sind nicht zufrieden mit der Platzierung. Andererseits hat sich Volkswagen durch den Sieg unserer Teamkollegen Sébastien Ogier den vierten Hersteller-Titel in Folge gesichert. Das ist natürlich ein großartiger Erfolg für das ganze Team hier vor Ort und in der Zentrale in Hannover. Beim letzten Lauf in Australien werden wir trotzdem noch mal angreifen, um unsere individuelle Saison-Bilanz etwas positiver zu gestalten.»

Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9

«Ich freue mich sehr für unser Volkswagen Team, dass wir wieder gemeinsam Weltmeister in der Hersteller-Wertung geworden sind. Das ist absolut verdient und ich bin froh, hier und da etwas dazu beigetragen zu haben. Natürlich bin ich für mich persönlich insgesamt über den Ausgang der Rallye Großbritannien enttäuscht. Wir wollten hier einen Zweikampf mit Thierry Neuville um Rang zwei in der Meisterschaft führen, doch dazu ist es leider nicht gekommen. Eine Antriebswelle war am Freitag beschädigt und wir haben viele Minuten dadurch verloren. Wirklich schade, aber das ist Motorsport, das kann passieren. Wir haben uns deshalb voll auf die Powerstage konzentriert und haben wirklich alles gegeben. Mehr als zwei Punkte waren nicht drin. Wir werden also in Australien alles geben müssen, um weiter um Rang zwei in der WM zu kämpfen. Genau das haben wir vor.»

Sven Smeets, Volkswagen Motorsport-Direktor

«Eine weltmeisterliche Leistung von Sébastien Ogier und Julien Ingrassia und ein großartiger Tag für Volkswagen. Zum vierten Mal in Folge alle drei Titel in der Rallye-WM zu feiern, ist alles andere als selbstverständlich und es gehört eine Menge Arbeit des gesamten Teams dazu, so erfolgreich zu sein. Ich bin auf die gesamte Mannschaft extrem stolz. Fahrer, Beifahrer, Ingenieure, Mechaniker, Logistiker, Kommunikation und Marketing, medizinische Abteilung und Catering-Team, Meteo- und Wettercrew bis hin zu Verwaltung und Teammanagement – alle haben Entscheidendes beigetragen. Ihr Herzblut, das sie für Volkswagen aufbringen, und ihr Teamgeist suchen ihresgleichen.

Und da war dann noch ...

... «Bertie the Beetle». Bob Beales, Mark Murphy, Mark Walters und Co. setzen einen 58 Jahre alten Volkswagen Klassiker in der nationalen Rallye ein, die zeitgleich mit dem zwölften WM-Lauf in Großbritannien ausgetragen wird. Am Samstagabend hatte „Bertie“, wie der Käfer von seinem Team liebevoll genannt wird, allerdings ein kleines technisches Problem. Ein Kugelgelenk der Spurstange war gebrochen. Ein passendes Ersatzteil hatte Volkswagen Motorsport für das „Team Colorado“ zwar nicht dabei, half aber gern mit Ingenieurswissen durch Gerad Jan de Jongh und Richard Browne aus, die im Hauptberuf als Renningenieure von Sébastien Ogier und Andreas Mikkelsen fungieren, sowie mit passendem Werkzeug. Am Sonntag war „Bertie“ dann wieder bei der Rallye Großbritannien am Start.

FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC), mehrfache Hersteller-Weltmeister

Lancia, zehn WM-Titel (1974–1976, 1983, 1987–1992)
Citroën, acht WM-Titel (2003–2005, 2008–2012)
Peugeot, fünf WM-Titel (1985, 1986, 2000–2002)
Volkswagen, vier WM-Titel* (2013–2016)
Fiat, drei WM-Titel (1977, 1978, 1980)
Ford, drei WM-Titel (1979, 2006, 2007)
Subaru, drei WM-Titel (1995–1997)
Toyota, drei WM-Titel (1993, 1994, 1999)
Audi, zwei WM-Titel (1982, 1984)

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