Korsika: 10.000 neue Kurven in der WM

Von Toni Hoffmann
Der elfte Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft ist mit der Rückkehr nach sieben Jahren auf die französische Mittelmeerinsel Korsika für viele Piloten Neuland.

Die Rallye Korsika mit der französischen Bezeichnung «Tour de Corse» wird auch gerne die «Rallye der 10.000 Kurven» genannt. Nicht zu Unrecht, denn die neun Prüfungen, so wenige wie noch schon lange nicht mehr in der Rallye-Weltmeisterschaft, führen mit insgesamt 332 Bestzeitkilometern über enge und sehr kurvenreiche Bergstraßen auf Korsika mit einem rauen Asphaltbelag. Da kommt auf die Teams viel Arbeit am Lenkrad und auch für die Streckennoten beim einstigen WM-Klassiker zu.  

Die letzte WM-Ausgabe der Rallye Korsika, die seit Beginn der Weltmeisterschaft in der Königsklasse als französischer Beitrag in der Königsklasse vertreten war, erfolgte 2008. Danach war sie Teil der Intercontinental Rally Challenge (IRC) und dann der Rallye-Europameisterschaft. Da die Austragung der Rallye Frankreich im Elsass an der mangelnden finanziellen Unterstützung der dortigen Institutionen 2015 scheiterte, sprang Korsika, eigentlich als Finale der Rallye-Europameisterschaft terminiert, in die Bresche.  

Für Citroën ist die Ferieninsel im Mittelmeer eigentlich die Geburtsstunde des neuen offiziellen Rallye-Engagements. 1999 sorgten der leider zu früh verstorbene Philippe Bugalski und sein spanischer Kollege Jesus Puras im Citroën Xsara Kit-Car auf Korsika für den ersten WM-Sieg der Neuzeit für das Zwei-Zacken-Team, und dies im Doppelpack. 2001 war es Puras, der in seiner Heimat im Xsara WRC den ersten Triumph für Citroën mit einem World Rally Car einfuhr. Dann kam der große Sébastien Loeb, der 2004 bei seinem Heimspiel auf Korsika seine und Citroëns erste Weltmeisterschaft vorzeitig holte. 2005 setzte Loeb auf der Geburtsinsel von Napoléon Bonaparte einen weiteren Meilenstein, als er als erster Pilot bei einem WM-Lauf auf allen Prüfungen die Bestzeit setzte. Bis zur letzten korsischen WM-Ausgabe 2008 gingen alle Siege an Loeb und Citroën, damit auch der letzte WM-Sieg auf Korsika.  

Citroën viel Erfahrung beim Heimspiel

Citroën kann zwar auf eine große Korsika-Erfahrung zurückblicken, die Piloten Kris Meeke und Mads Östberg weniger. Meeke kennt die Rallye aus seiner Zeit in der IRC, Östberg aus dem Jahr 2008, als er im privaten Subaru Impreza WRC den neunten Platz erreichte. Doch seitdem hat sich die Rallye verändert. Sie ist für viele Neuland. Mit 987 Gesamtkilometern und nur neun Prüfungen (= 332 km) ist sie in diesem Jahr die kürzeste WM-Rallye. Pro Etappe werden nur je drei Entscheidungen ausgefahren. Diesmal führt die Rallye über die gesamte Insel mit Ajaccio, Corte, Bastia und Porto Vecchio mit verschiedenen Start- und Zielstädten.  

Citroën hofft, auf den Bergstraßen an die ihr eigene und starke Asphaltperformance früherer Tage und auch der in diesem Jahr ein wenig anknüpfen zu können. Dabei soll gerade Kris Meeke eine nicht unbedeutende Rolle im DS3 WRC zu spielen. Mads Östberg hat seinen Trainingsunfall in Australien mit einem LKW, weswegen er auf den Start «down under» verzichten musste, verkraftet und kann in Ajaccio starten. Sein Australien-Ersatzmann Stéphane Lefebvre wird auf Korsika wie geplant den dritten (Citroën) DS3 WRC pilotieren. Nach einem dreitägigen Pre-Event-Test auf Korsika geht das Zwei-Zacken-Team ziemlich zuversichtlich an den Start des WM-Heimspiels.  

Citroën-Sportchef Yves Matton: «Wir müssen die 'Tour de Corse' als eine ganz neue Rallye im Kalender behandeln. Sie hat ein ungewöhnliches Format, sie ist eine Rallye, die sich von den anderen abhebt, daher haben wir auch schon vor einigen Monaten mit den Planungen begonnen. Der außergewöhnliche Charakter der Strecke, auch in Bezug auf die Serviceplätze, müssen wir mit allen möglichen Situationen einzuschätzen versuchen. Nicht nur der logistische Aspekt hebt diese Rallye von den anderen ab. Wir müssen auch unser Blick auf den sehr unterschiedlichen Asphalt werfen. Citroën Racing hat mit einer solchen Art von Rallyes natürlich viel Erfahrung. Wir konnten nach dem Pre-Event-Test auf Korsika das Set-up unserer DS3 WRC sehr verfeinern. Dennoch müssen wir diese Rallye mit viel Respekt betrachten. Die Rallye Korsika ist eine harte Rallye, dennoch liegt unser Augenmerk darauf, dass wir dort so viele Punkte wie möglich zu holen. Kris und Mads werden dort alle ihre Erfahrung mit ihren Autos ausspielen müssen. Sie müssen schon vom Start weg gleich ins Geschehen eingreifen. Unsere Strategie ist darauf ausgerichtet, am Ende mehr Punkte als unsere direkte Rivalen zu holen.»  

Der achtfache Marken-Champion Citroën liegt in der Herstellerwertung 13 Punkte hinter dem Tabellenzweiten Hyundai.  

«Ich habe an diese Rallye vom letzten Mal, als ich dort in einem WRC gestartet bin, noch gute Erinnerungen», führt Östberg an. «Die Strecken sind fantastisch und sehr technisch. Einer Kurve folgt die nächste mit viel Grip. Ich freue mich darauf. Diesmal aber verliefen meine Vorbereitungen sehr ungewöhnlich. Normalerweise bereite ich mich auf eine Rallye auch körperlich vor. So aber arbeitete ich nur an meinem Aufschrieb und schaute mir Videos an. Seit Montag aber fühle ich mich zuversichtlicher, weil sich mein Leben wieder in normalen Bahnen bewegt. Ich kann also starten und wieder fahren. Mein Ziel ist es, einen Platz unter den besten Fünf und meinen Tabellenplatz zu verteidigen.»  

«Das ist eine ganz neue Rallye, aber ich freue mich, wieder auf Korsika zu sein. Sie eine legendäre Rallye in der Meisterschaft», meint Meeke. «Die Strecken sind diesmal nicht so typisch korsisch als zu den Zeiten, als die Rallye nur rund um Ajaccio war. Sie sind etwas sauberer zu fahren. Ich mag Asphaltprüfungen. Es sind zwar nur neun Prüfungen, aber sie sind lang und das Wetter kann den Ausgang der Rallye sehr beeinflussen. Nach den Pre-Event-Tests möchte ich, sofern ich meinen Rhythmus finde und alles normal läuft, um einen Platz auf dem Podium kämpfen.»  

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