Neuville kurz vor seinem ersten WM-Titel
Thierry Neuville, der oft als «Beinahe-Mann» der WRC bezeichnet wird, ist am Vortag des Finales der Rallye Japan nun in der Lage, dieses Etikett abzuschütteln und seinen allerersten Rallyeweltmeistertitel zu erlangen. Nach einer bemerkenswerten Aufholjagd vom 15. auf den siebten Platz in der Gesamtwertung in nur sieben Wertungsprüfungen am Samstag sicherte sich der Hyundai-Pilot vorläufig vier wichtige WM-Punkte.
Nach Turbolader-Schwierigkeiten, die seine Fahrt am Freitag stark beeinträchtigten, benötigt der Belgier nach seiner erstaunlichen Aufholjagd nur noch zwei weitere Zähler um am Finaltag der Rallye Japan mit dem Super Sunday die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Der 36-Jährige wäre dann nach fünf Vizeweltmeisterschaften erstmals Titelträger.
«Mit unserer Leistung von heute dürfen wir zufrieden sein. Auf Platz sieben vorzufahren schien am Start der heutigen Schleife nicht sehr realistisch zu sein», kommentierte Neuville. «Morgen könnte ein großer Tag werden. Daher gilt es feste die Daumen zu drücken und heute Nacht gut zu schlafen. Ich habe in meiner Karriere genug Rückschläge erleb»“, erläuterte er weiter.«Ich habe deshalb gelernt, ruhig zu bleiben und einfach damit umzugehen. Das Beste, was man in einer solchen Situation wiew gestern tun kann, ist es einfach zurückzuschlagen. Ich denke, das haben wir heute auf die richtige Weise getan».
Während Tänaks Ambitionen auf einen zweiten Fahrertitel nunmehr gering erscheinen, trägt er vor allem die Hoffnungen von Hyundai auf die Herstellerwertung. Der Este begann den Samstag mit einem Vorsprung von 20,9 Sekunden auf den Toyota-Fahrer Elfyn Evans. Dieser Vorsprung war nach dem Vormittag auf 15,3 Sekunden geschrumpft. Eine starke Leistung am Nachmittag auf den Asphaltstraßen von Aichi ermöglichte es Tänak jedoch, seinen Vorsprung in weiteren fünf Prüfungen vor Tagesende wieder auf 38,0 Sekunden auszubauen.
In der Herstellerwertung liegt Hyundai nun 11 Punkte vor Toyota. Vor dem finalen Sonntag ist die WM-Entscheidung nun noch komplett offen.
«Es war hart, aber vor allem in der zweiten Schleife waren wir stärker als Elfyn», meinte Tänak. «Wir waren bis jetzt dabei und werden auch weiterhin dabei sein. Die Herstellermeisterschaft ist unser großes Ziel und wir wollen das erreichen».
Wie Neuville war auch der achtfache Champion Sébastien Ogier im Toyota gut unterwegs. Ein zweiminütiger Radwechsel am Freitag hatte ihn zurück geworfen. Mit zwei Etappensiegen und drei zweitschnellsten Zeiten kletterte der Ex-Weltmeister im Zwischenklassement nun vom fünften auf den dritten Platz vor.
Der Franzose überholte dabei seinen Teamkollegen Takamoto Katsuta, der sich auf WP12 drehte, sowie Ford-Pilot Adrien Fourmaux.
Nachdem Fourmaux den Japaner nach dessen Fehler überholt hatte, stand Fourmaux unter ständigem Druck des Lokalmatadors. Schließlich brachte Fourmaux seinen M-Sport Puma mit gerade 6,1 Sekunden Vorsprung vor ihm ins Ziel..
Beeindruckend war auch das Tempo von Ford-Youngsters Grégoire Munster, der den Tag als seinen bisher besten Einsatz überhaupt auf Asphalt bezeichnete. In WP10 war er die drittschnellste Zeit gefahren war.
Nikolay Gryazin (Citroen) belegte den achten Gesamtrang und baute somit seine Führung in der WRC2 auf 1 Minute 25,3 Sekunden gegenüber Sami Pajari aus. Pajari (Toyota) befindet sich auf dem besten Weg, am Sonntag sowohl den WRC2- als auch den WRC2 Challenger-Titel zu gewinnen. Skoda-Pilot Hiroki Arai komplettierte die Top 10.
Das Zwischenklassment (Samstag) nach 16 von 21 Wertungsprüfungen
1. Tänak/Järveoja (Estland) Hyundai 2h 39m 48,0s
2. Evans/Martin (Großbritannien) Toyota +38,0s
3. Ogier/Landais (Frankreich) Toyota +2m 10,0s
4. Fourmaux/Coria (Frankreich) Ford +2m 19,1s
5. Katsuta/Johnston (Japan) Toyota +2m 25,2s
6. Munster/Louka (Luxemburg) Ford +3m 07,1s
7. Neuville/Wydaeghe (Belgien) Hyundai +7m 43,7s